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0901 - Die Zweidenker

Titel: 0901 - Die Zweidenker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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kann für sich alleine antworten."
    Das war mir eine Lehre gewesen, und ich überlegte es mir fortan gut, mich in Angelegenheiten zu mischen, die mich nichts angingen.
    Als sich heute morgen Mutter mit Kerinnja aufmachte, um eine passende Ausbildungsstätte für sie zu suchen, da wäre ich gerne mitgekommen.
    Aber von mir aus sagte ich nichts, und da Mutter diesen Vorschlag auch nicht machte, blieb ich allein zurück.
    Ich durchstreifte den ganzen Tag die Stadt unter dem Meer, ohne jedoch den Aufgang zur Oberwelt zu finden. Aber wenigstens war ich noch vor Mutter und Kerinnja zurück, so daß meine Abwesenheit keinem auffiel.
    Normalerweise schlief ich bald nach dem Niederlegen ein. Ich brauchte nur die Geschehnisse des Tages noch einmal nachzuerleben und wurde davon so müde, daß mich der Schlaf von selbst überkam. Aber nicht so diesmal.
    Ich hörte von Ferne die Stimmenmeiner Eltern, die mich seltsamerweise aufwühlten, statt mich einzuschläfern.
    Und dann schreckte mich ein Geräusch vor meiner Tür hoch.
    Ich schwang mich aus dem Bett und lief hin. Als ich die Tür öffnete, stand Kerinnja draußen, die ich offenbar beim Lauschen ertappt hatte. Sie gab mir mit auf die Lippen gelegtem Zeigefinger zu verstehen, daß ich mich ruhig verhalten sollte. Dann flüsterte sie mir zu: „Die machen wieder hohe Politik.
    Sie besprechen die Invasion der Loower."
    Ich nickte. Natürlich wußte ich, was sie meinte. Jedes Kind wußte über die fremden Invasoren Bescheid.
    Bei meinem Ausflug in die Stadt hatte ich überall Menschengruppen getroffen, die dieses Thema diskutierten. Da ich hellhörig war, hatte ich genug aufgeschnappt, um mir ein Bild machen zu können. Vieles verstand ich natürlich nicht, aber mir war klar, daß die Loower im Solsystem nichts zu suchen hatten und nur Unruhe stifteten. • „Wenn die Regierung keine Maßnahmen ergreift, müßte das Volk etwas unternehmen", hörte ich Vater gerade sagen. Kerinnja nickte zustimmend. „Ich habe mich umgehört.
    Alle sind der gleichen Meinung. Wozu haben wir unsere Flotte? Wozu gibt es die GAVÖK? Man sollte es diesen Loowern zeigen und nicht warten, bis sie ihre Macht gefestigt haben. Sonst schlittern wir in eine Neuauflage der Larenkrise."
    „Wir hätten in der Provcon-Faust bleiben sollen", sagte Mutter. „Wer wollte denn fort?" erwiderte Vater. „Dich hat es ja zur Heimatwelt deiner Vorfahren gezogen. Du wolltest unbedingt zur Wiege der Menschheit zurück. Wenn ich das schon höre! Die Erde wird noch das Grab der Menschheit. Und die Loower sind unsere Totengräber."
    „Hör auf damit, Haman. Jetzt kannst du leicht gescheit reden. Aber warum hast du mich damals nicht zu überzeugen versucht, daß wir auf Gäa sicherer wären? Du spielst auch sonst immer den Patriarchen. Du sorgst für die Familie, übernimmst die Erziehung der Kinder und setzt bei allem meine Zustimmung voraus.
    Einmal hast du mir nachgegeben, und jetzt hältst du es mir vor."
    „Ich mache dir keine Vorhaltungen.
    Im Gegenteil, du gibst mir die Schuld an deinem Fehler."
    „So kann man es natürlich auch sehen."
    „Wie auch immer. Wenn die Loower schon die LFT einlullen konnten, mit uns, dem Volk, werden sie kein so leichtes Spiel haben. Wir werden uns erheben wie ein Mann.
    Sollen sie es nur wagen, ihre Invasionstruppen auf Terra abzusetzen!
    Ich jedenfalls habe vorgesorgt."
    „Was redest du da, Haman!"
    „Das sind keine leeren Worte. Sieh her."
    „Was ist das?" Ich hörte Mutter rascher atmen. „Eine Waffe? Was willst du damit?"
    „Meine Familie verteidigen. Und andere werden das auch tun. Wir werden bis zum letzten Mann kämpfen."
    „Ist es so ernst?"
    „Man weiß nie..."
    An den folgenden Geräuschen war zu erkennen, daß Vater sich von seinem Platz erhob. Als sich seine Schritte der Flurtür näherten, drängte mich Kerinnja in mein Zimmer, folgte selbst und schloß die Tür hinter uns. „Haman will sicher nicht, daß wir etwas über diese Dinge wissen", begründete meine Schwester ihre Handlungsweise/Sie lauschte an der Tür, und als es" im Flur still wurde, atmete sie auf. „Haman weiß, was er sagt", meinte sie dann."
    „Werden die Loower kommen?" fragte ich.
    Kerinnja nickte ernst. „Arme Baya", sagte sie dann. Ich merkte, daß sie zitterte. „Wäre ich erst sieben Jahre, würde ich mich ebenso wie du fürchten. Aber habe keine Angst. Ich werde diese Nacht bei dir bleiben. Einverstanden?"
    „Einverstanden", sagte ich, obwohl ich ihr genausogut hätte klarmachen

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