0902 - Das Erbe der Hölle
sich an jedem neuen Knacken ergötzend. Stattdessen beherrschte sie sich mühsam. »Was möchtest du mir also erzählen, Viper?«
»Bevor ich rede, will ich eine mit deinem Blut geschriebene Garantie, dass alles so geschieht, wie ich es mir wünsche.«
Die Fürstin der Finsternis schäumte innerlich. Ein solcher Vertrag war bindend und ließ ihr keinen Handlungsspielraum mehr. Trotzdem musste sie zustimmen, denn ihre Angst und ihre Neugier ließen ihr gar keine andere Wahl. »Gut, Viper. Auch das sollst du bekommen.«
Stygia ließ sich ein Vertragspergament bringen. Aus ihren Augen lösten sich blutige Tränen und tropften auf das Höllenpergament. Dort verteilten sie sich wie von Geisterhand und bildeten hintereinander angeordnete Schriftzeichen.
Astaroths Viper zischte zufrieden. Sie rollte das Vertragspergament zu einem schmalen Schlauch zusammen und verschluckte es.
»Hör also gut zu, Fürstin. Es gibt einen Platz im Magischen Universum , dessen ungeheuren Kräften selbst Svantevit nicht gewachsen ist. Dorthin musst du den Vierköpfigen locken. Dann sind deine Probleme mit einem Schlag gelöst.«
Stygia kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. »Und was für ein Platz soll das sein?«
»Ich rede von der Schwarzen Gruft . [3] Svantevit will Ministerpräsident werden und dich dafür aus dem Weg räumen, Fürstin. Du musst also nur dorthin gehen. Der Vierköpfige wird dir automatisch folgen.«
***
Svantevit beschloss, seinen Weg fortzusetzen. Höchstwahrscheinlich war seine Vernichtungsaktion bemerkt worden. Da aber starke magische Entladungen in dieser Dimension ebenso wie das gegenseitige Töten zum Alltag gehörten, würde kaum jemand die richtigen Schlüsse daraus ziehen.
Ein Dämon hatte niederes Geschmeiß getötet. Na und? Selbst in der relativ kleinen Hölle kannte nicht jeder jeden, da war er absolut sicher. So würde niemand auf den Gedanken kommen, dass kein Höllendämon für das Massaker verantwortlich war, sondern Svantevit höchstpersönlich.
Der Vierköpfige hatte die Ebene der Knochen bereits wieder verlassen und wanderte durch die umgebenden Berge an einem kochenden Schwefelsee entlang. »Pssst«, erklang es plötzlich zu seinen Füßen. Sofort verwandelte sich Lis Gesicht wieder in die Flammenfratze.
Svantevit blickte nach unten. Zwischen zwei Felsen nahm er eine doppelt armlange Schlange wahr, die für das Geräusch verantwortlich zeichnete. Die Flammenfratze wuchs auf doppelte Größe.
Die Schlange ließ sich jedoch nicht beeindrucken. »Töte mich nicht, Svantevit. Ich bin gekommen, um dir zu helfen, die Hölle zu besiegen.«
Der Dämon setzte den Fuß, den er gehoben hatte, um die Schlange zu zertreten, wieder auf den Boden. »Woher weißt du, wer ich bin? Und wer bist du selbst?«
Frech ringelte sich die Schlange an Lis Hosenbein hoch, denn dank Svantevits Magie waren dessen Kleider trotz des kurzen Aufenthalts in Lucifuge Rofocales Badesee noch intakt. Der verblüffte Dämon ließ es geschehen, denn er fühlte sich diesem Gewürm hoch überlegen.
»Nenne mich Viper, Svantevit, denn einen anderen Namen besitze ich nicht. Ich bin ein Sklave des Erzdämons Astaroth und dieses feinen Herrn schon lange überdrüssig. Denn er quält mich auf furchtbare Art und Weise. Und dass Svantevit in der Hölle angekommen ist, um Stygia zum Kampf zu fordern, weiß nicht nur ich. Der Angriff der Fledermausdämonen war nicht etwa zufällig. Die Fürstin der Finsternis hat sie geschickt, um dich zu vernichten. Dass das nicht gelingen würde, war mir von vorneherein klar.«
»Und warum?«
»Warum? Weil der gesamte Höllenadel ein durch und durch dekadentes Volk geworden ist. Da nehme ich auch ausdrücklich den Ministerpräsidenten und die Fürstin der Finsternis, vielleicht sogar LUZIFER selbst nicht aus. Sie alle haben keinen Biss mehr und werden die Hölle früher oder später in den Abgrund stürzen, weil sie zu schwach sind, mit der alten Härte zu regieren. Niemand aus der Hölle selbst kann sie zu neuem Glanz führen, sondern nur jemand von außen. Du, Svantevit. Du besitzt die nötige Kraft und Macht, um der Hölle und der Schwarzen Familie zu neuer Pracht und Herrlichkeit zu verhelfen. Das ist es, was ich will. Deswegen werde ich zum Verräter an meinem Herrn Astaroth, was ich aber, wie gesagt, nicht sehr bedauere.«
»Die Fürstin der Finsternis weiß also, dass ich im Anmarsch bin. Wie ist das möglich?«
»Du bist bei deiner Ankunft zufälligerweise beobachtet worden,
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