0902 - Zurück zu den Toten
auf dem einige Zeitschriften lagen. Aus einem Automaten hatte er sich auch Kaffee geholt, die Brühe stand in einem hellen Pappbecher.
Die meisten Menschen kannte er. Schwestern, Ärzte oder Patienten, sie gehörten zum Personal. Ich allerdings nicht, und der Kollege setzte sich kerzengerade hin, als ich auf die Gangtür mit dem undurchsichtigen Milchglas zuschritt.
»Moment, Sir!«
Ich blieb stehen. Den Ausweis hielt ich bereits in der Hand und legte ihn jetzt auf den Tisch.
»Sie sind Mr. Sinclair. Ich bin bereits von Ihrem Chef benachrichtigt worden.«
»Dann darf ich passieren?«
»Natürlich, ich sage nur dem Kollegen vorn im Gang Bescheid.« Er griff zu seinem Sprechgerät und gab die Meldung durch. Ich aber ging noch nicht, denn ich wollte wissen, wie es dem Patienten ging.
»Das kann ich Ihnen nicht sagen, Sir.« Der Mann wollte aufstehen, doch ich drückte ihn zurück. »Selbst habe ich mit diesem Killer noch nicht sprechen können. Wenn Sie genaues wissen wollen, müssen Sie die Ärzte fragen.«
»Mal schauen. Ich werde versuchen, mir selbst ein Bild davon zu machen. Danke jedenfalls.«
»Bitte, gern geschehen. Und viel Erfolg!«
Ich hob die Schultern und stieß die Milchglastür auf. Vor mir lag der übliche Krankenhausgang, wobei ich mich über die Breite wunderte. Es machte ihn heller und freundlicher als in den anderen Etagen. Bestimmt lagen hier nur besondere Patienten, und das Zimmer des Killers befand sich weiter hinten. Dort saß auch der zweite Wachtposten auf einem Stuhl. Als mich der Mann sah, stand er auf und zupfte seine Uniform glatt.
Ich wollte keine Zeit mehr vertrödeln und unterließ es deshalb mit einem Arzt oder einer Krankenschwester zu sprechen. Statt dessen wandte ich mich an den Polizisten. »Alles in Ordnung?«
»Keine besonderen Vorkommnisse, Sir.«
»Das ist gut. Liegt er allein?«
»Ja.«
»Dann werde ich ihn mal besuchen.«
Sehr leise öffnete ich die Tür und blickte in einen durch ein Rollo abgedunkelten Raum.
Ein breites Bett, zu breit für die darin liegende schmale Gestalt, vielleicht wirkte sie auf mich auch nur so klein, denn hinzu kamen die Kontrollgeräte, die das Bett umstanden. Von diesen Überwachungsmaschinen hatte ich keine Ahnung, und so leise wie möglich näherte ich mich dem Zentrum des Zimmers.
Ich hatte das Bett noch nicht erreicht, als hinter mir jemand die Tür öffnete und in das Krankenzimmer huschte. Ein Arzt, dessen Kittel nicht geschlossen war, funkelte mich an. »Was haben Sie hier zu suchen, Mister?«
»Hat es der Kollege nicht erklärt?«
»Ja, aber Sie hätten mit mir sprechen müssen.«
»Sicher, verzeihen Sie mir noch mal. Daran habe ich nicht gedacht.« Ich klärte den Arzt über mein Vorhaben auf und verfolgte, wie sein Gesichtsausdruck immer besorgter wurde.
»Viel Zeit kann ich Ihnen aber nicht geben, Mr. Sinclair.«
»Es dauert auch nicht lange.«
»Gut, dann lasse ich Sie jetzt allein.« Er verschwand und zog leise die Tür zu.
Ich wußte nicht, ob der Verletzte unser Gespräch mitbekommen hatte, die Augen zumindest hielt er geschlossen, öffnete sie aber, als ich neben dem Bett stehenblieb.
Gesehen hatte ich ihn zuvor noch nicht. Ich schaute in ein stoppelbärtiges Gesicht, in dem die flache Nase auffiel. Die Haare waren kurz geschnitten. Trockene Lippen verzogen sich zu einem leichten Grinsen, als Marcote fragte: »Wen haben sie denn jetzt geschickt?«
»Ich heiße Sinclair.«
»Sonst noch was?«
»Ich bin von Scotland Yard und interessiere mich besonders für gewisse Schläfer.«
»Auch für deren Erweckung?«
»Sicher.«
»Dann mußt du dich beeilen, Sinclair.«
»Wieso?«
Er hüstelte leicht. »Mich hat es erwischt, ich weiß auch, was mit mir los ist. Ich werde die restlichen Jahre meines Lebens im Rollstuhl verbringen, das alles ist mir klar, und das wissen auch die anderen, die mal meine Freunde gewesen sind. Ich bin jedoch für sie zu einem Sicherheitsrisiko geworden, und bewacht werde ich nicht grundlos. Sie werden mich irgendwann erwischen, das steht fest, aber ich habe mir geschworen, ihnen zuvor noch ein Schnippchen zu schlagen. Ich werde Ihnen jetzt etwas erzählen, daß Ihnen die Luft wegbleibt.« Seine Augen blitzten plötzlich, als würde es ihm Spaß machen, mit mir über gewisse Dinge zu reden. »Es ist ein Geheimnis der Mafia, und auch ein gewisser Costello hat damit zu tun, obwohl ich keine direkten Beweise Hefern kann.«
»Ich glaube Ihnen auch so, Marcone, denn ich kenne Freund
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