0903 - Der Quellmeister
grausige Schauspiel beobachtete, füllte sich der Raum mit weiteren Explosionen. Plötzlich war die Dunkelheit wie weggewischt. Die Kairaquola schien sich in die Korona einer Sonne hinein verirrt zu haben. Glut war überall, das grelle, weißblaue Leuchten nuklearen Feuers!
Burnetto-Kup schaltete auf volle Beschleunigung. Hier und dort sah er, wie die loowerischen Fahrzeuge ihre Schirmfelder ausführen. Das beruhigte ihn, denn es bedurfte mehr als nur einer nuklearen Explosion, um ein energetisches Schirmfeld zum Wanken zu bringen. Die Positionsdaten der GONDERVOLD befanden sich im Kursspeicher des Einmannsboots, aber Burnetto-Kup wußte nicht, ob sein Schiff nicht schon längst den Standort gewechselt hatte. Er aktivierte den Kommunikator und rief nach seinem Stellvertreter.
Aber bevor er Antwort bekam, traf ein fürchterlicher Schlag das kleine Fahrzeug. Burnetto-Kup hörte das häßliche, fauchende Geräusch, das entsteht, wenn Metall zerreißt. Er sah Feuer ringsum. Er fühlte sich in die Höhe gerissen und eine Hundertstelsekunde später wieder in seinen Sitz gestaucht. Er sah wie in einer Zeitlupenaufnahme, wie das Boot sich rings um ihn auflöste, wie die Hülle zerfiel und die Bruchstücke nach allen Seiten davonstrebten.
Und plötzlich war nur noch er selbst übrig. Er selbst und der Pilotensitz, mit dem ihn starke Gurte verbanden.
Ringsum aber glühte das All in den Farben der Vernichtung. Burnetto-Kup wußte nicht, in welche Richtung er sich bewegte. Er rechnete jeden Augenblick damit, in den Bannkreis eines der Glutbälle zu geraten.
Nur wenige Minuten, nachdem Pankha-Skrin den jungen Kommandanten der GONDERVOLD 38 PERRY RHODAN verabschiedet hatte, traf an Bord der RIESTERBAAHL die längst erwartete Hyperfunknachricht ein. Sie war von einem Türmer des loowerischen Volkes namens Hergo-Zovran und enthielt die Koordinaten der Galaxis, in der das AUGE aufbewahrt wurde.
Man kann darüber spekulieren, wie die Ereignisse der nächsten Stunden ausgefallen wären, hätte die Nachricht des Türmers den Quellmeister nicht gerade in diesem Augenblick erreicht. Pankha-Skrin war, nachdem er dem Helk Nistor noch einige abschließende Anweisungen erteilt hatte, bereit, sofort vor den Kommunikationstisch zu treten und eine Erklärung an die gesamte Kairaquola abzugeben. Die Erklärung hatte eine Erläuterung seines bisherigen Verhaltens ebenso wie eine Anweisung an die Kommandanten der Flotte enthalten sollen, daß dem unbekannten Angreifer kein Widerstand geleistet werden solle.
Die wenigen Minuten, die der Quellmeister sich mit Hergo-Zovrans Nachricht befaßte, darin eingeschlossen die sofortige Übermittlung der Koordinaten an Nistor, machten diesen Plan zunichte. Pankha-Skrin hatte soeben den Koordinatenaustausch mit dem Helk beendet, da ertönte das schrille Pfeifen der Alarmsirenen.
Zwar beeilte sich der Quellmeister, das Versäumte auf dem schnellsten Wege nachzuholen. Aber bevor er dazu kam, den Rundsprechkanal zu aktivieren, der ihn mit allen Einheiten der Flotte verband, erhielt die RIESTERBAAHL einen Treffer, die die Mehrzahl ihrer Kraftwerke lahmlegte.
Voller Entsetzen erkannte Pankha-Skrin die Folgen dieser Entwicklung.
Im Fall eines gegnerischen Angriffs war es die vordringlichste Aufgabe der Kairaquola, das Schiff des Quellmeisters zu schützen. Der Quellmeister war das wertvollste Gut des loowerischen Volkes. Er mußte unter allen Umständen vor dem Zugriff des Feindes gerettet werden.
Nach diesem Grundsatz begannen die Kommandanten der Flotte in diesem Augenblick zu handeln! Durch den einzigen Bildkanal, der ihm noch übrigblieb, sah Pankha-Skrin, wie der Raum sich mit Glutbällen füllte.
Er sah die Umrisse der loowerischen Schiffe wie schwarze Punkte vor dem Hintergrund des nuklearen Feuers. Er sah, wie sie einen dichten Ring um die RIESTERBAAHL zu schließen begannen, und er wußte, daß es nur noch eine Frage der Zeit war, bis sie von den überlegenen Waffen des unerbittlichen Angreifers einfach ausgelöscht wurden!
Dem Quellmeister brannte das Herz. Zwar lehrte die entelechische Philosophie, daß das Ganze unendlich hoch über dem Bestandteil, das Wohl des loowerischen Volkes unendlich hoch über dem eines Einzelwesens stehe. Aber Pankha-Skrin hatte sich jene Empfindsamkeit bewahrt, die ihm die Fähigkeit verlieh, den einzelnen um seines eigenen Wertes willen zu schätzen. Er dachte in diesem Augenblick nicht an das Schicksal der Loower. Vor seinem geistigen Auge entstand vielmehr das
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