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0904 - Ein teuflischer Verführer

0904 - Ein teuflischer Verführer

Titel: 0904 - Ein teuflischer Verführer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Stoff der roten Kutte warf Falten.
    Vera konnte nicht anders. Sie mußte auf die Öffnungen schauen, die nicht mehr leerblieben.
    Seine Hände erschienen.
    Nein, keine normalen Hände, die hatten längst ihre Haut verloren. Es waren Knochenklauen, irrsinnig bleich, einfach widerlich, kaum zu begreifen.
    Knochenfinger.
    Lang, gekrümmt, und diese Finger bewegten sich nicht auf Vera Tanner zu, sondern von verschiedenen Seiten zur Mitte hin, wo sich die beiden Hälften trafen.
    Die bleichen Knochenfinger packten zu.
    Es war ganz einfach, ein Griff nur reichte aus, und blitzartig zerrten sie die beiden Hälften zur Seite.
    Vera Tanner wußte nicht, was sie noch denken sollte. Sie rechnete mit dem Schlimmsten und war dennoch überrascht, als sie sah, als was ihr teuflischer Geliebter vor ihr stand.
    Als bleiches Skelett!
    ***
    Das also war aus Lou Ryan geworden. Ein Gerüst aus alten Knochen, eine bösartige Gestalt, etwas, das die Menschen im Laufe der Jahrhunderte als den Tod bezeichnet hatte, und dem eigentlich nur mehr die Sense fehlte, um dieses Bild perfekt zu machen.
    Ein Irrtum, ein Spiegelbild ihrer wilden Phantasien?
    Nein, nein und nein!
    Es stimmte, es war alles wahr. Ihr Gehirn produzierte die Erinnerungen, und sie dachte daran, daß es dem Skelett einmal gelungen war, ihr zu berichten, aus welchem Grund es existierte.
    Als Mensch war es in der normalen Welt erschienen und hatte in ihr Leben eingegriffen.
    Und jetzt?
    »Bist du überrascht, Vera?«
    Auf einmal war die Stimme da, und die junge Frau wollte es kaum glauben, denn sie hatte sich um keinen Deut anders angehört als Lou Ryans Stimme. Es war derselbe Tonfall gewesen, nichts hatte sich verändert, dunkel und drohend, ein düsteres Versprechen gebend, einfach scheußlich und grausam.
    Sie hielt den Atem an. Sie wußte ja, daß sie etwas sagen sollte, aber nichts drang aus ihrem Mund.
    Ein Brennen rann über ihre Haut, und es hätte sie nicht gewundert, wenn diese plötzlich abgefallen und sie ebenfalls zu einer knöchernen Gestalt geworden wäre.
    »Ob du überrascht bist, will ich wissen.«
    Vera konnte nur nicken.
    »Das waren die Opfer meiner Vorgänger auch, nachdem sie geholt wurden«, erklärte er gelassen.
    »Sie alle waren es.« Er sprach, aber er hatte Mühe dabei. Sein Knochenkiefer bewegte sich knackend. Irgendwie schien es mit den Worten nicht zu klappen, die andere, die neue Gestalt, bekam die Überhand, und der Rest Menschlichkeit verschwand immer mehr.
    Vera schluchzte auf, dann holte sie zweimal Luft, und sie wunderte sich darüber, daß sie eine Frage stellen konnte. »Wer bist du wirklich?« hauchte sie. »Wer?«
    »Ich gehöre ihm!«
    »Dem Teufel…?«
    »Ja und nein.«
    »Ich verstehe es nicht.«
    Aus dem Maul drang ein Krächzen, was wohl ein Lachen hatte sein sollen. »Es ist für dich schwer, alles zu begreifen.« Wieder hatte er Schwierigkeiten, normal zu reden. Er suchte auch nach Worten, schabte mit den Knochenhänden über seine Kutte hinweg und nickte dann. »Alle meine Vorgänger waren das gleiche wie ich: uralte Dämonen, die sich auf der Suche nach neuen Wegen befanden. Die sich immer versteckt halten mußten, denn es war bei ihnen wie ein Fluch. Aber nicht alle wollten warten, bis die Zeit reif war, einige von ihnen wehrten sich, und sie suchten nach einem neuen Herrn, den sie auch fanden. Unter anderem ich. Und so schworen wir uns, dem Teufel zu gehorchen und ihm stets besonders Menschen zuzuführen, deren Gestalten du hier an der Säule siehst. Es waren alles Menschen, die nicht auf der Seite des Satans standen, die ihn bekämpften. Mönche, Priester, auch Frauen, die einen bestimmten Weg gehen wollten. Sie alle kamen zusammen, sie alle haben verloren, denn sie mußten einsehen, daß die Macht der Hölle stärker war, eben durch uns.«
    »Wie - durch euch?«
    »Wir sind das Besondere gewesen, Vera. Wir haben das erreicht, wovon andere träumen. Du siehst mich jetzt in meiner wahren Gestalt.« Wieder knirschte es, als er sprach. »Eine wahre Gestalt, die auch einen bestimmten Namen hat, denn ich bin eine Kreatur der Finsternis. Ich bin einer der Urdämonen, der auf der Erde ein menschliches Aussehen angenommen hat, um eben die Menschen, auch dich, zu töten. Ich bin ausgeschickt worden, um das Opfer für den Pfahl zu suchen und herzubringen. Die Wahl ist dabei auf dich gefallen, denn du wolltest genau einen anderen Weg gehen. Du wolltest in deiner Kirche arbeiten, aber ich habe dich abgeworben. Ich habe das geschafft,

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