0904 - Ein teuflischer Verführer
was auch meine Vorgänger taten, und durch mein Opfer für die Säule des Satans werde ich auch weiterhin in deiner Welt wandeln können. Vielleicht mit einem anderen Aussehen, wer weiß das schon, aber zuvor bist du an der Reihe, Vera.«
Sie hatte alles gehört. Sie spürte auch, wie stark sie zitterte. Ihr Mund stand offen. Sie war nicht in der Lage, ihn zu schließen, und es wollte auch keine Frage über ihre Lippen dringen. Furcht drängte sich in ihren Körper hinein, und die Kälte, die sie nun erlebte, hatte sie nie zuvor kennengelernt.
Erst als sich Ryan bückte, flossen die Worte über ihre Lippen. Sie formierten sich zu einer Frage, die mit ihrem persönlichen Schicksal nichts zu tun hatte. »Wo sind wir hier?«
Sie bekam die Antwort. »In einer Welt, wo es keine Vergangenheit mehr gibt, keine Gegenwart und auch keine Zukunft in diesem Sinne. Diese Dimension ist zeitlos, sie gehörte den Kreaturen der Finsternis, aber trotzdem spielt die Zeit eine gewisse Rolle, denn all die Menschen haben die Säule im Laufe der Jahrhunderte geziert. Es ist nicht einfach, Welten überlappen zu lassen, und es passiert auch nicht an jedem Platz der Erde. Aber es gibt gewisse Orte, wo die Strömungen der anderen Dimensionen besonders stark vertreten sind, und einen derartigen Ort habe ich gefunden. Er liegt im Wald, mitten auf einer Lichtung. Reste der Frühgeschichte, uralte Steine, die schon von den Kelten entdeckt und zu Heiligtümern erklärt wurden. Nur ist das heute vergessen. Hin und wieder interessieren sich noch einige Menschen für derartig verwunschene Orte. Manchmal finden sie auch welche, doch die meisten wollen nicht wahrhaben, daß es außer ihrer Welt noch eine andere gibt. Dann sind sie um so mehr überrascht, wenn sie es tatsächlich erleben, so wie du, Vera.«
Er griff zu.
Zum erstenmal spürte Vera die harten, trockenen Knochenfinger auf der nackten Haut ihrer Schultern. Sie krallten sich an ihr fest.
Vera hielt den Atem an. Sie kam sich vor wie jemand, der allmählich innerlich und auch äußerlich vereiste. Kaum spürte sie den Ruck, als sie in die Höhe gehoben wurde. Die fremde Welt schwankte vor ihren Augen, sie floß allmählich weg. Klar und deutlich sah Vera den verfluchten Pfahl vor sich, auf den sie zugezerrt wurde.
Er sollte zu ihrem Grab werden. Sie würde mit diesem Material eins werden. Sie würde schreien, doch niemand würde sie hören, und ihr Körper würde sich mit den anderen verschlingen, und ihr.
Gesicht würde später ebenfalls dieses fratzenhafte Aussehen annehmen.
Durch ihre Gestalt glitt ein Ruck, als das Skelett sie anhob. Plötzlich hatte sie den Boden unter den Füßen verloren. Für Vera war es der letzte Versuch an Sicherheit überhaupt, und sie konnte einen Schrei nicht unterdrücken.
Ryan schleifte sie weiter. Seine Knochenarme hielten die Frau mit eisenhartem Griff fest. Sie lag waagerecht, als wäre er dabei, eine Schaufensterpuppe zu transportieren. Er ging mit ihr auf die verfluchte Säule zu, er knirschte dabei mit den Knochen, als wollte er ihr klarmachen, wie sehr er sich darüber freute.
Das war sein Sieg!
Vera schwindelte, als die Kreatur der Finsternis sie blitzschnell drehte und auf die Füße stellte. Vera brauchte einige Sekunden, um zu erkennen, wo sie sich befand.
Ihr Gesicht vereiste vor Furcht, als sie die Säule sah. So wahnsinnig dicht vor ihr, zum Greifen nahe.
Sie konnte auch die Gesichter der dort »klebenden« Gestalten erkennen. Die ineinander verschlungenen Leiber der geopferten Männer und Frauen aus der Vergangenheit. Zudem auch deren Köpfe, die im Laufe der Jahre geschrumpft oder geschmolzen waren und mehr an die Schädel alter Mumien erinnerten, die man in ägyptischen Gräbern fand.
Vergessen war die blinde Liebe zu einem Mann namens Lou Ryan. Er hatte sein wahres Gesicht gezeigt. Auch wenn sie mit dem Begriff Kreatur der Finsternis nichts anfangen konnte, wurde ihr doch bewußt, daß sie auf eine schreckliche Art und Weise sterben würde.
Ryan hob sie an.
Wieder passierte dies mit einer nahezu lockeren Bewegung. Er stemmte sie in die Höhe und drehte sie mit dem Rücken zur Säule. Dann drückte er sie so weit ii die Höhe, bis sie die Säule in ihrem Rücken spürte.
Das Gestein, falls es überhaupt ein Gestein war, strömte keine Kälte aus. Eine für sie nicht identifizierbare Wärme gelangte in ihrem Körper, als sollte dieser aufgewärmt werden, und sie merkte, wie der Stein hinter ihr nachgab.
Es war nicht zu
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