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0904 - Murcons Burg

Titel: 0904 - Murcons Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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begegnete ihnen einer von Zullmausts Untertanen. Der Quellmeister war um den Ausgang der Begegnung zunächst ein wenig besorgt.
    Dann aber entnahm er den Worten, die der Übersetzer ihm zutrug, daß er nichts zu fürchten hatte. Der Zaphoore war über alle Maßen erfreut, Serena gefunden zu haben. Er ließ sich auf keine lange Unterhaltung ein, sondern eilte alsbald durch einen der Quergänge davon. Serena aber wandte sich an den Loower und erklärte: „Er ist einer von Zullmausts Boten.
    Er wird dem Herrscher die Nachricht bringen, daß ich in Sicherheit bin, weil du mich gerettet hast. Ein großes Fest wartet auf dich. Denn Zullmaust schätzt die Dankbarkeit als eine der größten Tugenden."
    Also geschah es, daß Pankha-Skrin, der Quellmeister, von Zullmaust, dem Herrscher der Blinden Zaphooren, mit großem Pomp empfangen und daß zu seinen Ehren ein großes Fest in der Unterwelt gefeiert wurde.
    Der Empfang fand in der Thronhalle statt, Zullmaust hatte inzwischen kommen lassen, was in seinem Reich Rang und Namen besaß, und die großen steinernen Bänke waren fast gefüllt. Der Herrscher hielt eine Ansprache, in der er dem Fremden für sein mutiges Eingreifen bei der Rettung seiner Favoritin Serena dankte und ihn seiner ewigen Freundschaft versicherte. Daraufhin sprach auch Pankha-Skrin, und der kleine Übersetzer trug seine Worte bis in den hintersten Winkel der großen Halle. Der Quellmeister gab zu verstehen, daß er nicht freiwillig zu Murcons Burg gekommen sei, sondern unter Zwang. Er erklärte, daß man ihn auf der Oberwelt für einen Gastwirt hielt, der die Macht besitze, die Zaphooren aus der Enge des Großen Gasthauses in die Freiheit zu führen. Ein Gastwirt aber, erklärte Pankha-Skrin, sei er nicht.
    Auch besitze er keinerlei Macht. Er interessiere sich jedoch für die Burg des Murcon, besonders für die Abschnitte, in denen das Volk der Blinden lebte, und werde die Zeit seiner Anwesenheit nutzen, sich hier umzusehen.
    Im übrigen dankte er Zullmaust für seine freundlichen Worte und wies alles Lob für seine Unerschrockenheit weit von sich. Er habe schon oft'mit Geistern zu tun gehabt, ließ er seine Zuhörer wissen, und noch keiner habe ihm etwas anhaben können.
    Seine Rede wurde mit großem Beifall aufgenommen. Sodann erklärte Zullmaust, es sei nun an der Zeit, mit dem Fest zu beginnen. Das Fest aber solle in der Stadt Zajwaad gefeiert werden. Zajwaad, das entnahm Pankha-Skrin den Worten des Herrschers, war die Hauptstadt des Reiches.
    In ihr befand sich Zullmausts Palast, in dem dieser sich aufhielt, wenn er nicht hier in der Thronhalle mit den taktischen Aspekten des Regierens beschäftigt war.
    Wieviel Ansehen Pankha-Skrin unter den Blinden genoß, wurde daran offenbar, daß Zullmaust ihm einen Tragstuhl und sechs Träger zur Verfügung stellte. Der Stuhl war von derselben Qualität wie jener, in dem Zullmaust selbst sich bewegte. Allerdings wurde der Herrscher von acht Trägern getragen. Pankha-Skrin nahm diese Großzügigkeit mit großer Erleichterung entgegen. Er war nämlich in den vergangenen zehn Stunden weiter und länger marschiert als sonst in einem ganzen Jahr, und wenn ihm der Tragstuhl nicht angeboten worden wäre, dann hätte er Zullmaust um eine Ruhepause bitten müssen, damit seine' Beine sich erholen konnten.
    Während des Zuges von der Thronhalle nach Zajwaad wurden die beiden Stühle Seite an Seite getragen - abermals eine besondere Auszeichnung für den Quellmeister - und die Noblen des Reiches folgten zu Fuß hinterdrein. Der Weg war nicht weiter als einen Kilometer und führte durch einen Gang, der eine Breite von wenigstens dreißig und eine Höhe von zehn Metern hatte. Er öffnete sich schließlich in eine große, langgestreckte Höhle - und diese Höhle war Zajwaad, die Hauptstadt des Reiches der Blinden.
    Die Temperatur im Innern der Höhle war so, daß Pankha-Skrin selbst kleine Einzelheiten deutlich erkennen konnte. Während er sich umsah, mußte er sich gestehen, daß er in den unzählig vielen Jahren seines Lebens nur selten Wohnanlagen von solcher Originalität zu sehen bekommen hatte. Die Länge der Höhle betrug etwa acht Kilometer, ihre Breite dagegen an der breitesten Stelle nicht mehr als fünfzehnhundert Meter. Die Höhe der unebenen Felsdecke variierte. Im Zentrum der Höhle betrug die Distanz zwischen Boden und Decke etwa vierhundert Meter.
    Es gab in Zajwaad keine Gebäude.
    Die Wohnungen der Blinden Zaphooren belanden sich in den Wänden der Höhle.

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