0905 - Sendboten des Alles-Rads
allerdings nicht. Sie sagen, das Alles-Rad habe so entschieden."
„Danke." Courselar hatte genug gehört. Er war im Grunde genommen noch nicht einmal überrascht.
Plondfair hatte ihn bereits darauf hingewiesen, daß der Strom der Heilungssuchenden auf Starscho in dieser Weise aufgespalten wurde. Telepair dagegen schien beunruhigt und aufgewühlt zu sein. Courselar sah ihm an, daß Zweifel in ihm wach geworden waren. Er kündigte ihm an, daß er ihm bald wichtige Informationen übermitteln würde, und er verpflichtete auch ihn zum Schweigen und rief den nächsten Vertrauten herein. Es war der Strahlungstechniker Ruchgaden, ein Gryse vom Planeten Murschaire, ein nervöser Mann, der keinen Augenblick lang ruhig sitzen konnte. Courselar wußte, daß Ruchgaden einige Schicksalsschläge hatte hinnehmen müssen, die ihn noch jetzt belasteten. Ruchgaden galt jedoch als hochqualifizierter Wissenschaftler, so daß Courselar über alle Mängel hinwegsah, zumal er wußte, daß er sich jederzeit auf den Grysen verlassen konnte.
Ruchgaden war noch nervöser als sonst. Häufig verhaspelte er sich bei seinem Bericht und mußte die Sätze von vorn beginnen, weil er nicht wußte, wie er sie zu Ende bringen sollte. Er entschuldigte sich einige Male für seine Nervosität mit dem Hinweis, die Arbeit auf Starscho habe einen Schock bei ihm ausgelöst.
Ruchgaden hatte einen der größten und wichtigsten Tempel des Mondes untersucht, wobei er eine Reihe von Meßgeräten aus seinem Labor eingesetzt hatte.
„Die Kranken werden in Kabinen gebracht, in denen sie ganz allein sind", berichtete er, nachdem er seine Vorbereitungen und die Schwierigkeiten geschildert hatte, mit denen er zu kämpfen gehabt hatte. „die Kabinen sind oben offen. Die Kryn blicken vors oben herein und sprechen mit den Kranken, die auf Liegen ruhen. Sie zitieren aus den Schriften des Alles-Rads und nebeln den Geist der Kranken mit ihrem Singsang ein."
„Warum sprichst du auf einmal so abfällig über die Kryn?" fragte Courselar.
„Weil ich festgestellt habe, daß in den Wänden der Kabinen hochwertige Bestrahlungsgeräte vorhanden sind. Sie überschütten die Kranken mit Strahlenschauern, während diese sich einbilden, von den Kryn an das Alles-Rad herangeführt zu werden. Sie glauben, daß das Alles-Rad sie von ihrer Krankheit befreit, tatsächlich aber wird diese mit Strahlen der unterschiedlichsten Art bekämpft."
Ruchgaden schilderte mit stockender Stimme, wie er herausgefunden hatte, daß der Tempel ein riesiger technischer Apparat war, in dem zahllose Behandlungsmaschinen versteckt waren.
„Die Kryn wissen von nichts", schloß Ruchgaden seinen Bericht. „Sie sagen, daß die Heilungszeremonie seit Menschengedenken so ablaufe. Alles sei in den Büchern, die überliefert worden sind, genau festgelegt, und kein Kryn dürfe es wagen, von diesen Richtlinien abzuweichen."
In dieser Weise ging es weiter.
Courselar ließ die anderen Vertrauten kommen. Jeder von ihnen hatte eine Aufgabe zugeteilt bekommen, die nichts mit denen der anderen zu tun hatte. Allmählich formte sich für den Kommandanten das Bild. Bei ihm liefen die Informationen zusammen, so daß er sie wie die Steinehen eines Mosaiks zusammensetzen konnte, Dabei wurde deutlich, daß Plondfair in allen erfaßten Bereichen die Wahrheit gesagt hatte.
Courselar konnte jedoch nicht alle Informationen einholen, die er haben wollte. Die Offiziere, die den Auftrag gehabt hatten, die Verbotene Zone mit Hilfe von Ortungsinstrumenten zu durchleuchten, versagten. Sie hatten es nicht geschafft, sich über das Verbot hinwegzusetzen. Sie kamen Courselar mit allerlei Ausreden und Ausflüchten.
Courselar hatte damit gerechnet.
Das Verhalten dieser Offiziere war ebenfalls ein Beweis klarer Manipulation und Unfreiheit.
Courselar wurde von Gespräch zu Gespräch verschlossener. Irgendwo tief in seinem Innern hatte er gehofft, alles sei nicht wahr und die Völker der Wynger seien tatsächlich frei von jeder Manipulation, oder die Manipulation sei nicht so umfassend.
Jetzt aber zerbröckelte auch die letzte Hoffnung.
Courselar stürzte sich in eine Reihe von Arbeiten, um sich abzulenken. Für einige Zeit schaffte er es auch, dann aber kehrten seine Gedanken zu den Manipulationen zurück, und er erkannte, daß es sinnlos war, dem Problem auszuweichen.
Er mußte sich den neuen Erkenntnissen stellen. Nur so konnte er den Schock überwinden, den er erlitten hatte, nur so konnte er sich aus den seelischen Tief
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