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0906 - Das Gericht der Kryn

Titel: 0906 - Das Gericht der Kryn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Quohlfahrt den Botaniker an.
    „Was sagten Sie?" fragte er.
    „Ich sagte, Sie sollen endlich aufhören, Süßholz zu raspeln", erwiderte Gavro Yaal.
    „Sie als Solgeborener haben doch gar keine Ahnung davon, was Süßholz ist."
    „Eine Redensart", sagte der Botaniker verärgert. „Ich weiß jedenfalls, was los ist, wenn ein ausgewachsener Mann wie Sie plötzlich rote Ohren bekommt, sich die Lippen leckt und herumhüpft, als habe er Läuse unter den Fußsohlen."
    „Habe ich das?" fragte der Robotologe bestürzt. Er schaltete das Videogerät aus und schob den Pickelhelm in den Nacken. „Sie werden unsachlich. Ich habe mir wissenschaftliche Untersuchungsergebnisse durchgeben lassen und mich bemüht, das Geheimnis zu lösen, das dieses Tal des Ursprungs umgibt. Währenddessen gefallen Sie sich darin, mich mit Vorwürfen zu überhäufen."
    Gavro Yaal lachte.
    „So eine Antwort mußte ja kommen", sagte er einlenkend. „Also gut. Was gibt es Neues?"
    „Nichts. Die Spezialisten haben versagt. Sie haben nicht herausgefunden, woran die Larven und Ansken gestorben sind. Sie haben die Reste untersucht und keine Todesursache entdeckt. Wir sind keinen Schritt weitergekommen."
    „Wir werden dies Gebiet nicht eher verlassen, bis wir wissen, was hier los ist." Gavro Yaal ging zum Shift.
    Er blickte über die Schulter zurück. „Was hatten Sie eigentlich noch mit der jungen Dame zu bereden?"
    „Oh; nichts weiter", erwiderte Galto Quohlfahrt. „Ich habe sie nur gebeten, zu uns zu kommen und uns bei der Arbeit zu unterstützen."
    Gavro Yaal blieb stehen, als habe ihn der Schlag getroffen. Fassungslos blickte er den Olliwyner an.
     
    4.
     
    Plondfair wußte sofort, was die Stunde geschlagen hatte, als sich die Tür öffnete und er die beiden schwarz gekleideten Wachen sah. Der Prozeß begann. Er trat auf den Gang vor seiner Zelle hinaus, bevor die Wachen noch etwas sagen konnten. Er wollte ihnen zeigen, daß er sich nicht fürchtete.
    Doch dann erblickte er Demeter, die einige Schritte von ihm entfernt stand. Sie war bleich bis an die Lippen. Wirr hing ihr das Haar um den Kopf. Blaue Flecken am Hals und auf den Wangen zeugten davon, daß man sie gefoltert hatte. Er wollte zu ihr gehen, doch die Wachen rissen ihn brutal zurück. Einer von ihnen bohrte ihm ein Messer in die Seite.
    „Dort entlang", befahl er. „Wir haben die Order, hart durchzugreifen, wenn du dich uns widersetzt."
    Er lächelte hämisch.
    „Und das werden wir auch tun", fuhr er fort. „Du kannst dich darauf verlassen."
    Plondfair verschränkte die Arme vor der Brust. Er blieb stehen, wo er war.
    „Ich will zu ihr", erklärte er. „Und nichts wird mich daran hindern, zu ihr zu gehen. Ihr müßtet mich schon umbringen, das würde mich aufhalten, aber dann kann ich nicht vor dem Kryn-Gericht erscheinen."
    Das Messer bohrte sich ihm einige Millimeter tief unter die Haut. Er tat so, als ob er es nicht bemerkte.
    „Es wird einen guten Eindruck auf die Öffentlichkeit machen, wenn man sieht, daß wir gefoltert worden sind", sagte der Berufene. „Noch besser ist es, wenn wir blutbeschmiert vor die Kameras treten."
    Das Messer sank nach unten.
    „Geh schon zu ihr", sagte der Wächter, der offensichtlich nicht mit soviel Festigkeit gerechnet hatte.
    Plondfair ging zu Demeter und legte ihr den Arm um die Schulter. Sie seufzte erleichtert.
    „Ich habe nichts gesagt, was uns gefährlich werden könnte", flüsterte sie. „Diese Narren haben nichts aus mir herausgeholt. Es hat ihnen nichts. geholfen, daß sie mich geprügelt haben."
    „Sie haben Angst", erwiderte er. „Sie haben eine abscheuliche Angst davor, die Macht zu verlieren."
    Die Wächter gaben ihnen ein Zeichen, ihnen zu folgen. Plondfair setzte sich in Bewegung. Demeter blieb an seiner Seite. Sie preßte die Lippen zusammen, strich sich das Haar aus der Stirn und richtete sich stolz auf.
    „Sie werden mich nicht demütig sehen", verkündete sie, bevor sie den Gerichtssaal betrat.
    Die Situation im Saal war so, wie Plondfair es erwartet hatte. Mehr als einhundert Kryn saßen auf den stufenförmig ansteigenden Bankreihen. Über ihnen befanden sich die Pressekabinen mit den Kameras, die auf ihn und Demeter gerichtet waren. Alizker war nicht im Saal. Auf einem hölzernen Vorsprung, der wie eine Zunge aus der Seitenwand hervorragte, saß der Öffentliche Betrachter als Repräsentant der Öffentlichkeit. Er war der einzige Zuschauer, der bei solchen Prozessen zugelassen wurde. Er war der Zeuge dafür,

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