0906 - Das Gericht der Kryn
sich zu leicht. Einen Mann wie dich vernichtet man nicht einfach so."
Er schlug mit der Faust gegen die Tür, blickte Plondfair schweigend an, bis sie geöffnet wurde, und ging dann hinaus.
*
Galto „Posbi" Quohlfahrt sah Gavro Yaal zwischen den Felsen auftauchen. Der Botaniker hantierte an seinem Kombistrahler, der offensichtlich nicht funktionierte.
Verzweifelt warf der Olliwyner sich zur Seite, obwohl er sich sagte, daß er dem tödlichen Schuß auf diese Weise nicht entgehen konnte. Zwischen Geröll blieb er liegen und blickte zu dem Roboter hinüber, der völlig überraschend aus dem Hintergrund der Höhle aufgetaucht war.
Es war eine bizarr geformte Maschine, die auf drei Beinen lief. In einem ihrer fünf Arme hielt sie den Energiestrahler mit dem irisierenden Abstrahlfeld. Die Maschine sah alt aus. Rost und mineralische Ablagerungen hatten ihre Oberfläche verändert. Ruckend bewegten sich zwei Drehantennen über einem birnenförmigen Kopf.
„Schrott", fuhr es dem Olliwyner durch den Kopf, und die Tatsache, daß dieser Roboter so gut wie nichts mehr wert war und dennoch eine tödliche Gefahr für ihn darstellte, erschien ihm wie Hohn.
„Laufen Sie doch", kreischte Gavro Yaal mit überschnappender Stimme.
Der Roboter machte noch einen weiteren Schritt nach vorn, dann brach der Arm mit dem Energiestrahler ab. Die Waffe stürzte polternd auf den Boden. Ein Blitz löste sich aus ihr, fuhr jedoch wirkungslos in den wolkenlosen Himmel hinauf. Der Roboter kippte langsam nach vorn. Er versuchte, sich aufrecht zu halten, indem er mit den Armen ruderte. Dann aber stürzte er zu Boden und zerbrach in mehrere Teile.
„Warum sollte ich laufen?" fragte Quohlfahrt. Erstand auf und klopfte sich den Sehmutz aus den Hosen.
„Ich dachte, das geht schief", sagte der Botaniker stammelnd. Er schleuderte seinen Kombistrahler von sich. „Die Waffe ist blockiert. Ich hätte Ihnen nicht helfen können."
Galto versetzte Insekten-Sue einen so heftigen Tritt, daß sie zur Seite flog.
„Dieses Biest hier hätte als einzige eingreifen können", erklärte er. „Weiß der Teufel, warum sie es nicht getan hat. Sie hätte es tun müssen."
Der Posbi überschlug sich und prallte scheppernd gegen einen Felsbrocken. Er klammerte sich an das Gestein und richtete sich daran auf.
„Es war nicht nötig", erklärte er mit quietschender Stimme.
„Nicht nötig", empörte sich Quohlfahrt. „Und wenn du tausendmal erkannt hast, daß der Roboter nicht mehr in der Lage war, auf mich zu schießen, so war das noch immer kein Grund, mich Blut und Wasser schwitzen zu lassen."
„Insekten-Sue ist ein weibliches Wesen", sagte Gavro Yaal.
„Na und?" entgegnete der Robotologe, während er sich über die Reste des Roboters beugte.
„Einem weiblichen Wesen ‘gegenüber sollten Sie rücksichtsvoller sein."
„Ich werde Sue gleich eine Blume pflücken", erwiderte Quohlfahrt zornig. „Und ich werde sie daran erinnern, daß sie sich beim Zusammenbruch eines Roboters.schon einmal um ein paar Sekundenbruchteile verrechnet hat."
„Insekten-Sue hat...", begann der Botaniker, doch Quohlfahrt unterbrach ihn.
„Lassen Sie es gut sein", sagte der Olliwyner. „Dieser Roboter ist jetzt wichtiger. Ich möchte ihn untersuchen. Und Sie sollten sich um Ihren Kombistrahler kümmern und ihn wieder in Ordnung bringen. Es könnte immerhin sein, daß Sie ihn benötigen."
Während Gavro Yaal die Waffe aufnahm, befaßte sich der Robotologe mit dem zusammengebrochenen Automaten.
„Er ist fraglos sehr alt", sagte er. „Das genaue Alter werde ich an Bord der TUNDRA ermitteln. Ich schätze jedoch, daß der Roboter Tausende von Jahren in dieser Höhle herumgestanden hat."
Quohlfahrt zeigte Yaal einige Körperabschnitte des Roboters, die Gelenke und die elektronischen Schaltungen, gab ihm eine Reihe von Erläuterungen und faßte danach zusammen: „Wir können froh sein, daß er unter diesen Alterungserscheinungen litt. Ein wenig verhärtetes Kunststoffmaterial in der Armbeuge beispielsweise hat dafür gesorgt, daß er den Waffenarm nicht exakt ausrichten konnte. Ein paar Millimeter Bewegungsfreiheit fehlten. Das führte dazu, daß der Roboter uns bei seinem Angriff verfehlte."
Gavro Yaal ging in die Höhle hinein und zerrte den Ansken weiter daraus hervor, bis er auch die Vorderseite des Wesens sehen konnte. Ein faustgroßes Loch im Chitinpanzer zeigte an, woran es gestorben war. „Der Roboter war aber immerhin in der Lage, diesen Ansken zu
Weitere Kostenlose Bücher
Die vierte Zeugin Online Lesen
von
Tanja u.a. Kinkel
,
Oliver Pötzsch
,
Martina André
,
Peter Prange
,
Titus Müller
,
Heike Koschyk
,
Lena Falkenhagen
,
Alf Leue
,
Caren Benedikt
,
Ulf Schiewe
,
Marlene Klaus
,
Katrin Burseg