0906 - Das Gericht der Kryn
daß nichts mit Hilfe der Filmaufnahmen und der magnetischen Aufzeichnungen verfälscht wurde.
Plondfair wandte sich an ihn, so wie es sein Recht war.
„Ich verstehe die Kryn" sagte er. „Sie haben Angst vor der Wahrheit. Niemals zuvor in unserer Geschichte hat das Alles-Rad einen Boten ausgeschickt. Jetzt ist es geschehen. Das ist mehr, als die Kryn verkraften können, da sie es bisher waren, welche die Botschaften des Alles-Rads verkündeten."
„Du bleibst also dabei, daß ihr beide Sendboten des Alles-Rads seid?" fragte der Öffentliche Betrachter.
„Wir bleiben dabei", antwortete Demeter mit fester Stimme.
„Dann möge der Prozeß beginnen", sagte der Betrachter und lehnte sich erwartungsvoll in seinem Sessel zurück.
Ein junger Kryn erhob sich und erläuterte die Vorwürfe, die gegen Demeter und Plondfair erhoben wurden.
Er machte zugleich deutlich, daß das Urteil bereits gefällt worden war. Die Kryn hatten sich zur Todesstrafe für beide Angeklagten entschlossen.
Als der Kryn sich gesetzt hatte, erhob sich ein anderer.
„Falls irgend jemand in diesem Kreis etwas vorzubringen hat, was die Todesstrafe aufheben könnte, dann soll er es tun", rief er. „Wir sind bereit, entlastende Argumente zu hören."
Demeter wollte etwas erwidern, aber Plondfair hielt sie zurück.
„Wir sind noch nicht an der Reihe", sagte er. „Erst muß sich ein anderer finden."
„Es ist niemand da, der etwas zu unseren Gunsten vorzubringen hat."
„Das weiß ich, dennoch fordert die Gerichtsordnung, daß wir schweigen. Man wird uns schon noch fragen."
„Aber das wird uns auch nicht helfen, nicht wahr?" erwiderte sie leise.
Er blickte sie an und schüttelte den Kopf. „Überhaupt nichts. Wir sind gescheitert. Nur noch Laire kann uns lebend herausholen."
Demeter hatte recht. Niemand meldete sich und erhob Einspruch gegen das Urteil. Schließlich stand ein älterer Kryn auf und wandte sich an die Angeklagten.
„Sprecht",forderte er. „Wir wollen hören, ob ihr noch etwas zu sagen habt."
„Das haben wir in der Tat", antwortete Demeter zornig. „Das AllesRad wird alle strafen, die sich seinem Willen widersetzen. Wir sind als Boten des Alles-Rads gekommen, um zu verkünden, daß die Verbotenen Zonen aufgehoben werden. Damit beginnt eine neue Epoche der Freiheit für alle Wynger. Das Alles-Rad wird ein Zeichen setzen, um allen Zweiflern zu beweisen, daß wir wirklich von ihm kommen."
Sie merkte, daß ihre Worte überhaupt keinen Eindruck auf die Kryn machten. Es schien, als hätten diese ihr nicht einmal zugehört.
„Hat sonst noch jemand etwas zu sagen?" fragte Wimbey, der in der Nähe von Plondfair und Demeter saß.
Als niemand etwas darauf erwiderte, stand er auf und breitete die Arme aus. „Dann erkläre ich die Verhandlung im Auftrag von Venres von Xain für geschlossen."
„Einen Moment noch", rief ein älterer Kryn, der hinter ihm saß. „Ich habe einen Vorschlag zu machen."
„Sprich", forderte Wimbey ihn auf.
„Wir haben eine Möglichkeit, die beiden auf die Probe zu stellen und dabei gleichzeitig das Urteil zu vollziehen", erklärte der Alte und setzte den anderen seinen Plan auseinander, der spontan Zustimmung fand.
„Plondfair und Demeter haten lauthals genug verkündet, daß sie die Boten des Alles-Rads sind", führte er aus. „Ihre erste Botschaft prophezeite die Abschaffung der Verbotenen Zonen. Nun gut, wenn dem so ist, dann sollen die beiden Boten in eine dieser Verbotenen Zonen fliegen. Wir werden ihnen ein Raumschiff zur Verfügung stellen und den Kurs so einprogrammieren, daß Plondfair und Demeter ihr Ziel auch erreichen. Dann werden wir ja sehen, was los ist. Ich schlage vor, daß wir die Verbotene Zone im Torgnisch-System wählen. Bisher sind alle Raumschiffe, die unerlaubt dort eingedrungen sind, explodiert. Ich glaube kaum, daß es unserem Raumschiff anders ergehen wird als den vorherigen. Es sei denn, Plondfair und Demeter sind wirklich Boten des Alles-Rads, und die Verbotene Zone wird tatsächlich aufgehoben."
Die Kryn antworteten mit lautem Gelächter auf diese Worte. Einige von ihnen klatschten begeistert in die Hände.
Plondfair und Demeter blickten sich entsetzt an. Sie beide glaubten nicht daran, daß Laire inzwischen Gelegenheit gehabt hatte, sein Versprechen wahrzumachen und die Verbotenen Zonen aufzuheben.
Doch nicht nur das erschreckte sie.
Beide hatten gehofft, der Vollstreckung des Todesurteils noch irgendwie entgehen zu können. Doch jetzt wurde ihre Lage
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