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0906 - Das Vermächtnis der Hexe

0906 - Das Vermächtnis der Hexe

Titel: 0906 - Das Vermächtnis der Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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Schlaglicht war?
    Da hob das Wesen die rechte Hand und zeigte auf Rhett. Der gelbliche Fingernagel war hornig und zu einer Kralle gebogen. Außerdem bewegten sich die geschundenen Lippen des Wesens. Es sagte etwas!
    And you wake up in the morning and… , begann Amy Macdonald ihren Satz.
    Mit einer fahrigen Bewegung riss Rhett sich die Stöpsel aus den Ohren.
    »… starrst mich an wie einen Geist«, vollendete das Wesen mit einer Stimme, die Rhett sehr vertraut vorkam.
    »Äh… huh?«
    »Warum du so entgeistert schaust und mich anstarrst wie einen Geist, will ich wissen!«
    Fooly! Das war ganz eindeutig Foolys Stimme.
    In dem Augenblick, in dem Rhett sie erkannte, zerfaserte das Bild der Erinnerung. Die gemauerte Wand verblasste und machte Platz für die altbekannte Tapete. Das augenlose Scheusal verpuffte und an dessen Stelle stand ein kleiner Drache. Er war vielleicht 1,20 Meter groß und sehr massig. Böse Zungen würden gar behaupten, er sei fett! Die Krokodilsschnauze war zu einem frechen Grinsen verzogen, die Telleraugen funkelten Rhett freundlich an.
    »Bist du geblendet von meiner Schönheit oder warum schweigst du mich so wortgewandt an?«
    »Häh?«
    »Oh! Du beherrschst auch noch einen anderen Laut!«
    Rhett schwang die Beine vom Bett und setzte sich aufrecht hin. »Jetzt mach aber mal halblang!« Er musterte seinen Freund von oben bis unten. »Ach nee, lieber doch nicht! Du bist so schon kurz genug.«
    Er nahm einen Schluck von der Cola, die neben seinem Bett stand. Als er die Flasche wieder zugeschraubt und abgestellt hatte, erzählte er Fooly von seiner Erinnerung. »Dieses Ding vor meinem Bett war voll hässlich, das glaubst du gar nicht! Im ersten Moment dachte ich, dass es nichts Hässlicheres geben könnte. Doch dann hab ich dich gesehen!«
    »Hey!«, schnappte der Drache. »Das ist gemein! Immer auf die kleinen Dicken mit den kurzen Beinen! Und dabei wollte ich dir doch nur helfen!«
    »Helfen? Wobei denn?«
    »Na, du machst mir Spaß! Du hast gewimmert und geschrien, als wollte dir einer ans Leder. Und nun fragst du mich, deinen Freund und Retter, wobei ich dir…«
    In diesem Augenblick stürmten Lady Patricia, Professor Zamorra und Nicole Duval ins Zimmer.
    »Alles in Ordnung, mein Schatz?«, fragte Patricia.
    »Ja, natürlich. Was soll schon sein? Und nenn mich nicht Schatz! Ich bin doch kein Baby mehr!«
    Patricia lächelte. Wenn ihr Sohn so reagierte, war wirklich alles in Ordnung mit ihm.
    »Wir haben dich schreien hören«, sagte Zamorra.
    »Ich hab nicht geschrien!«
    »Hast du wohl!« Aus Foolys Nasenlöchern stiegen dünne Rauchfäden empor. »Wir haben es doch alle gehört!«
    »Wirklich?« Rhetts Stimme klang verunsichert. Er sah zu Nicole, die ihm zunickte. »Ich kann… ich kann mich gar nicht daran erinnern.« Er räusperte sich. »Kein Grund zur Beunruhigung. Alles bestens! Es war nur wieder…«
    Mitten im Satz brach er ab.
    »Eine Erinnerung an ein früheres Leben?«, wollte Nicole wissen.
    Rhett nickte und starrte zu Boden. »Ja.« Dann berichtete er von dem augenlosen Mann vor seinem Bett. »Mir geht das so auf den Keks! Ständig diese winzigen Puzzle-Stücke, aus denen sich die Leben des Erbfolgers zusammensetzen. Wisst ihr, wie viele Teile dieses Puzzle hat, wenn jeder Tag für ein Stück steht?«
    Wie auf ein geheimes Zeichen hin schüttelten alle den Kopf. Nur Fooly begann, an seinen vierfingrigen Händen abzuzählen.
    Rhett stand vom Bett auf und ging zu seinem Schreibtisch. Dort schnappte er sich einen Zettel, auf dem eine Zahl stand. Eine sehr große Zahl!
    »Ich hab's mir mal ausgerechnet. Das sind fast dreizehn Millionen Teilchen!« Er tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Stirn. »Wie sollen die alle in diese Schachtel hineinpassen? Außerdem hasse ich Puzzles!«
    Zamorra grinste, wurde aber gleich wieder ernst. »Mach dir da mal keine so großen Sorgen. Deine Schachtel da oben wird schon ausreichen! Du wirst dich sicher nicht an jeden einzelnen Tag deiner früheren Leben erinnern.«
    »Und woher willst du das wissen?«
    Der Professor lachte. »Von dir! Oder besser gesagt, von deinem Vorgänger. Lord Bryont hat mir einmal erzählt, dass er sich kaum erinnern könne, was vor zweihundert Jahren geschehen sei und dass seine früheren Inkarnationen für ihn wie Fremde waren.«
    »Hm«, machte Rhett. »Und warum konnte ich mich dann plötzlich an die Schwertlady und den Vampir von Cluanie erinnern?«
    »Weil das einschneidende Erlebnisse für den Erbfolger waren,

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