0907 - Das Weltraumbaby
sicherer wurde er: Oyssario hatte sich verändert, in einer ganz erstaunlichen Weise.
Dieser eckig wirkende Mann, der früher wortkarg und mürrisch gewesen war, wirkte wie ausgewechselt.
Früher hätte Oyssario es als Zumutung empfunden, langatmige Erklärungen über Dinge abgeben zu müssen, die von anderen vielleicht nicht auf Anhieb verstanden wurden. Geduld war für den damaligen Oyssario ein Fremdwort - für den Mann dagegen, der Rhodan jetzt herumführte, schien es keine schönere Aufgabe zu geben, als dem Terraner die Errungenschaften der Solgeborenen bis ins Detail auseinanderzusetzen.
Rhodan sagte sich, daß es berechtigter Stolz war, von dem Oyssario erfüllt wurde. Auch wenn er sich nicht konzentriert mit den Anlagen befaßte, erkannte der Terraner sehr genau, daß man auf der SOL einen entscheidenden Schritt bereits vollzogen hatte - vieles von dem, was er sah, war nicht einfach dem nachempfunden, was bereits von den Terranern in die SOL gebracht worden war. Die Solgeborenen suchten konsequent nach eigenen Wegen.
Diese Erkenntnis hatte etwas Erschreckendes an sich, denn das alles konnte sich nicht in den wenigen Wochen vollzogen haben, in denen Rhodan unterwegs gewesen war. Dazu gehörten Entwicklungen, die Zeit beanspruchten.
Perry Rhodan stand die Prozedur bis zum Ende durch, und das fiel ihm nicht halb so leicht wie dem Solgeborenen. Als er wieder durch die Gänge schritt, zwischen Bjo Breiskoll und dem Forscher der Kaiserin von Therm, da war er immer noch damit beschäftigt, die Tatsache zu verdauen, daß er überall in diesem Schiff auf das traf, was er bei Oyssario gefunden hatte.
Auf der SOL herrschte eine Stimmung, die dem Terraner unnatürlich erschien. Jeder einzelne Bewohner des Raumschiffs schien von einer seltsamen Freude erfüllt zu sein. Nachdem er einmal Verdacht geschöpft hatte, fand er überall eine Bestätigung dafür, daß diese Menschen sich wahrhaftig seltsam aufführten: Nirgends wurde’ geschimpft, kaum, daß einmal ein lautes Wort fiel.
„Ich möchte mich ein wenig ausruhen", sagte er plötzlich.
Bjo Breiskoll sah ihn an, mit seinen merkwürdigen, schrägstehenden Katzenaugen.
Rhodan wußte, daß der Mutant nur unter bestimmten Voraussetzungen seine Gedanken lesen konnte, denn der Terraner war mentalstabilisiert. Trotzdem beschlich ihn ein unbehagliches Gefühl.
„Ihre Kabinen sind unverändert geblieben", sagte der Solgeborene. Wie er jetzt vor Rhodan stand,, äußerlich ruhig und doch von einer spürbaren Spannung erfüllt, hätte sich der Terraner wahrhaftig nicht gewundert, wenn Bjo zu fauchen begonnen hätte.
Kein Zweifel - der Junge war beunruhigt. Wahrscheinlich brauchte er keinen telepathischen Kontakt, um zu spüren, daß Rhodan in irgendeiner Weise Verdacht geschöpft hatte.
Verdacht?
Der Terraner unterdrückte ein bitteres Lächeln.
Er wußte selbst nicht, wonach er überhaupt suchen sollte. Er wußte nur eines: Etwas stimmte nicht in der SOL. Und er war fest entschlossen, herauszubringen, was das war. Auch wenn die Solgeborenen ein Recht darauf hatten, ihr Leben selbst zu bestimmen, ein Recht vor allem auf die SOL - er, Rhodan, würde sich seinerseits das Recht nehmen, sich Sorgen zu machen. In diesem Zustand sollten die Solgeborenen das riesige Schiff jedenfalls nicht bekommen. Wenigstens nicht, bevor er wußte und verstand, was an ihrem Verhalten schuld war
2.
Die Räume, in denen Perry Rhodan viele Jahre lang gelebt hatte, waren tatsächlich unverändert. Er trat durch die Tür und sah sich um.
Alles war so, als hätte er es vor wenigen Minuten erst verlassen. Er hätte sich nicht gewundert, wenn selbst die Uhren stehengeblieben wären. Er ging langsam von einem Raum in den anderen - nichts fehlte, nichts war von der Stelle gerückt worden.
Der Terraner kehrte an die Tür zurück, durch die er in die Kabinenflucht gelangt war, öffnete sie, betrachtete sie aufmerksam und fand schließlich einen hauchdünnen Ring direkt über dem positronischen Schloß.
Man hatte die Räume versiegelt.. Natürlich war das erst geschehen, als die Evakuierung abgeschlossen war.
Die Terraner siedelten damals zur BASIS über, die Solgeborenen blieben zurück. Anfangs gab es noch Ausnahmen, wie Rhodan wußte. Gefühle sind nicht immer mit Prinzipien zu vereinen, und so gab es vielfältige Verbindungen zwischen beiden Gruppen. Inzwischen waren die Fronten längst geklärt. Es gab Terraner, die liebend gerne auf der SOL geblieben wären - man wollte sie aber
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