0907 - Das Weltraumbaby
zwingen.
*
Auf dem kurzen Flug zur SOL stellte Rhodan fest, daß sich an seinem Begleiter eine Wandlung vollzog.
Es war nichts, was man hätte sehen können. Die Veränderung Gavro Yaals vollzog sich tief drinnen, in seinem Denken ...
„Wohin werden Sie fliegen?" fragte Rhodan scheinbar beiläufig, während die Schiffswand schon vor ihnen aufwuchs. Er zwang sich, die Situation nüchtern zu sehen. Gut, in diesem Schiff hingen zahllose Erinnerungen fest, die vielen Abschnitte einer sehr langen und sehr ereignisreichen Reise waren mit Anblicken wie diesem eng verbunden. Wie oft hatte es so ausgesehen, als wäre die SOL am Ende der Fahrt angelangt. Der Untergang einer ganzen Galaxis, die Höllenfahrt durch ein Black-Hole, der Aufenthalt in jenem geisterhaften Gebilde, das man den Dakkardim-Ballon nannte - und später die Kaiserin von Therm und BARDIOC, die Zeit, in der das Gehirn des ehemaligen Mächtigen in einem Lagerraum der SOL darauf wartete, endlich seine Erfüllung zu finden ...
Gewiß, für Rhodan sah diese Reise anders aus als für Gavro Yaal, den Solgeborenen. Rhodan hatte stets ein Ziel gehabt - ihm ging es zu allererst um die Sicherheit und die Freiheit der Menschen, aller Menschen, ob sie nun auf Terra oder auf Gäa oder wo auch immer lebten. Hinzu kamen die Faszination, die die vielen ungelösten Rätsel in sich bargen. Auf der Suche nach Hilfe für die Menschen und Antworten auf seine Fragen hatte er vielleicht wirklich manchmal zu wenig an Leute wie Gavro Yaal gedacht. Sie erfuhren zwar, worum es ging - aber mußten sie deshalb auch Verständnis dafür entwickeln, wenn die SOL notgedrungen geradewegs in die Hölle flog, damit, zum Beispiel, die Terraner in der Milchstraße von der Herrschaft der Laaren befreit wurden? Konnten die Solgeborenen sich denn überhaupt noch vorstellen, was geschah, wenn ein ganzes Volk seine Freiheit verlor? Waren nicht die Motive derer, die die SOL befehligten, für die, die sie jetzt besitzen wollten, geradezu abstrakt geworden?
Beinahe hätte er Gavro Yaal danach gefragt. Da hörte er die Antwort des Solgeborenen.
„Wir haben kein Ziel."
„Wirklich nicht?" fragte Rhodan bitter.
„Keines, das Sie als Ziel akzeptieren würden!" erwiderte Gavro Yaal abweisend.
„Woher wissen Sie so genau, was ich akzeptieren würde?"
Gavro Yaal wandte sich ärgerlich ab.
Perry Rhodan seufzte und stellte fest, daß sich bereits die Schleusen des Hangars hinter ihnen schlossen.
„Vielleicht’, dachte er, während er dem Solgeborenen nach draußen folgte, ‘hätte man das alles doch verhindern können.’ Wenn ihm mehr Zeit geblieben wäre, mit den Solgeborenen zu reden, ihnen seine eigene Zwangslage zu erklären...
Aber dieser Gedanke war unrealistisch. Er hatte sich nicht um jeden einzelnen kümmern können. Niemand hätte das gekonnt. Und was Gavro Yaal betraf - der wäre auf jeden Fall seinen Weg gegangen. Er gehörte zu den Menschen, die sich durch nichts und niemanden von ihrem Kurs ablenken ließen.
Am Ende der Rampe warteten zwei Menschen und ein Wesen, das in diese Umgebung so wenig passen wollte, wie ein Tiefseefisch auf eine Bergwiese. Aber vermutlich gab es überhaupt keine Umgebung, in der Douc Langur nicht fremd ausgesehen hätte. Rhodan freute sich darüber, daß gerade der Forscher der Kaiserin von Therm hier erschienen war. Die beiden Menschen waren Joscan’ Hellmut und Bjo Breiskoll. Sie begrüßten Rhodan freundlich, aber der Terraner spürte, daß es eine Kluft zwischen ihnen und ihm gab, die anscheinend durch nichts zu überbrücken war.
Die beiden Solgeborenen mochten Ähnliches empfinden. Sie wichen Rhodans Blicken verlegen aus. Der Terraner sah sich um. Im Hintergrund des Hangars arbeiteten Menschen. Keiner von ihnen widmete den Ankömmlingen besondere Aufmerksamkeit.
„Eine wahrhaft überwältigende Begrüßung", murmelte er sarkastisch.
„Es ging alles so schnell", sagte Gavro Yaal hastig. „Ich hatte einfach keine Zeit mehr, Vorbereitungen zu treffen, sonst wäre ...
„Lassen wir das", meinte Rhodan. Er wandte sich zum Gehen.
„Gibt es schon neue Nachrichten aus der PAN-THAU-RA?" fragte Joscan Hellmut.
„Nein", antwortete Rhodan knapp.
„Wie lange wird es dauern, bis diese Dorania sich erholt hat?"
„Das kann niemand genau sagen. Warum fragen Sie danach?"
„Es interessiert mich", murmelte Hellmut.
„Die junge Anskenkönigin ist sehr geschwächt!" sagte Gavro Yaal mit seltsamer Betonung. „Aber es besteht wohl kein
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