0907 - Das Weltraumbaby
er unterwegs auf Menschen, denen er mehrmals begegnete oder die sich in irgendeiner Weise auffällig verhielten. Er bemerkte aber nichts.
Als er das Solarium erreichte, überfiel ihn grenzenlose Erleichterung. Er setzte sich spontan auf die steinerne Einfassung eines Zierbrunnens und blickte auf die Grünanlagen hinab. Blüten leuchteten im künstlichen Sonnenlicht. Auf weiten Rasenflächen saßen Gruppen von Solgeborenen. Andere tummelten sich in den Sportanlagen. Ein gutes Dutzend Kinder spielte ausgelassen in einer Gravitationsfontäne. Sie ließen sich in den von bunten Lichtstrahlen gekennzeichneten Schwerefeldern bis unter den künstlichen Himmel hinauftragen und sanken mit weit ausgebreiteten Armen wieder herab, wobei sie keine Gelegenheit ausließen, um allerlei Kunststücke zu präsentieren.
Es war also doch nicht alles verändert worden. Nach Irmina Kotschistowas Bericht hatte Rhodan schon befürchtet, Anlagen dieser Art würde es in der SOL nicht mehr geben. Er hatte sich innerlich gegen den Anblick zertrampelter Blüten gewappnet, sich darauf vorbereitet, statt grünen Rasen nur noch kalte Metallflächen zu sehen - aber erst jetzt wurde ihm bewußt, wie tief ihn diese Aussichten erschreckt hatten.
„Es sind keine Barbaren!" sagte eine Stimme hinter ihm.
Perry Rhodan fuhr herum und sah Douc Langur erschrocken an.
*
„Kommen Sie!" sagte der Forscher nach einigen Sekunden gelassen. „Ich glaube, ich kann Ihnen das alles besser zeigen, als es unserem jungen Freund Bjo möglich wäre."
„Ich würde es vorziehen, mir selbst und ohne Aufsicht ein Bild machen zu können", antwortete Rhodan abweisend.
„Dazu werden Sie Gelegenheit haben", versicherte Douc Langur ungerührt. „Kommen Sie jetzt."
Rhodan betrachtete den Forscher mißtrauisch. Er fürchtete, daß Douc die Rolle des Aufpassers übernommen hatte - es war ihm ohnehin ein Rätsel, was den Forscher dazu bewegte, in der SOL zu bleiben.
„Kommen Sie!" wiederholte Douc Langur hartnäckig und fast ein wenig ungeduldig.
Rhodan beschloß, auf den Plan des Forschers einzugehen. Zumindest gab es so eine Hoffnung, daß er den Motiven Douc Langurs auf die Schliche kam.
Der Forscher führte Rhodan am Rand des Solariums entlang.
„Warum verstecken Sie mich?" fragte Rhodan nach einigen Minuten spöttisch. „Haben Sie Angst davor, daß Ihre neuen Freunde Sie verachten, wenn sie mich in Ihrer Begleitung sehen?"
„Ich verstecke Sie nicht", widersprach Langur energisch.
„Dann eben nicht", murmelte Rhodan ärgerlich. „Ich habe Hunger. Lassen Sie uns dort hinüber gehen."
Er deutete auf eines der typischen, offenen Lokale. Langur zögerte. Rhodan wartete nicht ab, bis der Forscher zu einer Entscheidung gelangte. Er schritt aus dem Schatten der Galerie hervor, unter der sie sich befanden, und ging geradewegs auf das Lokal zu. Nach einigen Metern hörte er Langurs Schritte hinter sich.
„Sie vergeuden Ihre Zeit", behauptete der Forscher, als Rhodan sich an einen Tisch setzte.
„Ich weiß", erwiderte Rhodan lächelnd. „Man müßte den Hunger abschaffen können, nicht wahr?"
Langur schwieg. Rhodan kannte den Forscher recht gut. Er wußte, daß Douc betroffen war, weil er an diese einfache Erklärung nicht gedacht hatte. Der Forscher neigte hin und wieder dazu, die Existenz solch kreatürlicher Bedürfnisse zu vergessen.
Rhodan forderte von der Tischautomatik die Speisekarte an. Er wunderte sich, als statt dessen nur zwei einfache Symbole aufleuchteten. Es schien, als hätte er lediglich zwischen zwei Wünschen zu wählen - die Automatik konfrontierte ihn mit der Frage, ob er nur hungrig oder nur durstig sei. Der Terraner fragte sich, wie das Gerät wohl alle weiteren Wünsche zu erfahren gedächte, und drückte auf beide Knöpfe zugleich. Zu seinem Erstaunen wurde der Schirm dunkel. Auf der Tischplatte erschienen ein Becher und ein Teller.
„Was ist denn das?" stieß Rhodan überrascht hervor.
Der Becher enthielt ein gelbliches Getränk, das nicht übel roch - Rhodan stellte fest, daß es sich um eine Art Fruchtsaft handelte, der allerdings etwas fremdartig schmeckte. Auf dem Teller lag etwas, das wie ein belegtes Brot aussah. Rhodan kostete. Es schmeckte nicht schlecht, aber es war absolut nicht das, was er sich aus eigenem Antrieb bestellt hätte.
„Nahrhaft und gesund", murmelte er sarkastisch. „Daß ich daran nicht gedacht habe..."
Langur sah ihm zu, und Rhodan wünschte sich, der Forscher hätte etwas an sich, war
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