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0907 - Die blutenden Bäume

0907 - Die blutenden Bäume

Titel: 0907 - Die blutenden Bäume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Plötzlich sah sie blaß aus und wirkte hilfsbedürftig. Wieder blickte sie in Richtung Heroldsbach, als wäre das Verderben dabei, sich von dort allmählich zu nähern. Dann nickte sie.
    »Sie haben also Angst.«
    »Ja.«
    »Vor wem?«
    Durch ihre Gestalt ging ein Ruck. Als sie uns anschaute, wirkten ihre Augen glasig. »Warum sollte ich Ihnen das sagen? Okay, Sie haben mir geholfen, ich bin Ihnen dankbar, aber erzählen?« Sie hob die Schultern.
    »Das ist nicht, drin.«
    »Schade.«
    »Was meinen Sie damit.«
    »Wir hätten Ihnen vielleicht helfen können.«
    »Nein, nein, nein, mir kann keiner helfen.« Sie öffnete die Fahrertür des Autos. »Sie haben recht, ich hatte Angst; ich habe sie auch noch, und ich überlege mir sogar, ob ich nicht zu den Bullen gehe.«
    »Das können Sie sich sparen.«
    »Was?« Elke mußte lachen. »Sagen Sie nicht, daß Sie Bulle sind. Das packe ich nicht!«
    Harry ging nicht darauf ein. Er fragte: »Kommen Sie hier aus der Gegend?«
    »Ich bin aus Bamberg.«
    »Aber Sie hatten in Heroldsbach zu tun?«
    »So kann man es nennen«, erwiderte sie spöttisch.
    »Und Sie waren nicht zum erstenmal dort?«
    »Nein.«
    »Dann kennen Sie etwas von dem Ort?«
    Unwillig schüttelte Elke den Kopf. »Himmel, was fragen Sie mich da eigentlich alles? Was soll das denn?«
    »Ich will es Ihnen erklären. Wir haben gehört, daß es in der Nähe von Heroldsbach einen Wald geben soll, in dem die Bäume bluten. Blutende Birken und…«
    »Scheiße«, sagte sie.
    »Warum?«
    Elke veränderte sich. Sie verengte die Augen, fuhr mit der Zungenspitze über ihre Lippen, dann zog sie plötzlich einen Teil ihres dünnen Pullovers nach unten, als wollte sie uns ihre Brust zeigen. Die sahen wir zur Hälfte, aber wir entdeckten auch die rosig schimmernden Flecken auf der Haut. »Wissen Sie, was das ist, meine Herren?« flüsterte die Frau.
    »Wissen Sie es?«
    »Etwa Blut?« fragte ich.
    »Ja, verdammt, es ist Blut!«
    »Aber nicht Ihr Blut, denn wir sehen keine Wunden.«
    »Gut hingeschaut, Mister. Keine Wunden. Und was schließen Sie daraus, bitte sehr?«
    »Sie werden es uns sagen.«
    Die Frau nickte. »Ja, ich werde es Ihnen sagen. Ich bin sogar bereit, mit Bullen zusammenzuarbeiten, damit dieses Schwein hinter Gitter kommt. Auch mit einer Nutte kann man nicht machen, was man will. Er hat mich beschmiert. Er hat mich mit seinem eigenen Blut beschmiert. Und wenn Sie bei mir die Wunden gesucht haben, dann können sie es bei ihm auch tun. Sie werden nämlich keine finden. Das Blut ist ihm aus den Poren in seinem Gesicht gelaufen, während ich im Bett lag und zusah. In einem günstigen Augenblick habe ich dann meine Sachen gepackt und bin abgehauen. So, jetzt wissen Sie es.«
    »Wie bei Grote«, flüsterte Harry.
    »Was meinen Sie?« fragte Elke.
    »Schon gut, vergessen Sie es.«
    Ich wandte mich an die Frau, bevor sie wieder in ihr Auto steigen konnte.
    »Wenn Sie das alles erlebt haben, was wir Ihnen auch glauben, sagen Sie uns bitte nur, wie der Mann heißt und wo wir ihn finden können.«
    »Namen? Sorry, aber Namen sind in unserem Gewerbe Schall und Rauch. Er hieß Fritz, das ist alles.«
    »Und wo haben Sie ihn getroffen?«
    »In einem kleinen Hotel.«
    »Wie heißt es?«
    Wir bekamen den Namen und auch eine Beschreibung, wie wir es finden konnten. Es lag an dieser Straße. »Glauben Sie denn, daß sich dieser Fritz dort noch aufhält?«
    »Ich wünsche es Ihnen. Und ich wünsche Ihnen auch, daß Sie den Hurenbock einsperren. So, und jetzt lassen Sie mich fahren. Vielen Dank noch, oder wollen Sie mich in Bamberg besuchen? Ich könnte euch ein Sonderangebot machen.«
    »Nein danke«, sagte ich und hatte für Harry gleich mitgesprochen.
    Elke zog die Tür zu. Wir gingen zur Seite, um ihr beim Start nicht im Weg zu stehen.
    Harry lachte, als er dem davonfahrenden Polo nachschaute. »Sag nur nicht, daß Polizisten immer nur Pech haben.«
    »Nein. Manchmal gibt es auch eine ausgleichende Gerechtigkeit. Aber leider viel zu selten.«
    »Los, wir fahren!«
    Mit langen Schritten eilten wir über die Fahrbahn. Bevor ich einstieg, schaute ich noch zum Himmel.
    Dort kreisten Vögel.
    Dunkle Vögel…
    ***
    Fritz Raskin war drauf und dran, die gesamte Einrichtung des Zimmers zu zertreten, denn in ihm steckte eine irrsinnige Wut, die er kaum noch unter Kontrolle halten konnte. Die Frau war verschwunden, er hatte nicht aufgepaßt, er war durch die eigenen Probleme zu sehr abgelenkt worden, und sie würde ja nicht losfahren

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