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0908 - Das Golem-Trio

0908 - Das Golem-Trio

Titel: 0908 - Das Golem-Trio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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uns das Zeug!«
    Der Wissenschaftler fühlte sich sichtlich unwohl. Er wußte auch nicht, wie er sich verhalten sollte. Der Reihe nach schaute er die in seiner Nähe sitzenden Passagiere an. Mich ließ er dabei natürlich nicht aus.
    Bisher hatte ich mich an dem Gespräch nicht beteiligt. Die Vorgänge konnten harmlos sein, mußten es aber nicht, denn es war schon mehr als ungewöhnlich, daß eine Gepäckklappe bei einem ruhig verlaufenden Flug aufschnappte.
    Ich lächelte ihm zu und nickte.
    Diese Geste war für den Mann das auslösende Moment. »Na ja, wenn Sie wollen«, murmelte er, ging die beiden Schritte, bis er seine Tasche erreicht hatte, und kniete vor ihr nieder.
    Seine Hände näherten sich dem Reißverschluß, um ihn aufzuziehen. Die Finger berührten bereits den straff gespannten Stoff, dann passierte es.
    Der Wissenschaftler schrie auf. Seine Hände zuckten zu, und die in der Nähe sitzenden Menschen bekamen den Grund mit.
    Die Tasche hatte sich bewegt.
    Nicht durch die Berührung des Mannes, sondern von innen her. Und diese Kraft begann auch damit, den Reißverschluß zu öffnen, ohne daß ein Mensch Hand angelegt hätte…
    ***
    Lady Sarah Goldwyn hatte bereits auf Suko gewartet und empfing ihn auf der Schwelle ihres Hauses. Die Tür stand weit offen, und Suko umarmte seine Freundin, bevor er das Haus betrat. »Toll, dich gesund zu sehen, Sarah.«
    »Hör auf.« Sie schloß die Tür. »Ich habe schon genug gezittert.«
    »Vor Angst?«
    »Das nicht gerade.«
    »Es hätte mich auch gewundert.«
    »Ich habe deshalb gezittert, weil ich annehme, daß du mich für eine dumme Pute hältst.«
    Suko schüttelte den Kopf. »Daß ich daran nicht denke, sollte dir doch klar sein.«
    »Ja, schon.«
    »Na also.«
    Suko schob Lady Sarah vor sich her. Er wollte mit ihr in den Wohnraum.
    Dagegen hatte sie etwas, denn sie entschied sich für die Küche, weil von dort der Blick in den Vorgarten ideal war. Schließlich hatte sich das Monstrum dort auch gezeigt.
    »Ich habe Tee gekocht, Suko. Er ist noch warm. Möchtest du eine Tasse?«
    »Gern.«
    Sarah holte ein Gedeck hervor und erklärte, daß Jane die nächsten Tage in Blackpool sein würde, weil sie dort während einer Fortbildung für Detektive Vorträge halten wollte.
    »Dann bist du also allein?«
    »Ja.«
    »Glaubst du, daß diese Tatsache für das seltsame Monstrum eine Rolle gespielt hat?«
    Lady schenkte Tee ein, setzte sich, hob die Schultern und sagte leise.
    »Ich weiß es nicht, Suko. Ich weiß es wirklich nicht. Ich weiß überhaupt nicht, was ich denken soll. Du kennst mich doch. Ich bin nicht so leicht zu erschüttern, doch als ich sah, wie sich der Boden in meinem Vorgarten öffnete und ich zunächst damit rechnete, daß dort eine lebende Leiche erscheinen würde, da fiel mir nichts mehr ein. Nein, es bildete sich aus der Erde ein Golem, eine Gestalt aus Lehm, wie damals in Prag, wie von Gustav Mayring beschrieben. Ich komme damit nicht zurecht.«
    Zuerst trank Suko Tee, dann sagte er: »Wie ich dich kenne, hast du dir deine Gedanken darüber gemacht.«
    »Das stimmt.«
    »Zu welch einem Ergebnis bist du gekommen?«
    »Kann ich dir nicht sagen. Nichts Konkretes jedenfalls.«
    »Das soll wohl sein.«
    »Es ist komisch, aber ich mußte, als ich das Unvorstellbare sah, an die Schöpfung im negativen Sinne denken. Da hat es jemand tatsächlich geschafft, aus Erde ein menschenähnliches Wesen zu erschaffen, obwohl er nicht in der Lage gewesen ist, einen echten Menschen mit allen Vorund Nachteilen herzustellen. Wer immer das getan hat, er muß mit schrecklichen Mächten in Verbindung stecken. Er scheint der Schöpfung ins Handwerk pfuschen wollen. So sehe ich das.«
    »Das Böse?«
    »Bestimmt.«
    Suko trank wieder. »Der Teufel?«
    »Akzeptiert.«
    »Und weiter?«
    »Wieso weiter?«
    Der Inspektor konnte sich das Lächeln nicht verkneifen. »Ich sehe es dir an, daß dir eine Frage auf dem Herzen brennt.«
    »Da hast du recht. Ich frage mich nämlich, warum das gerade bei mir passiert ist. Warum bei mir, Suko? Weshalb hat man mich dazu ›auserwählt‹? Da komme ich nicht mit.«
    »Denk nur nicht, daß du die einzige Person bist, der so etwas widerfuhr. Davon mußt du dich einfach lösen, Lady Sarah.«
    »Ach«, flüsterte sie. »Sag nur, daß es noch mehr Menschen gibt, die ähnliches erlebt haben.«
    »Ja, die Conollys!«
    »Was?« Wäre Sarah jünger gewesen, sie wäre sicherlich von ihrem Stuhl hochgeschossen. So aber blieb es in ihrem Alter bei einem

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