0908 - Höllenbrut
erbarmungslos in die Brust des Dämonen ein. Die Wucht warf die mächtige Gestalt zurück.
Said fing sich, stolperte, fiel auf die Knie. Ungläubig sah er an sich herab. Die Macht des magischen Amuletts fraß sich zuerst langsam, dann immer schneller durch den schwarzmagischen Körper und lösten den jungen Dämonen langsam von innen auf.
Said schrie.
Zamorra zwang sich, den Blick nicht abzuwenden.
Auch wenn diese Entwicklung nicht seine Entscheidung gewesen war, so trug er doch die Verantwortung. Merlins Stern hatte die Aufgabe, Professor Zamorra gegen dämonische Kräfte zu beschützen. Immer öfter schien das Amulett seine ganz eigene Definition zu haben, wann solch eine Situation eingetreten war, aber wenn es sich dafür entschied, dann reagierte es mit unerbittlicher Härte.
Die Züge des jungen Mannes verloren ihre Andersartigkeit, wurden weicher, bevor sie ganz zerschmolzen. Von den Krallen tropfte weiße Energie wie Schweiß und verdampfte in der Luft. Der Halbdämon bracht zusammen und löste sich vollends auf.
Zamorra hatte nicht gewollt, dass dies passierte, aber er hatte auch kein Mitleid. Es war Saids Entscheidung gewesen, ihn herauszufordern. Es war seine Entscheidung, ihn hinterhältig anzugreifen. Er hatte offensichtlich, wenn schon nicht gewusst, dann doch geahnt, mit wem er sich da messen wollte - und er hatte Professor Zamorra unterschätzt und den Preis gezahlt.
Der Magier sah zu den Dorfbewohnern, die fassungslos das Geschehen beobachtet hatten. Alle bis auf einen wichen seinem Blick aus.
Jared stand am Zaun, sein Gesicht war aschgrau.
»Mein dummer Junge«, murmelte er wütend.
»Es tut mir leid. Ich wünschte, es wäre anders ausgegangen.«
Jared sah ihn bekümmert an, sein Blick war klar. »Ich weiß.« Er wischte sich mit einer müden Handbewegung über die Augen.
»Du hast die Prüfung bestanden, Professor Zamorra. Ich bringe dich jetzt zur Mal'akin.«
***
Leandra trat einen Schritt vor, den Speer angriffsbereit erhoben, und versperrte den Eingang zum Hof. Die Spitzen ihrer Tentakel zitterten aufgebracht.
»Nein.«
»Waffenälteste…«
»Jared, ich sagte nein! Ich weiß nicht, was in die Mal'akin gefahren ist, aber ich werde den Dämonentöter nicht einfach so zu ihr lassen.« Sie warf Professor Zamorra einen hasserfüllten Blick zu. »Ich bin ihre Leibwächterin.«
Sechs Frauen im Lederharnisch standen hinter ihr, Schwerter und Kampfstäbe fest gepackt, bereit, auf jeden Befehl der Waffenältesten sofort zu reagieren.
Das wäre auch zu einfach gewesen , dachte sich Zamorra und fasste mit der linken Hand an Merlins Stern . Den Dhyarra hielt er fest in seiner Rechten. Er hatte noch keine klare Vorstellung, wie er es mit sieben trainierten Kämpferinnen aufnehmen sollte, aber ihm würde garantiert etwas einfallen. Hoffentlich kam das Amulett nur nicht auf die Idee, durch eigenmächtiges Handeln einen Eklat heraufzubeschwören.
Ach, und wenn. Zamorra grinste wölfisch. Dann war es eben so. Genug war langsam genug.
»Leandra, jetzt reicht's!«, donnerte Jared. Verblüfft sahen ihn alle an. »Professor Zamorra hat sich an die Regeln gehalten. Sogar als sie seine Gefährtin entführen ließ, hat er sich den Herausforderungen gestellt, wie es die Mal'akin verlangt hat. Und jetzt wollt ihr ihm die vierte Prüfung verwehren? Glaubt ihr, es euch so einfach machen zu können?«
Vier? Zamorra runzelte die Stirn. Stimmt , dachte er, Jared hat von Anfang an von vier Prüfungen gesprochen. Das kann ja noch heiter werden.
Leandra sah den Anführer der Männer zweifelnd an.
»Glaubst du wirklich, die Mal'akin wird das einfach so zulassen? Ist dir dein Verstand in die Tentakel gerutscht?«
»Pass auf, was du sagst, Mann!«, zischte sie drohend.
Jared packte den Speer und drückte ihn beiseite. Überrascht ließ Leandra es im ersten Moment zu, zog dann blitzschnell ein Messer und presste es ihm in den Bauch. Jared schien es noch nicht einmal zu merken.
»Said ist tot. Er hat sein Leben weggeworfen, obwohl Professor Zamorra ihm jede Chance ließ. Er hat sich nicht an die Regeln halten können und hat seinen Preis bezahlt. Mach nicht denselben Fehler wie er, Waffenälteste. Unterschätze diesen Mann nicht. Die Mal'akin hat die Herausforderung gestellt, sie hat die Regeln festgelegt. Jetzt ist es ihr Kampf.«
Sie maßen sich mit Blicken. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, doch langsam entspannte sich die Kämpferin. Sie sah weg.
»Du hast recht, Jared. Es ist nicht meine
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