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0909 - Drachentod

0909 - Drachentod

Titel: 0909 - Drachentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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solche Figuren zur Verstärkung magischer Attacken benutzt. Wir haben diese Figur in Yuens Büro gefunden. In dem Chaos ist sie zuerst gar nicht aufgefallen. Unsere Leute hielten sie für ein Andenken.«
    Vorsichtig nahm das Drachen-Oberhaupt seinem Schüler die Figur aus der Hand. Vorsichtig strichen seine Finger über den grünen Stein.
    »Ich habe sie magisch neutralisiert«, sagte Lam. »Von ihr geht keine Gefahr mehr aus.«
    Meister Shiu ließ die kleine Figur in seiner Robe verschwinden. Er würde sie später näher untersuchen. »Malaysia? Wo besteht der Zusammenhang?«
    »Wir hatten vor knapp zwei Monaten Probleme mit einer Bande malaiischer Drogenhändler, die unseren Markt mit billigem Heroin überschwemmen wollten. Billiges, verschnittenes Zeug. Die Junkies sind umgefallen wie die Fliegen. Wir haben dem schnell ein Ende gemacht.«
    Meister Shiu erinnerte sich. Lams Männer hatten damals mit der unliebsamen Konkurrenz kurzen Prozess gemacht. Doch ein paar Dealer waren damals entkommen.
    »Eine Racheaktion?«
    »Das vermuten wir.«
    »Warum das Kasino?«
    »Weil es uns Geld bringt. Und weil sie uns so zeigen können, dass sie uns überall treffen können.«
    »Und? Können sie das?«
    Lam gestattete sich ein schmales Lächeln. »Nicht wirklich. Vermutlich verstecken sie sich gerade auf irgendeinem schmuddeligen Seelenverkäufer im Hafen und kommen sich wahnsinnig mutig vor. Ich gehe davon, dass wir sie in wenigen Tagen aufgespürt haben. Die haben sich definitiv mit den Falschen angelegt.«
    Meister Shiu nickte. »Warte, bevor du sie ihrer gerechten Strafe zuführst. Ich will mit ihnen sprechen.«
    Lam starrte das greise Drachen-Oberhaupt verblüfft an. »Sprechen? Wieso das?«
    Die Antwort fiel unerwartet heftig aus. »Muss sich der Meister jetzt vor dem Schüler rechtfertigen?«, fragte Meister Shiu scharf. Die Wachen im Hintergrund sahen misstrauisch zu ihnen rüber.
    »Nein, natürlich nicht, verzeiht, ehrwürdiger Meister.« Beschämt senkte Lam den Kopf. »Ich meinte nur: Warum wollt Ihr Euch mit so einem Gesindel abgeben?«
    Der alte Mann zögerte einen Moment, bevor er deutlich milder fortfuhr. »Yuen Ma war nicht nur irgendein Kasinochef. Zu seinen Aufgaben gehörte das Aufspüren und Überwachen bestimmter Personen, die sich unserem Blick entzogen hatten. Personen wie Chin-Li.«
    »Die Verräterin?«
    »Die Bruderschaft hat der Kriegerin ihren Fehltritt verziehen, Lam. Hast du das etwa vergessen?«
    Der jüngere Mann schüttelte den Kopf. »Nein, natürlich nicht, Meister. Es ist nur…«
    Der Greis unterbrach ihn mit einer ungeduldigen Geste. »Ich muss wissen, ob Chin-Li das eigentliche Ziel des Anschlags war. Der Weg zu ihr führte direkt über Yuen Ma.«
    Lam nickte. »Ich werde alles Nötige veranlassen. Sobald wir die Verantwortlichen haben, bringe ich sie zu Euch.«
    »Gut, ich verlasse mich auf dich.«
    Das Drachen-Oberhaupt entließ den jungen Mönch mit einer huldvollen Geste. Lam erhob sich, verbeugte sich tief und ging, ohne sich noch einmal umzusehen. Die Wachen begleiteten ihn zum Tor.
    Meister Shiu blieb auf der Bank sitzen und starrte ins Leere. In all den Jahren hatte er zwei herausragende Schüler gehabt. Und beide hatten ihn enttäuscht. Chin-Li hatte sich von den Neun Drachen losgesagt. Er konnte ihre Motive verstehen, sehr viel besser, als er sich selbst eingestehen wollte. Aber der Stachel saß trotzdem tief. Und Lam, einer der mächtigsten Zauberer, den die Bruderschaft je hervorgebracht hatte, war so ehrgeizig, dass er möglicherweise selbst zu einer Gefahr für den Orden wurde.
    Aber war er auch ein Verräter? Was könnte er von Yuen Ma gewollt haben? War er tatsächlich auf der Suche nach Chin-Li? Meister Shiu war nicht das verräterische Blitzen in Lams Augen entgangen, als er ihren Namen erwähnt hatte.
    Gedankenverloren umspielten seine dürren Finger die kleine Affenfigur in seiner Robe. Ich habe sie magisch neutralisiert , hatte Lam gesagt. Von ihr geht keine Gefahr mehr aus. Tatsächlich war nicht mehr der geringste Rest von Magie in ihr zu spüren.
    Plötzlich durchfuhr es Meister Shiu wie ein Stromschlag. Wenn Lam die Magie des malaiischen Kultes wirklich unschädlich gemacht hätte, müssten zumindest noch Spuren seiner eigenen Magie in der Figur zu finden sein. Doch die Dämonenskulptur war vollkommen neutral. In ihr war nie Magie gewesen. Sie war eine reine Attrappe.
    Wie hatte er das übersehen können? Ich bin so alt geworden , dachte Meister Shiu betrübt.

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