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091 - Die Braut des Hexenmeisters

091 - Die Braut des Hexenmeisters

Titel: 091 - Die Braut des Hexenmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Willow
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keinen Kopf mehr und jagte Manon, die schreiend versuchte, ihren Klauen zu entkommen. „Manon!“ stöhnte er im Schlaf, „Manon – nach links, nach links!“ Dort war das Eisentor, das in den Friedhof hineinführte. Es stand offen. Aber Manon sah es nicht. Sie lief in die verkehrte Richtung, wo der hohe Eisenzaun ihr ein Entkommen unmöglich machte. Und die Hexe war viel schneller als Manon. Sie schnappte nach Manons Hals, um ihr den Kopf herunterzureißen. Sie wollte Manons Kopf.
     

     

Als Jean mit einem erstickten Schrei im Bett hochfuhr, beugte sich eine weibliche Gestalt über ihn. Offenbar die Nachtschwester. Denn die Gestalt trug Schwesterntracht und hatte eine sterile Maske vor dem Gesicht.
    Sie hatte ihm zugehört, denn sie fragte ihn: „Manon? Etwa Manon Regnard?“
    „Ja“, sagte Jean, noch ganz benommen. „Sie ist meine Verlobte.“
    „Ah“, meinte die Schwester hinter der Maske. Ihre Stimme klang merkwürdig hohl. „Sie ist hier in Paris. Wenn Sie ihr etwas mitteilen wollen, geben Sie der Schwester nur einen Brief. Sie weiß die Adresse. Sie wird ihn zustellen lassen.“
    „Wo? Warum?“ fragte Jean. „Sie ist hier in Paris? Sie wohnt doch in…“
    „Sie dürfen sich jetzt nicht aufregen“, unterbrach ihn die Schwester und drückte ihn in die Kissen nieder. Dann stach sie ihm die Spritze in den Arm, die sie hinter dem Rücken bereitgehalten hatte. Das Betäubungsmittel wirkte sofort. Jean versank in einen traumlosen Schlaf. Die angebliche Nachtschwester aber verließ das Krankenhaus durch den Lieferanteneingang im Keller und teilte ihrer Freundin Yvette Lescaut mit, daß sie den richtigen Jean Dougnac gefunden hatte, jenen Jean Dougnac, der mit Manon Regnard verlobt war.
     

     
    Madame Odile Robin wachte am nächsten Morgen sehr früh auf. Seufzend zog sie ihren Morgenrock an und ging hinunter in den Keller. Als sie den Deckel der Kiste öffnete, war diese leer.
    „Da muß etwas schiefgegangen sein“, sagte sie laut. Irgendwie war sie sogar froh darüber.
    Wahrscheinlich war der Meister verhindert gewesen und würde die Sache ein anderes Mal hinter sich bringen. Sie öffnete wieder die Geheimtür hinter dem Spiegel und stellte die Kiste an ihren alten Platz.
    Dann bereitete sie ein Frühstück für zwei Personen und stellte den Kaffee für Manon Regnard warm. Inzwischen traf sie alle Maßnahmen, die ihr der Meister gestern nacht aufgetragen hatte.
    Sozusagen der Plan Zwei, nachdem Plan Eins aus ihr unerklärlichen Gründen fehlgeschlagen war.
     

     
    Als Manon endlich aus ihrem bleiernen Schlaf erwachte, fühlte sie sich so schwach wie noch nie in ihrem Leben. Es kostete sie viel Überwindung aufzustehen. Schließlich war dies ihr erster Arbeitstag bei dieser freundlichen alten Dame. Sie wollte das Vertrauen, das ihr Madame Robin entgegenbrachte, um keinen Preis enttäuschen.
    Sie schleppte sich zum Frisierspiegel, um sich rasch ein wenig zurechtzumachen. Auf ihrer Armbanduhr war es schon zehn Uhr.
    Als sie ihr Haar bürstete, entdeckte sie ein merkwürdiges blutrotes Mal direkt über der Halsschlagader.
    Langsam ließ sie die Bürste sinken. Sie hatte das gleiche Mal gestern am Hals des Mädchens gesehen, als sie die „Halluzination“ ihres zweiten Gesichts erlebt hatte.
    Intuitiv spürte sie, daß dieses Mädchen nicht vor langer Zeit hier gewesen war, sondern erst vor kurzem. Und sie mußte auch in dem gleichen Zimmer gewohnt haben wie sie selbst.
    Gleichzeitig erkannte sie noch etwas. In ihren „Anfällen“, bei denen sie das „zweite Gesicht“ hatte, sah sie immer nur Personen, die gewaltsam ums Leben gekommen waren oder sich in tödlicher Gefahr befanden.
    Sie hatte gestern diesen Jean Dougnac „gesehen“, den man vor hundertachtzig Jahren geköpft hatte. Gleichzeitig das Mädchen mit dem blutigen Mal am Hals. War es vielleicht auch in diesem Haus umgebracht worden?
    Ein Schauder überlief sie. Sie mußte wieder an ihren Alptraum in Amiens denken, der sie zu ihrer überstürzten Reise nach Paris getrieben hatte. Jean war ihr im Traum erschienen und hatte ihr gesagt, er sei in Todesgefahr.
    Sie machte sich ernste Vorwürfe, daß sie nicht sofort zu ihm gegangen war. Das gestrige Erlebnis in diesem Haus hatte sie vollkommen durcheinandergebracht.
    Sie zog spontan das Telefon zu sich heran und wählte eine Nummer. Erst danach merkte sie, daß die Leitung tot war.
    Sie versank wieder in Grübeln. Das zweite Gesicht in diesem Haus – und dann der „Alptraum“ bei der

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