091 - Ein Geist kehrt zurück
diesem befand sich Stan Vandells Herz.
Das Herz war in schwarzer Magie gebettet, und diese bewirkte, daß es immer noch schlug. Der Mann hob den Würfel an sein Ohr. Laut und deutlich waren die Schläge des Herzens zu vernehmen.
Aber ein Herz war zu wenig. Der Mann brauchte drei. Mit ihrer Hilfe konnte er dann Kräfte herbeizitieren, die ein schwarzes Wunder vollbringen sollten.
Seine Schritte hallten durch das unterirdische Gewölbe. Er näherte sich dem Blutaltar und stellte die erste Opfergabe darauf. Er trat zurück und aktivierte die im Würfel befindliche Magie mit schwarzen Formeln.
Langsam durchdrang ein Licht die Metallwände. Der Würfel erhellte die Dunkelheit auf eine geisterhafte Weise, und es wurde totenstill in der Tiefe der schwarzen Abtei.
Der milchig-trübe Schein, der vom Würfel ausging, legte sich auf die Wände, und ein riesiges Fresco hob sich von der Stirnwand ab. Es zeigte nichts weiter als das Profil eines kahlen Totenschädels. Niemand kannte den Schöpfer. Keiner wußte, wie lange es dieses dämonische Fresco schon gab. Es war denkbar, daß es von allein entstanden war. Durch die Kraft der Hölle, die selten auf der Erde so präsent war wie hier.
Man sagte, es wäre möglich, dieses Höllenfresco zum Leben zu erwecken. Jedoch nur unter bestimmten Voraussetzungen. Demjenigen, der sie schuf, würde dann eine gefährliche Macht zur Verfügung stehen und ihn unbesiegbar machen, und nach dieser Macht gierte der Höllenmann.
Das erste Herz befand sich an seinem Platz.
Heute nacht würde er sich das nächste holen, und bald würden die Voraussetzungen für eine Belebung des Geisterfrescos erfüllt sein.
Der Mann zog sich rückwärtsgehend vom Blutaltar zurück. Das Böse, das hier unten wirkte, hatte sein Opfer angenommen. Das Leuchten des Würfels erlosch nicht.
Der Mann verließ die schwarze Abtei. Er eilte durch die Dunkelheit. Knietiefes Unkraut strich um seine Beine. Er erreichte einen steinigen Weg und lief diesen entlang.
Zwischen Büschen stand sein Wagen. Er stieg ein und fuhr los.
Zwanzig Minuten später betrat er die Klinik durch einen Hintereingang. Von seiner Abwesenheit hatte niemand etwas bemerkt.
***
Lane Campas riß sich die Kopfhörer herunter und setzte sich erschrocken auf. Er stöhnte auf, weil ein glühender Schmerz seinen Bauch durchraste. Er durfte sich noch nicht so schnell bewegen.
»Was ist los mit Ihnen?« fragte Ken Anderson. »Was haben Sie?«
Campas blickte ihn verstört an.
»Schon wieder ein Alptraum?« fragte Anderson. »Geht es Ihnen nicht gut? Soll ich die Schwester rufen?«
»Nein!« sagte Campas zuerst. Dann aber: »Ja.«
Er mußte Dr. Winger informieren. Er hatte es dem Chefarzt versprochen. Er wußte jetzt, wie der Mann ausgesehen hatte, von dem er geträumt zu haben glaubte.
Es war kein Traum gewesen!
Er konnte sich nicht erklären, wie so etwas möglich war. Es stand für ihn nur fest, daß er nicht geträumt hatte. Er kannte Stan Vandells Mörder, den Mann, der Vandell das Herz gestohlen hatte.
Anderson wollte wissen, was er diesmal geträumt hatte, aber er sagte es ihm nicht.
Nachdem Ken Anderson nach der Schwester geläutet hatte, legte er sich wieder in sein Bett.
Schwester Sandra erschien, und Lane Campas winkte sie aufgeregt zu sich. »Ist Dr. Winger noch im Haus?« fragte er. Schweiß glänzte auf seinem Gesicht.
»Der Chefarzt hat die Klinik vor einer halben Stunde verlassen«, sagte die Krankenschwester. »Brauchen Sie einen Arzt?«
»Ich brauche Dr. Winger, nur ihn.«
»Tut mir leid, mit dem kann ich Ihnen nicht dienen. Was haben Sie für Beschwerden?«
»Keine Beschwerden. Ich muß mit ihm reden«, sagte Campas mit vibrierenden Nerven. »Ich… ich habe ihm etwas sehr Wichtiges zu sagen.«
»Hat das nicht bis morgen früh Zeit? Oder können Sie es mir nicht sagen?«
Campas schüttelte den Kopf und preßte die Lippen so fest zusammen, als befürchtete er, ihm könnte eine Silbe entschlüpfen.
»Können Sie nicht versuchen, Dr. Winger zu Hause zu erreichen?« fragte er dann.
»Und was sage ich ihm?«
»Daß ich ihn sprechen möchte.«
»Ich glaube nicht, daß er in die Klinik kommen wird. Sie müssen das verstehen, Mr. Campas. Dr. Winger hat sehr viel zu tun. Er braucht zwischendurch auch mal seine Ruhe. Morgen, bei der Frühvisite, steht er Ihnen gern zur Verfügung.«
»Er will etwas von mir wissen. Sagen Sie ihm, es ist mir eingefallen, dann wird er kommen.«
Schwester Sandra atmete hörbar aus. »Na schön,
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