0910 - Blutliebe
Blut, das der Blonden habe ich meiner neuen Dienerin versprochen, und auch Greta wird es zu spüren bekommen.«
Greta konnte nicht mehr antworten, denn sie war ohnmächtig geworden.
Kendrake beneidete sie. »Das, das stimmt doch alles nicht - oder?«
»Jedes Wort stimmt. Deine Tochter Romana wird es dir bestätigen. Das Fell des Bären ist verteilt. Wir beide werden jetzt darangehen, das Fleisch zu fressen.«
Kendrake wußte nicht mehr wie er sich verhalten sollte. Von zwei Seiten her ließen ihn die kalten, toten Augen der Blutsauger nicht aus dem Blick. Obwohl er nicht gefangen war, fühlte er sich so, und er ahnte, daß er nicht entkommen konnte.
»Geh, zu ihr!« befahl Nurescu.
Romana gehorchte.
Sie machte den Weg frei für ihren Herrn und Meister, der keine Sekunde mehr zögerte…
***
Jane lag halb auf dem Sessel und halb auf der Erde. Ihr linker Fuß brannte, als wäre er vor einen Flammenwerfer geraten.
Während des Falls hatte sie den Fuß stark belasten müssen. Sie hörte auch zu, was gesprochen wurde. Obwohl es sich nicht um sie drehte, traute sich Jane nicht, sich zu bewegen. Die untote Tochter des Hauses hielt sie unter Kontrolle. Sie wartete nur darauf, daß Jane etwas Falsches tat.
Nurescu hatte seine Rede beendet, und Jane wußte nun, weshalb er erschienen war. Kendrake, der Waffenhändler, hatte sich schuldig gemacht und er würde dafür zahlen müssen.
Auch seine Tochter wußte nun, was ihr bevorstand. Sie hatte die Worte verstanden, drehte sich und schlug einen kleinen Bogen, um sich ihr Opfer zu holen.
Sie lächelte eisig. In ihren Augen stand die nackte Gier nach dem Blut. Mit einem einzigen Griff hatte sie es geschafft, einen im Weg stehenden Sessel umzukippen.
Jetzt hatte sie zu Jane Collins freie Bahn!
***
Das glaube ich nicht! Das glaube ich alles nicht! schoß es Sir Walter Kendrake durch den Kopf, aber die Tatsachen sprachen dagegen, denn Nurescu war bereit, seine Drohung in die Tat umzusetzen. Er bewegte sich in Kendrakes Richtung.
Sir Walter überlegte fieberhaft. Wie sollte er sich gegen einen Blutsauger und dessen übermenschlichen Kräfte wehren? Er war ein normaler Mann, auch nicht mehr der Jüngste, aber der Saft aus seinen Adern würde dem anderen munden. Im schien bereits das Wasser im Mund zusammenzulaufen.
Kendrake besaß keine Waffe, mit der er hätte den Blutsauger stoppen können. Ausgerechnet er, der Waffenhändler, war in diesem Fall waffenlos. Eine verrückte Situation, über die er eigentlich hätte lachen müssen, wäre sie nicht so verflucht ernst gewesen.
Zudem machte er sich Vorwürfe, daß er Raki nicht losgeschickt hatte, um die Kreuze zu holen. Sein Fehler, weil er nie im Leben an eine höhere Macht geglaubt hatte, verständlich nach Romanas Schicksal.
Er würde dafür bezahlen müssen.
Nurescu genoß seine Rache. Er ließ sich Zeit, denn er ging recht langsam. Was mit Jane Collins passierte, sah Kendrake nicht. Er mußte jetzt nur an sich denken.
»Ich hole dich!« versprach Nurescu, der nur halb im Licht stand und deshalb wie eine böse Figur wirkte, die sich aus Licht und Schatten zusammensetzte.
»Verdammt, das war doch nicht so gedacht!« Kendrake unternahm einen letzten Versuch.
»Es hilft dir nichts. Ich will dein Blut!«
Der letzte Satz bohrte sich regelrecht in das Gehirn des Mannes. Er wollte sein Blut behalten! Er wollte nicht eingehen in das Reich des Todes, wo es nur die Schatten gab und er durch eine Welt wandern würde, die anders war.
Es war einfach zu schrecklich für ihn und nicht mehr nachzuvollziehen. Trotzdem schaute er hoch.
Der Vampir kam.
Er würde ihn mit einem Sprung erreichen, das war sicher. Aber er sprang nicht, er wollte die Angst des Menschen auskosten.
Dafür bewegte sich Kendrake. Was ihn dazu bewogen hatte, wußte er selbst nicht. Es mußte der reine Selbsterhaltungstrieb gewesen sein, denn er wuchtete sich vor, und genau in diesem Augenblick war ihm der richtige Gedanke gekommen.
Kendrake stürzte nicht dem Vampir entgegen, er umklammerte statt dessen mit beiden Händen die Lehnen des Rollstuhls und wuchtete das Gerät auf den Blutsauger zu.
Damit hatte Nurescu nicht gerechnet. Der Rollstuhl prallte gegen ihn und riß ihn von den Beinen.
Kendrake aber schrie auf!
***
Die Detektivin erlebte Romana Kendrakes Vorfreude mit. Nicht nur, daß sie jetzt ihre beiden Vampirhauer zeigte, sie bewegte auch ihre Zunge tanzend über die Lippen herum, als wäre sie dabei, sich das Blut abzulecken.
Sie würde
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