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0910 - Der Totflüsterer

0910 - Der Totflüsterer

Titel: 0910 - Der Totflüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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beachtete ihn nicht.
    Zamorra sah zu Nicole und schüttelte den Kopf. Der Gaff-Virus war der einzige Erreger, der selbst durch Glas übertragbar war und mit den Augen oder den Ohren aufgenommen werden konnte. Eigentlich widerte es Zamorra an, wie viele Menschen anfällig dafür waren. Aber wenn das, was er befürchtete, tatsächlich zutraf, hatte er sogar Verständnis dafür.
    Nicole schlug auf das silberne Glöckchen auf der Empfangstheke.
    Der Anzugträger hinter der Anmeldung zuckte zusammen und wandte sich Zamorra und Nicole zu. »Entschuldigen Sie bitte.« Sein Gesicht wirkte schuldbewusst, die Stimme klang brüchig. »Kann - kann ich Ihnen helfen?«
    Zamorra lächelte ihn an. »Wir hätten gerne mit Monsieur Luynes gesprochen.«
    »Haben Sie einen Termin?«
    »Nein, aber ich bin sicher, Monsieur Luynes kann uns ein paar Minuten seiner Zeit widmen.«
    »Tut mir leid, aber ich fürchte, da muss ich Sie enttäuschen. Wenn Sie einen Termin mit ihm machen wollen, wenden Sie sich an…«
    Nicole lehnte sich so an den Tresen, dass der Anzugträger einen ungehinderten Blick in ihren atemberaubenden Ausschnitt werfen konnte. »Können Sie nicht eine Ausnahme machen?« Ihre Stimme klang rauchig und verführerisch. »Wir brauchen auch nicht lange!«
    »Ich… äh… öh… na ja, von mir aus.« Er zeigte auf einen gläsernen Aufzug. »Fahren Sie hoch in den zweiten Stock. Wenn Sie aus dem Fahrstuhl kommen, sehen Sie auch schon den Schreibtisch von Madame Thysler, der Chefsekretärin. Ob Sie mit… mit…« Er fuchtelte mit der Hand in der Luft herum und deutete schließlich auf Nicoles Ausschnitt. »… also damit eben, ob Sie damit bei ihr Eindruck machen, weiß ich allerdings nicht.«
    Als sie im Aufzug nach oben fuhren, grinste Zamorra Nicole schief an. »Ich dachte, diese Stimme ist für mich reserviert!«
    »Seien Sie mir bitte nicht böse, Chef«, hauchte sie genauso rauchig wie gerade schon.
    »Wie könnte ich?«
    Der Lift hielt und sie stiegen aus. Sofort sahen sie eine ältere Frau hinter einem Schreibtisch, die ihnen über eine schmale Brille hinweg kritische Blicke zuwarf. Ihr Gesicht wirkte auf den Professor wie das einer Eule.
    »Die ist ja ein richtiger Feger«, flüsterte der Parapsychologe seiner Kampfgefährtin zu.
    »Leidest du jetzt unter Geschmacksverirrung?«
    »Warum? Ist Feger nicht ein anderes Wort für Besen?«
    Zamorra setzte ein strahlendes Lächeln auf und ging zu der Eule. Nicole folgte ihm.
    »Guten Tag. Wir hätten gerne mit Monsieur Luynes gesprochen. Könnten Sie uns bitte anmelden?«
    »Haben Sie einen Termin?«
    Zamorra schummelte einen empörten Ausdruck in sein Gesicht. »Aber selbstverständlich!«
    Madame Thysler zog einen Kalender zu sich heran. »Wie ist Ihr Name?«
    »Professor Zamorra.«
    »Zamorra? Hm… Hier steht nichts davon drin. Sind Sie sicher…?«
    Da öffnete sich die Tür zum Chefbüro. Roger Luynes trat heraus und mit ihm zwei Männer, die Zamorra vage bekannt vorkamen. Sie streckten Luynes die Hand zum Abschied entgegen, doch der zuckte nicht einmal.
    »Ach, bemühen Sie sich nicht, Madame Thysler. Da ist er ja! Kommst du, Nicole?« Zamorra winkte Luynes zu. »Hallo, Roger! Da sind wir!«
    »Aber Sie können doch nicht einfach…«
    Madame Thyslers Protest verhallte ungehört. Zamorra steuerte mit einer Selbstverständlichkeit auf Luynes zu, die selbst ihn in der Tür verharren ließ. Er nickte den beiden Männern im Vorbeigehen zu, machte die letzten zwei Schritte auf Luynes zu, packte dessen rechte Hand und schüttelte sie.
    »Schön, dass Sie Zeit für uns haben. Lange nicht mehr gesehen!«
    Perplex starrte Luynes den Professor an. »Wer sind Sie?«
    »Lassen Sie uns das doch drinnen besprechen!« Mit einem Lächeln drückte Zamorra Roger Luynes in dessen Büro.
    Nicole ging ihnen nach und schloss die Tür hinter sich.
    Drinnen ließ Zamorra die Hand des Industriellensohns los. »Entschuldigen Sie diesen Überfall. Wir müssen dringend mit Ihnen reden und wollten uns von Ihrer Sekretärin nicht abwimmeln lassen.«
    Luynes musterte die Eindringlinge mit einem stechenden Blick aus wässrig blauen Augen. Die schmalen, blutleeren Lippen presste er zu dünnen Linien zusammen. Wie schon bei ihrer ersten Begegnung vor einigen Monaten fiel Zamorra sofort der pappig süße Duft von Luynes' Aftershave auf.
    Der Zorn färbte Luynes' Gesicht tiefrot. »Jetzt weiß ich wieder, wer Sie sind! Sie sind dieser respektlose Dreistling, der mir vor ein paar Monaten in meiner Villa

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