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0910 - Der Totflüsterer

0910 - Der Totflüsterer

Titel: 0910 - Der Totflüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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zu erreichen, allerdings ohne Erfolg.
    Und nun schien auch ihr Besuch keine Früchte zu tragen.
    »Am besten wir hinterlassen ihm eine Nachricht, dass er uns anrufen soll«, meinte Zamorra. »Ich hole einen Zettel aus dem Auto.«
    Er drehte sich um, machte vier Schritte - und wurde von Nicoles Stimme gestoppt. »Chérie? Sieh dir das mal an!«
    Sofort kehrte der Professor wieder um. »Was denn?«
    Nicoles Hand lag auf dem Knauf der wuchtigen Tür aus dunklem Holz. Als sie sie wegzog, baumelten feucht schimmernde Fäden zwischen ihren Fingern und der Klinke.
    In Zamorra heulten sämtliche Alarmglocken auf!
    »Was ist das?«
    Nicole rieb die Fingerspitzen gegeneinander. »Irgendein glibberiger Ekelschleim…« Sie hob die Hand zur Nase und schnupperte. »… der echt widerlich stinkt! Wenn du meine professionelle Meinung hören willst: Hier ist etwas ganz entschieden nicht in Ordnung!«
    »Zustimmung!«
    Gedämpftes Scheppern und Klirren ließen Zamorra zusammenzucken und den Klang seiner Alarmglocken um einige Dezibel ansteigen.
    »Kam das von drinnen?«
    Nicole nickte.
    »Also ist doch jemand da!«, sagte Zamorra. »Und vielleicht macht er nicht auf, weil er nicht kann! Wir müssen rein!«
    Er drehte sich um und suchte im Garten vor dem Haus nach einem Stein, mit dem er ein Fenster einschlagen konnte.
    »Nicht so grob, Chérie! Ich hab einen Schlüssel!« Nicole zog einen Dhyarra-Kristall aus ihrer Tasche und grinste Zamorra an. »Vor kurzem hat er uns noch das massive Klostertor der Bruderschaft der Neun Drachen geöffnet. Da wird er mit dieser kleinen Haustür auch keine Probleme haben!«
    »Auf dich ist eben Verlass!«
    Der kleine, blau funkelnde Stein war ein starker magischer Gegenstand, der seine Energie aus Weltraumtiefen zog. Der Benutzer brauchte eine klare, bildhafte Vorstellung von dem, was die Magie des Kristalls bewirken sollte, und die wiederum bedingte eine Mischung aus großer Konzentration und Fantasie. Deshalb war es gerade in stressigen Situationen wie bei einem Kampf nicht immer einfach, den Dhyarra einzusetzen.
    Diesmal gab es keine Probleme. Es dauerte nicht einmal fünf Sekunden, bis die Haustür plötzlich nach innen aufschwang.
    Nicole machte eine einladende Handbewegung. »Nach dir!«
    Vor ihnen lag ein etwa zwei Meter langer Flur, den eine Tür aus dunklem Rauchglas auf der gegenüberliegenden Seite abschloss. Auf dem Boden vor der linken Wand lagen einige Schuhe kreuz und quer durcheinander, an der Garderobe darüber hingen zwei große, wallende Mäntel, die viel zu warm für das frühlingshafte Wetter waren. Der schmale Schrank daneben stand offen. Aus ihm quollen Schals, Handschuhe, Seidentücher und Mützen.
    Vor Zamorras innerem Auge erschien Pereire, wie er ihn in der Eingangshalle von Luynes Ball Bearing gesehen hatte. »Offenbar mummelt er sich gerne ein!«
    »Schau mal!« Nicole deutete auf einige gerahmte Fotos, die an der rechten Wand hingen. Eines davon zeigte Edouard Pereire auf einer Silvesterfeier. Er trug einen Smoking. Den linken Arm hatte er um die Taille einer Frau in einem eleganten Kleid gelegt, mit der rechten Hand streckte er ein Sektglas in Richtung der Kamera. Sein Gesicht war verkniffen und machte einen alles andere als gut gelaunten Eindruck. Hinter dem Paar hing ein Transparent, das in großen bunten Buchstaben in die Welt hinausschrie: »Auf ein gesundes und erfolgreiches 2009«.
    Das Bild war also noch nicht einmal vier Monate alt. Und doch schienen zwischen dem Edouard Pereire auf dem Foto und dem, den sie in Luynes' Firma gesehen hatten, Jahre und Welten zu liegen. Der Pereire auf der Silvesterfeier machte einen attraktiven Eindruck, wenn man von seinem grimmigen Blick absah. Er war schlank, hatte breite Schultern, volle, sorgfältig gestriegelte graue Haare. Unglaublich, wie verlottert und aufgedunsen dieser Mann inzwischen, nur Wochen später, aussah!
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Wie kann sich ein Mensch so schnell so stark verändern?«
    »Die Nähe der Dämonenschwinge? Sie hat er erst in dieser Zeit ersteigert.«
    »Kann ich mir nicht vorstellen, Nici. Clement Luynes war jahrelang in der Nähe der Schwinge, ohne sich zu verändern. Komm weiter!«
    Der Professor öffnete die Rauchglastür.
    Mit einem zischenden Geräusch sog er Luft durch die zusammengepressten Zähne. »Ist das widerlich!«
    Ein süßlicher, fauliger Gestank attackierte Zamorras Nase und Magen.
    Auch Nicole musste hörbar würgen. »Das stinkt wie der Schleim an der Klinke. Nur viel,

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