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0910 - Der Totflüsterer

0910 - Der Totflüsterer

Titel: 0910 - Der Totflüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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vor, auf alles vorbereitet zu sein. Schon einmal hatte ihn ein Weißmagier überrascht! Damals beim Kampf gegen Lucifuge Rofocale. Das würde ihm nie wieder passieren!
    Der Dämon zwang sein menschliches Gesicht zu einem Lächeln.
    Was sollte er nun tun?
    Er verfluchte sich dafür, dass er bei der Auswahl der Seelen, die er zur Neuwerdung benötigte, Pereires Drang nachgegeben hatte. Jeder beliebige Mensch, jede beliebige Seele hätte den gleichen Zweck erfüllt und wäre wesentlich unauffälliger gewesen. Doch der Hass in Pereires Geist war so stark gewesen, dass Agamar zu Beginn seiner Neuwerdung dem nichts entgegenzusetzen hatte. Und jetzt, wo es aufs Ende zuging, war er zu bequem geworden und hatte Pereires Wunsch nach Rache am Luynes-Clan immer weiter nachgegeben.
    Ein Fehler? War ihm der Weißmagier dadurch auf die Spur gekommen? Ausgerechnet jetzt, so kurz vor dem Ziel?
    Agamar sah, wie der Mann mit seinem Weib (womöglich seiner Dienerin?) in den gläsernen Wagen stieg, mit dem man an Wänden hinauf und hinab fahren konnte.
    Und nun? Sollte er sehen, was der Weißmagier von ihm wollte? War es überhaupt ein Weißmagier? Oder sollte er von hier verschwinden, solange er noch die Gelegenheit dazu hatte?
    Nein! Er musste vorsichtig sein, aber nicht feige! Flucht kam nicht infrage! Auch wenn die Neuwerdung noch nicht abgeschlossen war, so war er trotzdem schon stark genug, um mit einem einfachen Zauberer fertig zu werden. Zumal der ihn diesmal nicht überraschen konnte!
    Falls nötig würde er ihn töten! Hier! An Ort und Stelle!
    Das ist kein guter Einfall!
    Die Stimme erklang so laut, als stünde der Sprecher genau neben ihm.
    Agamar fuhr herum, doch da war niemand.
    Lass dich auf keine Gefahren ein! Nicht so kurz vor Vollendung der Neuwerdung!
    Wer sprach da? Was war los mit ihm?
    Der Aufzug hatte die Hälfte der Strecke bereits zurückgelegt. Agamar konnte die Blicke des Weißmagiers förmlich auf sich spüren!
    Die Zeit läuft dir davon! Verschwinde von hier, bevor es zu spät ist!
    Agamar drehte Pereires Körper einmal im Kreis. Irgendwo musste der Sprecher einfach sein! Oder wurde er wahnsinnig? War er gar - besessen?
    Ein lautes Lachen drang aus Pereires Kehle!
    Besessen! Unsinn! Wer hätte je von einem besessenen Dämon gehört?
    Gleich ist der Aufzug da! Verschieb deine Überlegungen besser auf später, denn jetzt hast du etwas Besseres zu tun: Verschwinde von hier!
    Na gut! Er wusste nicht, wer da zu ihm sprach, ob er sich die Stimme vielleicht sogar nur einbildete, aber der Kampf gegen den Weißmagier würde seine ganze Konzentration fordern. Eine Stimme aus dem Nichts konnte er dabei ganz sicher nicht gebrauchen.
    Gerade als sich vor Professor Zamorra die Tür des Aufzugs öffnete, schloss sich die des Gebäudeausgangs hinter Agamar.
    ***
    Die Melodie der Klingel, die durch die geschlossene Tür drang, hatte einen weichen, angenehmen Klang. Da Zamorra sie aber inzwischen schon zum dritten Mal hörte, fing sie an, ihm auf die Nerven zu gehen.
    »Ich glaube, selbst wenn du noch zehn Mal läutest, wird keiner aufmachen«, sagte Nicole.
    »Nein, vermutlich nicht!«
    Nicole trat einen Schritt zurück und ließ ihren Blick über die Fassade des großen Einfamilienhauses wandern. Sämtliche Fenster waren geschlossen, die Vorhänge zugezogen. Trotz der Tageszeit waren vor der Terrassentür und dem danebenliegenden Fenster sogar die Jalousien heruntergelassen.
    »Mich würde interessieren, warum er nicht auf dich gewartet hat.«
    Zamorra zuckte mit den Schultern. »Vielleicht hat er mich für einen von Luynes' Leuten gehalten und wollte mir nicht erklären müssen, was er dort zu suchen hatte.«
    »Glaube ich nicht. Mit diesem Kittelträger hat er sich doch ganz offen unterhalten.«
    »Auch wieder wahr. Aber warum auch immer er nicht gewartet hat, nach Hause ist er anscheinend nicht gegangen.« Zamorra vergrub den goldenen Klingelknopf noch einmal unter seinem Daumen. »Letzter Versuch!«
    Das Ergebnis blieb das Gleiche. Weder Edouard Pereire noch sonst jemand öffnete ihnen die Tür.
    Nach ihrem Besuch bei Luynes Ball Bearing hatten sie sich über Chefinspektor Pierre Robin die Adresse von Pereire besorgt, weil der im Telefonbuch zwar mit seiner Nummer, aber ohne Anschrift eingetragen war. Dann hatten sie sich mit dem BMW im Mittagsverkehr eine gute halbe Stunde durch Lyon gequält, bis sie schließlich in Corbas ankamen, wo Pereire wohnte. Auf dem Weg dorthin hatten sie immer wieder versucht, ihn telefonisch

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