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0911 - In der Knochengruft

0911 - In der Knochengruft

Titel: 0911 - In der Knochengruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die Kerzen standen. Dickes, klebriges, wie rotes Öl anmutendes Blut, das sich regelrecht in die alten Steine hineingefressen hatte oder einfach nur dort festklebte.
    Er dachte nach.
    Menschenblut?
    Durchaus möglich. Welches Drama mochte sich hier abgespielt haben? Der Schädel, den er sah, der gehörte einem Menschen. Es war ziemlich alt, was Frank trotz des Dämmerlichts erkennen konnte.
    Das Gebein hatte eine gelblichbraune Farbe. Leere Augenhöhlen, an den Innenrändern zersplittert.
    Das breite Loch, wo einmal die Nase gesessen hatte, die herausgebrochenen Zähne und dünnen Spinnweben, die die Schädelplatte bedeckten.
    Auch in der Nische darunter entdeckte der Mann einen Schädel und mehrere Gebeine. Natürlich drängten sich ihm die Fragen auf, wobei er auf der anderen Seite froh war, daß Barney diesen Ort nicht gefunden hatte.
    Die Gebeine hatte er vorher gefunden. Sie hatten auf dem Boden gelegen, wie Frank Madson wußte.
    Wenn das stimmte - er hatte keinen Grund, den Aussagen seines Sohnes zu mißtrauen-, dann mußte jemand die Knochen aus einer der Nischen hervorgeholt und sie in den Gang gelegt haben.
    Nein, nicht unbedingt, denn Gilda hatte gesehen, daß sich die Gebeine bewegten.
    Es wurde kompliziert und auch unheimlich. In den letzten Minuten war die Atmosphäre in dieser Umgebung eine andere geworden. Sie hatte sich auf eine gewisse Art und Weise verdichtet. Vielleicht war sie auch kälter geworden, ein Hauch aus dem Jenseits.
    Unsichtbar näherte sich etwas…
    Frank war bei seinem Abmarsch noch sehr optimistisch gewesen und auch noch nach den ersten Metern, die er in diesem Tunnel zurückgelegt hatte, aber dieser Optimismus war nun verschwunden.
    Zweifel und Furcht hatten den Mann überkommen. Er wollte sich umdrehen, was er noch nicht wagte. Etwas lauerte hinter ihm, er wußte es plötzlich. Sein nächstes Atmen glich schon einem Stöhnen, und die rechte Hand mit der Lampe zitterte.
    Er mußte es tun.
    Er mußte Bescheid wissen. Schließlich wollte er auch wieder zurück. Und Frank Madson wagte es.
    Er drehte sich, schaltete die Lampe ein, und der grelle Strahl traf ein Ziel!
    Es waren zwei blutrote Knochen, die nicht sehr weit von ihm entfernt waren und dicht unter der Decke im Gang schwebten…
    ***
    Ich hatte den Wagen am Straßenrand abgestellt, war durch den im Sonnenschein liegenden Vorgarten gegangen, erwiderte den Gruß einer Nachbarin, die mich neugierig betrachtete und mit ihrer Arbeit aufgehört hatte, und sah vor mir dir Tür mit dem Vorhang dahinter.
    Ich entdeckte aber auch rechts davon die Schelle, direkt unter dem Namensschild.
    Ich klingelte zweimal.
    Zunächst geschah nichts. Nach einer Weile hörte ich Tritte, dann wurde die Tür vorsichtig geöffnet.
    Nur so weit, wie eine Kette sie hielt. Unter mir erschien das Gesicht eines Jungen mit dunkelblonden Haaren, blauen Augen und einer Stupsnase über dem zu einem abwartenden Lächeln verzogenen Mund.
    »Guten Tag«, sagte ich.
    »Sind Sie der Mann aus London?«
    »Ja.«
    »Der Polizist?«
    »Stimmt.«
    »Dann haben Sie auch einen Ausweis?«
    »Sicher. Willst du ihn sehen?«
    »Klar, geben Sie ihn her, Mister.« Er war für sein Alter ziemlich fix, und mir blieb nichts anderes übrig, als das Dokument hervorzuholen und es ihm zu überreichen.
    Die kleine Hand des Jungen schnappte danach. Er sagte: »Moment!« Dann schloß er die Tür und ließ mich stehen wie einen abgewimmelten Vertreter.
    Das dachte wohl auch die Nachbarin im nächsten Vorgarten. Sie lächelte süffisant. »Bei mir können Sie auch nichts verkaufen, Mister.«
    Ich schaute in das Gesicht mit den feuerrot geschminkten Lippen und hob die Schultern. »Ein Mensch wie ich ist Kummer gewohnt, Madam.«
    »Schade an sich.«
    »Wieso?«
    »Sie sehen aus, als könnten Sie eine Tasse Kaffee gebrauchen. Ich habe ihn frisch, er läuft durch.«
    »Kaffee werde ich wohl bei Mrs. Madson trinken.«
    Sie wollte etwas Schadenfrohes erwidern, als der Junge abermals die Tür öffnete. Diesmal wurde sie von keiner Kette gehalten. Er gab mir den Ausweis zurück. Sein Gesicht hatte eine gewisse Röte bekommen. »Meine Mutter erwartete Sie, Sir.«
    »Danke.« Noch einen letzten Blick warf ich auf die Nachbarin, die mich wütend anblitzte. Ich konnte mir ein Heben der Schultern und ein Lächeln nicht verkneifen, dann stand ich schon im Flur des Hauses. Der Junge schloß die Tür und stellte sich mir als Barney Madson vor.
    »Meinen Namen wirst du ja kennen.«
    »Klar, Mister. Sind Sie

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