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0911 - In der Knochengruft

0911 - In der Knochengruft

Titel: 0911 - In der Knochengruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Madson hob die Schultern. »Keine Ahnung.«
    »Das stimmt. Und ebenso müssen die Knochen irgendwoher gekommen sein. Es ist nur schade, daß sie nicht hier sind und ich sie untersuchen kann. Knochen, die sich von allein bewegen, die erst normal bleich sind und dann blutrot werden, das hat schon etwas zu bedeuten.«
    »Was denn?« flüsterte die Frau.
    »Ich weiß es nicht. Ich stamme nicht von hier. Aber es geschieht nichts ohne Grund. Auch das Unwahrscheinliche oder Unglaubliche nicht. Irgendwo muß es ein Motiv geben.«
    »Ich wüßte keines.«
    Ich gab nicht auf. »Denken wir doch mal weiter. Die Knochenfunde deuten darauf hin, daß in diesem Tunnel oder in dieser Höhle jemand gelebt hat und dann starb. Wer? Wann?«
    Gilda schwieg. Sie zupfte von ihrem Oberteil einen weißen Faden und sagte: »Aus dieser Perspektive habe ich die Dinge noch nicht betrachtet.«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    »Leider weiß ich keine Antwort. Von einem Bewohner ist mir überhaupt nichts bekannt. Ich habe mich damit nie beschäftigt - obwohl«, sie nagte auf der Unterlippe, »tja, wie ich schon erwähnte, ich bin hier aufgewachsen. Ich habe erlebt, wie das Material aus dem Steinbruch abgetragen wurde. Für uns Kinder war er damals tabu. Wir durften nicht hinein. Es war einfach zu gefährlich, und in den alten Bunkern durften die meisten von uns auch nicht spielen, was natürlich unterlaufen wurde. Wir sind heimlich in die Stollen gegangen.«
    »Sie auch?«
    »Ja, die meisten von uns mit großer Angst und Kniezittern.«
    »Wegen der elterlichen Verbote, nehme ich an.«
    Gilda Madson lächelte vor sich hin. »Nein, nein, nicht nur. Es gab da noch etwas anderes.«
    »Und was?«
    »Der Gedanke ist mir ja auch erst heute gekommen«, murmelte sie. »Es wurde erzählt, daß sich in einem Stollen jemand aufhielte. Ein böses, grausames Wesen, das Kinder töten würde, um sie anschließend zu fressen. Das hat man uns gesagt.«
    »Ooohhh, Mummy!« staunte der Junge laut. »Warum hast du mir das nie gesagt?«
    »Es war unwichtig. Ich hatte nicht mehr daran gedacht, bis eben heute morgen. Da fiel es mir wieder ein.«
    Barney schwieg. Er hatte aber eine Gänsehaut bekommen. Ich lächelte ihm beruhigend zu und fragte dann seine Mutter. »Es ist eine alte Geschichte oder ein Märchen gewesen, nicht wahr?«
    »Ja, natürlich, aber jetzt…«
    »Hatte dieses Wesen auch einen Namen?«
    »Früher wurde es als Höhlengeist bezeichnet. Den haben sich die Eltern sicherlich nur ausgedacht.«
    »Wurde dieser Geist beschrieben?«
    »Nein!«
    Ich bohrte weiter. »Verschwanden denn Menschen?«
    Gilda Madson hob die Schultern. Sie trank Saft und erwiderte, während sie das Glas abstellte:
    »Auch daran kann ich mich nicht erinnern. Uns wurde immer nur gedroht, dort nicht hinzugehen.«
    »Beschrieben worden ist dieser Höhlengeist wohl auch nicht - oder?«
    »Nein, nie direkt. Aber wir als Kinder haben uns natürlich unsere Vorstellungen gemacht. Für uns war er ein dunkles Monster mit einem riesigen Maul, in dem säbelzahnartige Zähne wuchsen, mit denen es sich sogar durch den Berg bohren konnte. Es hat wohl den einen oder anderen gegeben, der ihn mal gesehen haben soll, aber derartige Beschreibungen oder Berichte wurden nicht ernst genommen. Uns wurde nur gesagt, daß sich der Höhlengeist in einem der Tunnels versteckt hielt.«
    »Bestimmt in dem, wo ich war, Mummy.«
    »Hör auf, Junge, ihn gibt es nicht.«
    »Und die Knochen, die ich gefunden habe? Die dann noch fliegen konnten?«
    Gilda Madson schwieg und senkte den Kopf. »Dafür habe ich auch keine Erklärung, Sie denn Mr. Sinclair?«
    »Nein, noch nicht.«
    »Aber Sie müssen doch etwas unternehmen, um das Rätsel der fliegenden Knochen aufzuklären.«
    »Sicher, deshalb bin ich gekommen, Mrs. Madson, und ich werde auch etwas unternehmen.«
    »Was denn?«
    Ich sprach die Frau direkt an und war mir meiner Verantwortung auch sehr wohl bewußt. »Da ich mich hier nicht auskenne, Mrs. Madson, möchte ich Sie bitten, mir Ihren Sohn anzuvertrauen. Wie Sie schon erwähnten, bin ich gekommen, um etwas zu unternehmen. Allerdings bin ich fremd hier. Ihr Sohn ist es nicht, und er könnte mir den Weg zum Eingang dieser Höhle zeigen. Nicht weiter und auch nicht bei der Dunkelheit. Ich habe vor, in den nächsten Minuten zu gehen.«
    Mrs. Madson schaute mich aus großen Augen an. Sie zitterte leicht. Ich wußte, daß es ihr als Mutter schwerfallen würde, die Zustimmung zu geben, aber das mußte wirklich sein.

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