0912 - Der Hypno-Hund
netter Abend. Eines mußt du mir versprechen, John.« Ich ahnte, was kam, sagte aber nichts und ließ meinen Freund weitersprechen. »Wenn du dich unter Hypnose ausziehen willst, werde ich versuchen, dich aufzuwecken, denn das können wir den anderen Gästen hier wirklich nicht zumuten.«
»Soll ich jetzt lachen?«
»Lieber nicht.«
Ich winkte ab und schaute mich um. Dazu war ich etwas näher an die Bühne herangetreten und drehte ihr den Rücken zu. So hatte ich einen besseren Überblick.
Auch wenn noch nicht alle Zuschauer saßen, es war doch zu sehen, daß sich das Kino bis auf den letzten Platz gefüllt hatte.
Weshalb mir plötzlich ein Schauer über den Rücken lief, wußte ich selbst nicht genau. An Helen lag es bestimmt nicht, die mir aus der vierten Reihe her zuwinkte.
Ich winkte zurück. Sie lachte und sprach mit den Freunden aus der Clique. Der Schauer blieb, und er zwang mich dazu, rasch wieder auf die Bühne zu schauen. Eine schmale Holztreppe führte zu ihr hoch. Die Stiegen waren durch Geländer eingerahmt. Der Vorhang bestand aus einem dunkelroten Stoff.
Ich entdeckte in dem faltenreichen Stoff keine Öffnung, was aber nichts heißen mußte. Es konnte durchaus kleine Löcher geben, durch die jemand in den Zuschauerraum peilte.
Indra Shamrock hatte auf mich gewartet. Ich war gekommen. Sicherlich wußte er Bescheid.
Weiter oben schlossen die beiden Kontrolleurinnen die Türen. Es war auch das Zeichen für die Besucher, sich endlich zu setzen. Die Gespräche verstummten zwar nicht, aber sie wurden leiser geführt.
Jeder spürte schon jetzt etwas von der Spannung, die sich allmählich aufbaute.
Ich hatte ebenfalls meinen Platz eingenommen. Da ich genau am Gang saß, hatte ich nur Suko als direkten Nebenmann. Neben ihm saßen Frauen und Männer in unserem Alter. Die Jugendlichen, die nicht so viel Geld für teure Karten hatten, hielten die hinteren Reihen besetzt.
Das Licht wurde heruntergedimmt.
Düsternis beherrschte den Raum.
Die Gespräche verstummten fast völlig, dafür wuchs die Spannung.
Wie in alten Zeiten ertönte ein Gong. Dreimal schwang das Echo durch den großen Raum. In seinen letzten Klang hinein öffnete sich wie von Geisterhand bewegt der rote Vorhang…
***
Indra Shamrock stand hinter der Bühne und hatte seine Inspektion beendet. Die beiden Helfer hatten gut alles zu seiner Zufriedenheit aufgebaut.
Auch er sah nicht mehr so aus wie im Biergarten. Er trug jetzt ein futuristisch anmutendes Kostüm. Es sah aus, als wäre es aus Sternenlicht gegossen. Der mit zahlreichen Pailetten besetzte Stoff schimmerte silbrig und leicht bläulich, und immer wenn sich der Mann bewegte, dann sah es so aus, als würde Licht aus seinem Körper dringen oder darüber hinweggleiten.
Sein Gesicht war geschminkt. Die rötlichen Haare sorgsam gekämmt, und um die Augen herum hatte er das Gesicht angemalt, damit sich jeder, der ihn anschaute, sofort auf dieses Gesicht konzentrierte, denn das war wichtig.
Der Hund war ebenfalls da und auch entsprechend vorbereitet worden.
Indra Shamrock hatte das Fell glatt gekämmt. Er sah nicht mehr so struppig aus, was sich später jedoch ändern würde. Bis zum Beginn der Vorstellung hatte er seinen Stammplatz eingenommen. Er saß auf einem weichen Platz, der das Ende einer kleinen Leiter bildete. Sein Kopf war dem Zuschauerraum zugedreht, und in seinen dunklen Augen lag ein lauerndes Funkeln. Daß Shamrock der rechte kleine Finger fast vollständig fehlte, fiel beim ersten Hinsehen nicht weiter auf, denn er hatte über den Verband einen dunklen Lederschutz gestreift.
Es war alles okay. Die Stühle standen bereit, der Tisch im Hintergrund ebenfalls. Die Getränke auch, und seine beiden Helfer gaben Shamrock das Zeichen.
»Noch nicht.«
Er mußte noch etwas tun. Dieser Kerl aus dem Biergarten war ihm nicht aus dem Kopf gegangen. Shamrock wollte wissen, ob er sein Versprechen eingehalten hatte. Wenn ja, würde heute abend eine besondere und unvergeßliche Show ablaufen, das stand für Shamrock fest.
Er trat sehr dicht an den Vorhang heran. In Augenhöhe war eine kleine Stoffklappe angebracht, die er in die Höhe hob. Jetzt lag das kleine Loch direkt vor ihm.
Er kniff ein Auge zusammen und schaute mit dem anderen durch das Loch in den Zuschauerraum hinein.
Der Blick glitt automatisch über die ersten Reihen hinweg, und er entdeckte den Kerl.
Der Mann hatte sich nicht gesetzt. Er stand vor der Bühne und starrte gegen den Vorhang, als wüßte er genau,
Weitere Kostenlose Bücher