0912 - Der Hypno-Hund
nicht angehen. Ich werde einige auswählen müssen.«
Er suchte sich seine Menschen aus.
Zwei Frauen und drei Männer.
Sein Finger wies auf die blonde Helen, die ebenfalls einen Arm angehoben hatte, sich jetzt, wo sie ausgewählt worden war, aber erschreckt zeigte.
»Ich?« fragte sie.
»Ja, möchtest du nicht?«
»Doch, aber…«
»Es sind genügend andere da.«
Helen nickte entschlossen. »Okay, ich werde es tun!« Unter dem Beifall ihrer Freunde verließ sie die Reihe, ging an mir vorbei, lächelte verlegen und kriegte auch mit, daß ich ihr die Daumen drückte.
»Wird schon schiefgehen, Helen.«
»Sie passen ja auf mich auf, nicht?«
»Warum gerade ich?«
»Keine Ahnung. Kann sein, daß ich Ihnen vertraue.«
»Wir werden sehen.«
Shamrock hatte von unserer Unterhaltung zum Glück nichts mitbekommen. Er war dabei, die zweite Frau durch den Gang in die Nähe der Bühne zu führen. Die Person war schon älter, ziemlich korpulent, und trotz des dämmerigen Lichts konnte jeder sehen, daß sie vor Aufregung einen roten Kopf bekommen hatte.
»So, meine Freunde!« rief Indra Shamrock in den Saal. »Darf ich Sie dann auf die Bühne bitten, meine Herrschaften?«
Im Gänsemarsch schritten die fünf Auserwählten die wenigen Stufen der Holztreppe hoch. Kaum hatten sie die Bühne betreten, als sich dort das Licht veränderte, die Strahlen der Scheinwerfer wanderten und auch den Hintergrund erfaßten.
Dort standen genau fünf Stühle in einem Halbkreis nebeneinander. Indra bat seine Freunde, wie er sie nannte, ihre Plätze einzunehmen und stellte derweil seinen Hund auf den Boden.
Die fünf Personen verteilten sich. So wie sie sich hinsetzten, war zu erkennen, daß sie schon so etwas wie Furcht spürten, denn ihre Bewegungen waren ziemlich vorsichtig, langsam und ängstlich. Die beiden Frauen saßen zwischen den Männern, und ich konzentrierte mich auf Helen, die ihre Hände in den Schoß gelegt hatte und abwartete.
Der Meister schritt vor ihnen auf der Bühne hin und her. Er schaute sie an, blickte dann ins Publikum und bat schließlich um die absolute Ruhe.
»Sonst kann sich Moonbird leider nicht auf die große Aufgabe konzentrieren. Und es wird tatsächlich eine große Aufgabe sein, denn er wird diese Menschen dort nicht der Reihe nach hypnotisieren, sondern alle auf einmal. Es ist überhaupt einmalig, daß ein Hund hypnotisieren kann, aber es ist noch einmaliger, daß er es bei fünf Personen gleichzeitig schafft. Das wird Sie staunen lassen, liebes Publikum, aber ich möchte darum bitten, von irgendwelchem Beifall abzusehen. Wir brauchen die Ruhe. Alles, was gesagt wird, werden wir hier oben auf der Bühne in die Wege leiten.«
Er wartete, hörte keinen Widerspruch, war zufrieden und wandte sich den Opfern zu.
Er sprach leise mit ihnen. Selbst in der ersten Reihe verstanden wir nicht, was gesagt wurde.
»Der bereitet sie vor«, flüsterte Suko. »Kann uns das gefallen, John?«
»Nein.«
»Willst du einschreiten?«
»Vorerst nicht.«
»Okay. Wenn du aber dort oben eingreifst, decke ich dir den Rücken. Er scheint nicht gemerkt zu haben, daß wir beide zusammengehören.«
»Wieso auch? Allwissend ist er nicht?«
»Na ja, abwarten.«
Auf der Bühne fand eine Veränderung statt. Und zwar unter der Decke, die sich bewegen ließ und wie die Kuppel in einer Sternwarte wirkte, auf der sich der Himmel abzeichnen konnte, wie er in der Vergangenheit gewesen war und auch in der Zukunft sein würde. In einem sehr dunklen Blau schimmerten die zahlreichen Sterne wie flirrende Punkte, und die Sphärenmusik war geblieben, wenn sie auch leiser geworden war, um Hund und Mensch nicht zu stören.
Indra Shamrock hatte seinen Leuten die nötigen Instruktionen erteilt und war nun selbst bereit. Er ging auf seinen Hund zu, der träge auf dem Boden hockte. Shamrock hob das Tier an und setzte es auf die weiche Fläche der Leiter.
Er sprach mit dem Tier. Seinen Mund hatte er dicht neben das linke Ohr des Tiers gebracht. Für uns war nicht das leiseste Flüstern zu hören, aber der Hund hatte alles begriffen. Er gab es durch ein leises Jaulen bekannt.
Dann richtete sich Indra auf. Er trat zur Seite und blieb so stehen, daß er uns Zuschauern sein Profil zuwandte.
Als er sprach, viel lauter als zuvor, schraken viele Zuschauer zusammen.
»Die Macht der Götter wird über uns kommen. Die Mächtigen in den anderen Sphären sind bereit. Ich weiß es, denn ich hatte den Kontakt. Sie haben die Brücke zwischen sich
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