0912 - Der Hypno-Hund
der es geschafft hat, den Hund unter seine Kontrolle zu bringen.«
»So daß er Menschen hypnotisiert«, sagte ich.
»Zum Beispiel.«
Ich schaute Suko an, der sah mir ins Gesicht und hob die Schultern. »Ist alles möglich, John. Ein Hund, der unter einem dämonischen Einfluß… Es ist nur eine Frage, wer ihn beeinflußt hat.«
»Indra Shamrock«, sagte Tanner und zog zugleich ein zweifelndes Gesicht, weil ich den Kopf geschüttelt hatte. »Nicht, John?«
»Nicht unbedingt, meine ich.«
»Wie kommst du darauf?«
»Ganz einfach. Shamrock ist Eurasier, halb Europäer, halb Inder. Und er wird sich sicherlich mit der indischen Mythologie beschäftigt haben. Sehe ich das so richtig? Könnt ihr das unterstreichen?«
Beide nickten.
»Ich gehe noch einen Schritt weiter. Möglicherweise hat er die Kräfte der alten indischen Götter beschworen, die ihn dann erhörten und seinen Hund zu dem gemacht haben, was er heute ist. Er kann also Menschen hypnotisieren.«
»Durch eine fernöstliche Magie und Mystik«, murmelte Suko.
»Genau.«
»Wäre das nicht was für dich?« fragte Tanner, als er einen Schluck Bier trank und Suko dabei anschaute.
»Nein, nicht direkt. Darin bin ich kein Fachmann. Aber wir werden Shamrock fragen. Was haben deine Leute eigentlich über ihn herausbekommen, Tanner?«
Der Chief Inspektor nickte einem Bekannten zu, der an unserem Tisch vorbei zur Toilette ging, und machte ein trübes Gesicht. »Nicht viel, wenn ich ehrlich sein soll. Es wäre leichter gewesen, wenn Shamrock negative Spuren hinterlassen hätte. Er hat sich aber keines Verbrechens schuldig gemacht, und wir wissen nur, daß er zum Teil in London aufwuchs und auch mehrere Jahre in Indien gewesen ist, was ihn doch wohl stärker geprägt hat.«
»Wann kam er denn wieder zurück?«
Tanner hob die Schultern. »Keine Ahnung. Der Mann ist Brite, der stand nie unter Kontrolle. Daß sich die Dinge jetzt zugespitzt haben, konnten wir nicht ahnen.«
Da hatte Tanner recht. Es brachte auch nichts, wenn wir hier hockten und uns die Köpfe zerbrachen. Viel wichtiger war die Praxis, und die würden wir am Abend erleben.
Tanner wäre zwar gern mitgekommen, aber er hatte seiner Frau versprochen, im Haus zu bleiben. Wenn er jetzt, in seiner dienstfreien Zeit, wieder verschwand, würde der Haussegen bald schief hängen. Wir verstanden das und versprachen, ihn auf dem laufenden zu halten.
»Enttäuscht mich nicht. Ruft mich an!«
»Keine Sorge, Tanner, das machen wir.«
Wir leerten unsere Gläser, dann wurde es Zeit für uns, die Kneipe zu verlassen. Worüber wir alle froh waren, denn lange hätten wir es in der Räucherbude nicht mehr ausgehalten.
***
Einige Stunden später!
Die Probleme begannen mit der Parkplatzsuche. In der unmittelbaren Umgebung des Kinos war einfach alles dicht. Da kam man nicht vor und nicht zurück.
Wir hätten auch mit der U-Bahn fahren können, aber wir wollten flexibel sein, falls es zu einer Verfolgung kam, doch wo wir jetzt den Wagen abstellten, da hatten wir keine Chance, ihn rasch zu erreichen. Er stand an einer kleinen Grünanlage, wo eigentlich nicht geparkt werden durfte, doch wir vertrauten darauf, daß unser Rover als Dienstfahrzeug erkannt wurde und man deshalb auf die berühmte Radkralle verzichtete.
Wir waren nicht die einzigen, die sich auf den Weg zum Kino machten.
Mit uns schlenderten zahlreiche Neugierige in diese Richtung. Mir fiel auf, daß so gut wie alle Altersstufen vertreten waren, denn eine solche Veranstaltung brachte sie endlich mal alle zusammen.
Der Tag hatte sich gehalten. Zwar hatte die Sonne die Farbe gewechselt, aber es war noch immer warm.
Die beiden Kassen des ehemaligen Kinos waren geschlossen, die Karten waren ausverkauft. Es war schon gut, daß Tanner vorgesorgt hatte, und wenn ich mir meine Karte anschaute, so war ich mit dem Platz sehr zufrieden, denn wir saßen tatsächlich in der ersten Reihe. Noch war kein Einlaß, und so stauten sich die Besucher auf dem Gehsteig und im Foyer, wo die Mitarbeiter hinter den beiden Verkaufsständen alle Hände voll zu tun hatten, um den Wünschen der Kunden gerecht zu werden. Es wurde getrunken, es wurde Eis bestellt und Popcorn geknabbert, und ein jeder sprach über den Hund mit den besonderen Fähigkeiten.
Suko und ich hielten uns zurück und hörten nur zu. So erfuhren wir, daß einige die Show bereits zum zweiten oder drittenmal besuchten und den anderen natürlich alles haarklein berichten mußten. Natürlich bestückt mit den
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