0912 - Der Hypno-Hund
fragte mich der Hausmeister und Portier, der vor der Tür stand und an einer Zigarre nuckelte.
»Ja, das Wetter muß man nutzen.«
»Finde ich auch, deshalb habe ich mein Büro auch nach draußen verlegt.« Er lachte. »Aber Sie sind wohl dienstlich auf Tour, Mr. Sinclair, oder nicht?«
»Eher nicht.«
»Ho - Sie haben frei?«
»In der Tat.«
»Gratuliere.«
»Danke, das dürfen Sie auch, denn es kommt selten genug vor, daß ich meine Seele baumeln lassen kann. Aber heute ist so ein Tag, wo man so richtig pendelt.«
»Dann gut Schwung.«
»Danke.«
Ich lief locker los und fühlte mich super. Es war noch nicht so heiß. Man konnte die Sonne als angenehm bezeichnen. Um diese Zeit allerdings würde ich immer einen Platz bekommen, denn trotz des Wetters mußten viele arbeiten.
Mir ging es nicht nur gut, sondern super. Ich war so richtig gut drauf, als ich mich dem Garten näherte. Er lag nicht direkt an einer Straße, sondern versteckte sich hinter einem Fachwerkhaus.
Um den Garten zu erreichen, mußte ich an der rechten Hausseite vorbei.
Dichte Hecken schützten vor neugierigen Blicken und filterten den Lärm.
Große Platanen boten einen natürlichen Schutz vor der Sonne.
Holztische unterschiedlicher Größe verteilten sich auf dem Gelände. Um die Tische herum standen Stühle aus Eisengestellen mit Holzrippen als Sitzflächen und Rückenlehnen. Einen Platz konnte ich mir noch aussuchen, denn nur die wenigsten Tische waren besetzt.
Ich entschied mich für einen Vierertisch, der unter den Zweigen einer der beiden Platanen stand. Es war auch deshalb ein günstiger Platz, weil ich von dieser Stelle aus den größten Teil des Biergarten überblicken konnte und sah, wer kam und ging.
Man hatte bereits eingedeckt. Bestecke und Gewürze lagen in kleinen Flechtkörbchen, die auf jedem Tisch standen. Speisekarten lagen auch bereit. Auf der einen Seite waren die Getränke aufgeführt, auf der anderen die Speisen, die sich nicht nur bayrisch lasen, denn es wurden auch Steaks und Koteletts vom Grill verkauft sowie Würstchen, Rippchen und Hamburger.
Eine Bedienung kam zu mir. Eine junge Frau mit blonden, kurzen und nach hinten gekämmten Haaren, die eine gestreifte Bluse trug und an der Vorderseite eine bis über die Waden reichende Schürze.
»Haben Sie schon gewählt, Mister?«
»Ja, erst einmal was zu trinken.«
»Bitte.«
»Ich nehme ein Weizenbier.«
»Gut, danke.«
Sie drehte sich um und ging. Ich sah sie von der Rückseite her und bekam große Augen, denn unter der Schürze, die hinten offen war, trug sie nur eine kurze, schwarze Hose.
Der Anblick war nicht schlecht, machte Appetit auf mehr, und ich lehnte mich zurück und beschloß noch einmal, nur Mensch zu sein. Locker sein, sich gehen lassen, nur an schöne Dinge denken und nicht an irgendwelche Dämonen und Schwarzblüter.
Ich schaute mich im Garten um. Die Anzahl der Männer und Frauen hielt sich die Waage. Einige waren auch mit den Rädern gekommen, die sie nahe der Hecken abgestellt hatten. Alle Altersstufen waren vertreten, aber die jüngeren Leute überwogen. Es war auch nicht zu laut, deshalb hörte ich über mir das Rascheln der Blätter, wenn sie vom Wind bewegt wurden.
In einen Biergarten können die Leute auch ihre Hunde mitbringen. Das war hier ebenfalls der Fall. Kleine, große, mittlere, sie alle waren vertreten und verhielten sich friedlich. Hin und wieder mal ein kurzes Kläffen oder Knurren, das war es dann auch.
Mein Bier wurde gebracht. »Haben Sie sich auch schon etwas zum Essen ausgesucht?« fragte die Kellnerin, als sie das große Glas abstellte.
»Ich warte noch.«
Sie lächelte knapp und ging.
Diesmal schaute ich ihr nicht nach, denn meine Aufmerksamkeit galt dem Glas. Als ich es anhob, da hörte ich den dünnen Schaum auf der Oberfläche knistern. Ein wunderbares Geräusch. Ich setzte das Glas an, holte durch die Nase Luft, und dann trank ich das erste Weizenbier des Jahres mit wahrhaftigem Genuß. Es tat mir gut, es schmeckte einfach toll. Zufrieden setzte ich es wieder ab.
Ein Genuß, ein herrlicher Tag, kein Ärger.
Dann sah ich den Schatten. Er wanderte über den Boden und bestand eigentlich aus zwei Teilen. Ein Mensch und ein Hund. Der Mann führte ihn an der Leine, was wirklich nichts Besonderes war, doch als ich mir den Gast näher anschaute, da krauste ich schon die Stirn, denn er fiel in diesem Gelände auf.
Es war ein Mischling, wie er nur selten anzutreffen war. Dunkler Teint, die Haare blond, sogar
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