0912 - Der Hypno-Hund
Mit zwei langen Schritten war er wieder an seinem Platz. Seine auf dem Tisch liegende kleine Tasche brauchte er nur aufzuklappen, was er auch tat. Blitzschnell glitt seine Hand hinein, und als sie wieder zum Vorschein kam, hielt die einen kurzläufigen Revolver umklammert.
Der Künstler lachte.
Dann schoß er.
Er lachte wieder.
Er schoß.
Lachen, schießen, alles ging abwechselnd, und er wußte genau, wie viel Kugeln in der Trommel steckten.
Eine verwahrte er für sich. Er hob die Waffe an und steckte die Mündung in seinen offenen Mund, als die Sekretärin hereinstürmte.
Sie blieb auf der Schwelle stehen, sah nur den Künstler und die in seinem Mund halb verschwundene Waffe.
Da drückte der Mann auch schon ab.
Sein Kopf bekam ein anderes, ein schreckliches Aussehen, und auf der Türschwelle stand die Sekretärin und schrie so laut, als wollte sie nie mehr damit aufhören…
***
An diesem herrlichen Samstagmorgen tat ich endlich das, was ich mir schon lange vorgenommen hatte. Zunächst einmal schlief ich aus. Dann ließ ich mir Zeit mit der Morgentoilette, frühstückte ausgiebig, während die durch das offene Fenster hereinwehende warme Frühsommerluft meine Laune ansteigen ließ.
Am Abend zuvor hatte ich einen Blick in den Kühlschrank geworfen und festgestellt, daß meine Vorräte erschöpft waren. Das mußte sich ändern.
Also wollte ich Hausfrau spielen und einkaufen gehen. Auf einem Zettel hatte ich mir aufgeschrieben, was ich unbedingt brauchte, um übers Wochenende nicht zu verhungern. Außerdem wollte ich nicht immer nach nebenan gehen, um bei Shao und Suko zu schnorren.
Gegen zehn Uhr verließ ich meine Wohnung und ließ den Rover in der Garage stehen. Ein Fußmarsch bei diesem Wetter war das Beste, dehn auch die Menschen waren freundlicher als sonst. Man lachte mehr, man grüßte sich, und das Auge bekam auch etwas zu sehen, denn die Kleider der Frauen waren wieder luftiger und leichter geworden. Die Röcke kürzer, die Beine länger, das Lachen heller.
Eine Flirtstimmung lag in der weichen Frühsommerluft, und auch ich dachte an nichts Böses, vor allen Dingen nicht an irgendwelche Dämonen und andere finstere Wesen. Es sollte ein lockeres Weekend werden, von dem ich nicht wußte, wie es enden würde. Ob in meiner Wohnung oder in einer anderen.
Den Einkauf hatte ich rasch hinter mich gebracht. Es war doch mehr geworden, als ich wollte, und ich trüg die Tüte nach Hause. In meinem Briefkasten schaute ich nach Post, fand aber nur Reklame, unter anderem ein buntbedrucktes Blatt, das auf einen Biergarten hinwies, der vor zwei Wochen ganz in der Nähe eröffnet worden war.
Ich mußte lächeln, als ich über die Biergärten nachdachte. Früher hatte man sie nur in Bayern gekannt, doch in der letzten Zeit waren sie zu einer wahren »Seuche« geworden und hatten sich überall ausgebreitet.
Nicht nur auf dem Kontinent, sondern jetzt auch auf der Insel, was deren Bewohner goutierten, denn das Bier schmeckte bei schönem Wetter im Freien noch besser als in der Kneipe.
Ich verstaute die Lebensmittel im Kühlschrank, las noch einmal die Reklame und beschloß, dem Biergarten einen Besuch abzustatten. Durch die Information wußte ich, daß er schon am Morgen geöffnet hatte.
Deshalb wollte ich auch mit meinem Besuch nicht bis zum späten Nachmittag oder zum frühen Abend warten. Außerdem gab es in diesen Biergärten immer etwas zu essen, und in der Reklame wurde auch auf die echten bayrischen Speisen hingewiesen, die der Gast zu sich nehmen konnte.
Ein guter Leberkäse zum Bier würde mir bestimmt schmecken.
Man trifft nette Leute im Biergarten, man kann sich mit ihnen unterhalten, man ist locker, das Bier schmeckt dabei doppelt so gut, das Essen ebenfalls, und so kamen zahlreiche positive Faktoren zusammen. Ich brauchte mich selbst nicht erst großartig zu einem Besuch zu überreden, überlegte aber, ob ich allein hingehen sollte. Eine weibliche Begleitung wäre nicht schlecht gewesen. Glenda Perkins oder Jane Collins, zum Beispiel. Da hatte ich die Qual der Wahl. Da ich mich für keine von beiden entschließen konnte, nahm ich mir vor, allein hinzugehen. Unterhaltung, auch weibliche, gab es dort sicherlich genug.
Zur hellen Jeans trug ich ein dunkelblaues Kurzarmhemd und eine dünne hellblaue Jacke, die ich mitnehmen mußte, damit sie meine Waffe verdeckte.
Ohne die Beretta ging ich nie aus dem Haus. Da hatte ich schon zu viele Überraschungen böser Art erlebt.
»Na, wieder auf dem Trip?«
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