0912 - Die Truppe der Berserker
geratenen Tiere.
Pion Roderon versuchte vergeblich, ein Motiv für den Vandalismus: der fremden Eindringlinge zu finden.
Das waren keine Viehdiebe, die ihren eigenen Rinderbestand aufbessern wollten. Sie handelten in blanker Zerstörungswut.
Als das chaotische und blutige Spektakel seinen Höhepunkt erreicht hatte, beruhigten sich die Fremden allmählich. Es waren ihrer nur noch sechs, zwei von ihnen waren in der Arena zurückgeblieben. Der eine war zweifellos tot, war unter den Hufen der Rinder zu einem formlosen, blutigen Etwas geworden. Der andere schien nur bewußtlos zu sein. Er lag zusammengekrümmt in einer Ecke des Pferchs, seine Rechte war zerschmettert.
Die sechs verbliebenen Fremden zogen sich gemächlich zu dem Mann außerhalb des Aufnahmebereichs der Kamera zurück. Nur wenn ihnen ein Tier zu nahe kam, wehrten sie es mit wuchtigen Schlägen ab.
Als die sechs Eindringlinge den siebten, der die ganze Zeit über nur stiller Beobachter gewesen war, erreicht hatten, verschwanden sie plötzlich.
Sie verschwanden, als hätten sie sich in Luft aufgelöst!
Pion Roderon begann an seinem Verstand zu zweifeln. Aber gerade dieser unerklärliche Vorfall war es, der ihn veranlaßte, Imperium-Alpha sofort zu verständigen, noch bevor er Maßnahmen ergriff, die Ordnung wiederherzustellen.
Auf diese Weise erfuhr bereits zehn Minuten später Homer G. Adams von dem Vorfall auf der argentinischen Hochebene. Und nach Begutachtung des Filmmaterials, das ihm über Hyperkom zugespielt wurde, schickte er die drei Gäa-Mutanten Bran Howatzer, Eawy ter Gedan und Dun Vapido zum Schauplatz des Geschehens.
Sie verhörten Pion Roderon, nahmen den Originalfilm an sich, den der Schlächter gemacht hatte und brachten den Überlebenden mit der zerschmetterten Hand nach Imperium-Alpha.
*
„Das ist Boyt Margors Werk", behauptete Eawy ter Gedan und hielt den Film an. „Diese drei Frauen und fünf Männer sind zweifellos ihm hörige Paratender."
Die Stillstandprojektion zeigte eine Szene zu Beginn des Überfalls, noch bevor die Gauchoroboter eingegriffen und ein vernichtendes Desaster erlebt hatten. Das Bild zeigte, wie einer der Männer ein Rind hochstemmte; eine Frau saß rittlings auf einem Tier und hatte ihm den Schädel um 180 Grad verdreht.
Doch Eawy ter Gedan ignorierte diese Details und deutete auf den Bildrand, wo Schulter und Arm eines offenbar unbeteiligten Zuschauers zu sehen war.
„Das ist Boyt Margor", erklärte Eawy ter Gedan. „Bei dem Ding, das er in der Hand hält, könnte es sich um das von den Loowern so begehrte Auge handeln."
Der Film lief wieder weiter. Er dauerte insgesamt nur zweieinhalb Minuten. Das heißt, es vergingen nur zweieinhalb Minuten vom Auftauchen Margors und seiner Paratender bis zu derem abrupten Verschwinden. Auch dieses war im Bild festgehalten, und die Einzelbildschaltung zeigte, daß es zu einer gleichzeitigen Entstofflichung von Margor und seinen Paratendern gekommen war.
„Es scheint nur eine Erklärung für diesen Überfall zu geben", meinte Homer G. Adams. „Margor dürfte mit Versorgungsschwierigkeiten zu kämpfen haben und könnte deshalb den Schlachthof fünf aufs Korn genommen haben, um sich Nahrung zu beschaffen. So gesehen, war sein Unternehmen ein Mißerfolg, denn er mußte ohne Beute wieder abziehen."
„Warum verschwand er eigentlich mit leeren Händen, obwohl er gar nicht in Bedrängnis war?" gab Bran Howatzer zu bedenken. „Margor hätte Zeit gehabt, die toten Tiere einsammeln zu lassen. Noch sinnvoller wäre es gewesen, sich an fertig verpacktes Fleisch zu halten, wenn er es darauf abgesehen gehabt hätte. Gegen die Theorie der Nahrungsbeschaffung spricht aber auch das Verhalten seiner Paratender. Aus dem Film geht klar hervor, daß sie es nur auf Zerstörung abgesehen hatten."
Homer G. Adams nickte.
„Und es beeindruckt, auf welche Weise sie das getan haben. Diese Paratender haben Kräfte wie Ertruser entwickelt, und ihre Widerstandskraft scheint die von Halutern zu sein. Ebenso wie ihre Wildheit und ihr Ungestüm verblüfft aber auch der rapide Kräfteverfall. Man hat gesehen, daß sie, nachdem sie für zweieinhalb Minuten Übermenschliches vollbrachten, urplötzlich den Zusammenbruch erlebten und sich gerade noch die rasenden Tiere vom Leibe halten konnten."
„Dieses Phänomen werden wir möglicherweise durch Untersuchung des gefangenen Paratenders aufklären können", sagte Bran Howatzer.
„Wurde er bereits verhört?" erkundigte sich Homer G.
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