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0914 - Der Fluch der Sinclairs

0914 - Der Fluch der Sinclairs

Titel: 0914 - Der Fluch der Sinclairs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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worden sein! Dann ist er von dort abgerutscht und zu Boden gefallen. Jetzt ist er tot. Unser alter Freund McDuff lebt nicht mehr.«
    Mary Sinclair sagte nichts. Wie eine Puppe saß sie auf ihrem Platz. Wiederum kamen ihr bestimmte Worte in den Sinn, die ihr Mann ausgesprochen hatte.
    Der Fluch der Sinclairs!
    Diesmal hatte er nicht die Familie selbst getroffen, sondern einen Fremden, der zugleich ein Freund der Familie gewesen war. »Der Flucht der Sinclairs.«
    Sie hatte die Wort nur leise gesprochen, war aber gehört worden, und Horace schaute auf, wobei er nickte.
    Er war ein Freund gewesen, ein jahrelanger Freund, und er hatte es gut mit ihnen gemeint. Nun aber war er durch sie umgekommen. Er war sicherlich auf dem Weg zu ihnen gewesen, aber da hatte es ihn erwischt. Ein grausamer Mensch war erschienen und…
    »Ein Mensch?« murmelte sie vor sich hin.
    »Was hast du gesagt, Mary?«
    »Schon gut.«
    »Nein, bitte, sage es.«
    »Ein Mensch ist tot. Vielleicht unseretwegen.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann es mir nicht vorstellen. Es ist einfach nicht nachvollziehbar für mich. Es ist verrückt, ich bin nicht mehr in der Lage, darüber nachzudenken. Ich schaue ins Leere, und ich werde - verdammt noch mal, das kann nicht sein!«
    »Willst du seine Leiche sehen?«
    »Nein, Horace, nein.«
    »Akzeptiere es, daß er tot ist. Du kannst nichts mehr tun. Du kannst ihm nicht helfen, das schafft niemand.«
    »Ja, ich weiß.«
    Horace F. Sinclair strich über sein Gesicht, bevor er sagte: »Ich wußte es, ich habe es gewußt. Es ist alles so gekommen, wie ich es mir in meinen schlimmsten Träumen vorgestellt habe. Der Fluch lastet auf unserer Familie und er ist nicht nur einfach ausgesprochen worden, er ging auch in Erfüllung. In der Vergangenheit ist da etwas entstanden, das bis in unsere Zeit hinein Bestand hat, und ich bin nicht in der Lage, damit zurechtzukommen. Ich schaffe es einfach nicht.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich werde es nie akzeptieren, Horace.«
    »Du hast recht, Mary, denn alles ist schrecklich. Wir sollten aber froh sein, daß John hier ist. Ich glaube nicht, daß wir allein damit zurechtgekommen wären.«
    »Das stimmt.« Sie sprach flüsternd weiter und hielt die Hände gefaltet. »Es ist alles so sinnlos geworden, Horace. Ich frage mich, warum McDuff sterben mußte. Warum? Er hat doch niemandem etwas getan, und jetzt hat man ihn umgebracht. Ein Menschenleben ist der anderen Seite nichts wert. Sie ist brutal. Sie kennt keine Rücksicht. Sie tötet radikal, und das kann ich nicht fassen.«
    »Wir werden mit John darüber reden müssen.«
    »Vielleicht, Horace. Aber kannst du dir vorstellen, daß er das Grauen stoppen wird?«
    »Bestimmt.«
    »Wo ist er?«
    »Draußen, wie du weißt.«
    »Dann sage ihm bitte Bescheid. Oder hole ihn, das ist mir egal, Horace.«
    Sinclair erhob sich. Es machte ihm keinen Spaß, sich aus dem Fenster zu lehnen, weil er wußte, daß draußen etwas lauerte. Aber es ging nicht anders. Also mußte er es tun. Die kühle Luft strömte in die Küche, und Mary Sinclair kam es vor, als wäre im Jenseits ein Tor geöffnet worden, um die kalte Klauenhand des Todes in die normale Welt zu schicken.
    Ihr Mann schaute sich um. Er blickte nach vorn, dann drehte er den Kopf in verschiedene Richtungen, und Mary wartete darauf, daß er Kontakt mit John aufnahm.
    Es passierte nicht.
    Er sah ihn nicht, aber John entdeckte seinen Vater ebenfalls nicht, der nach draußen schaute.
    »Und?«
    Horace F. Sinclair zog sich zurück. Er schloß das Fenster, bevor er sich umdrehte. Sein Gesicht sprach Bände, aber Mary stellte die Frage trotzdem. »Du hast ihn nicht gesehen, wie?«
    »So ist es.«
    Sie stöhnte auf. Instinktiv wußte sie, daß sich etwas verändert hatte und sie wieder allein waren, aber sie konnte sich kein Bild davon machen, was tatsächlich geschehen war. So weit reichte ihre Phantasie nicht. Aber sie mußte die Frage stellen, die sich ihr in den letzten Sekunden aufgedrängt hatte.
    »Hat uns unser Sohn im Stich gelassen, Horace?«
    Der ehemalige Anwalt hob nur die Schultern. Sprechen konnte er in diesem Augenblick nicht…
    ***
    Da also stand der Reiter, und er sah genauso aus, wie er mir von meinem Vater und durch den Abbé beschrieben worden war. Jetzt hielt er sich nahe des Hauses auf, als hätte man ihn in die graue Dämmerung hineingezeichnet. Er saß auf dem Pferderücken und rührte sich nicht von der Stelle.
    Selbst der Wind schien an ihm vorbeizuwehen. Während der

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