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0915 - Die Rückkehr des Schrecklichen

0915 - Die Rückkehr des Schrecklichen

Titel: 0915 - Die Rückkehr des Schrecklichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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wäre ich mir gar nicht so sicher, Freundchen. Sie bleiben jetzt genau da stehen, wo Sie gerade sind. Und Sie rühren sich nicht vom Fleck. Verstanden?«
    Steve Kreis ging rückwärts zur Wohnungstür, die Pistole unverwandt auf Taran gerichtet. Er hakte die Sperrkette aus.
    »Nein!«, schrie Taran auf. Er ahnte, was nun kommen musste. »Tun Sie das nicht. Hören Sie…«
    Da war die Tür bereits offen.
    Draußen stand die Frau im roten Overall. Sie grinste hämisch und versetzte der Tür einen wuchtigen Tritt. Sie flog nach innen und traf Kreis. Es krachte. Der junge Mann schrie auf und ließ die Pistole fallen.
    »Ich habe deine Stimme erkannt, Taran«, sagte Shirona und kam mit federnden Schritten auf ihn zu. Ihre Augen funkelten. »Was für eine böse Überraschung. Böse für dich, meine ich.«
    Sie stieß eine Hand vor. Grelles Silberlicht flirrte zwischen ihren Fingern hervor und hüllte Taran ein.
    Er schrie gepeinigt auf. Ihm blieb keine andere Wahl. Er sendete sich an einen anderen Ort.
    Ansonsten hätte Shirona ihn hier und jetzt getötet. Er hatte gespürt, dass er dem Silberlicht nicht gewachsen war. Energie aus der Kraft der ersten sechs Amulette.
    ***
    Schottisches Hochland, Great House Dumbarton Courte
    Zamorra lenkte seinen silbermetallicfarbenen BMW 750 durch die schottischen Highlands, vorbei an Mooren, Tälern und Seen. Er hatte die A 93 verlassen und kurvte nun durchs Hinterland von Aberdeenshire. Dabei begegnete er riesigen Schafherden, eine versperrte ihm sogar für Minuten die Straße, die diesen Namen eigentlich gar nicht verdiente. Nach ausgiebigem Hupen und einem kleinen Disput mit dem Schäfer konnte er schließlich weiterfahren. Als er noch einmal in den Rückspiegel schaute, schrak er zusammen. Wo sich gerade noch der Schäfer befunden und ihm nachgestarrt hatte, stand nun ein Skelett!
    Es trug Kettenhemd, einen mit Waffen besetzten Plattenrock, eiserne Beinlinge und einen eisernen Helm mit Nasenschiene, neben der die mächtigen, schwarzen Augenhöhlen Hass und Aggressivität zu versprühen schienen. Am Waffenrock baumelte ein Schwert, während die unheimliche Gestalt in der Hand einen Morgenstern hielt.
    Zamorra stieg voll in die Eisen. Der BMW kam mit quietschenden Reifen zum Stehen. Der Professor stieß die Tür auf und sprang geschmeidig aus dem Auto. Die Hand an der Amulettkette starrte er die schmale Straße zurück. Der Schäfer, der dort noch immer stand, erwiderte sein Starren für einen kurzen Moment.
    Zamorra rannte die Straße hinunter. Er blieb vor dem Schäfer stehen, der ihn nun ängstlich anschaute und seinen Stab fester umklammerte, so, als müsse er ihn gleich gebrauchen. Der Professor drückte dem zurück weichenden Mann blitzschnell Merlins Stern auf die Stirn.
    »He, was soll das? Sind Sie verrückt geworden?«, brabbelte er und schlug mit dem Stab nach Zamorra.
    Der Professor fing den Stab ab. »Entschuldigen Sie«, erwiderte er und steckte dem Mann eine Zehn-Pfund-Note in die schmutzige Jackentasche. »Nichts für ungut, war nur ein kleiner Test für die versteckte Kamera«, fügte er noch an und ging schnell wieder zu seinem Auto.
    Der Schäfer drehte sich um und verschwand zwischen den Felsen. Wahrscheinlich fürchtete er, der verrückte Franzose könnte ihn erneut belästigen, dann mit gesundheitlichen Folgen.
    Zamorra schüttelte den Kopf und stieg wieder ein. Sehe ich jetzt schon am hellen Tag Gespenster? , dachte er einigermaßen ratlos. Der Schäfer war sauber. Nicht die geringste dämonische Aktivität. Warum sehe ich dann aber plötzlich einen von Leonardos Skelettsoldaten im Rückspiegel? Seltsam. Und Nici hat den Schrecklichen sogar höchstpersönlich im Château gesehen. Auch nur eine Halluzination? Oder steckt da mehr dahinter? Hm. Keine Ahnung. Aber auf die leichte Schulter nehme ich das nicht…
    In der Ferne sah der Professor den wolkenumflorten Ben Nevis, den höchsten Berg Großbritanniens. 1343 Meter hoch , dachte er, weil er das zufällig wusste, aber seine Gedanken waren im nächsten Moment schon wieder bei Leonardo, der eigentlich in der tiefsten Hölle schmoren müsste. Mitsamt seiner Knochenhorde. Aber tat er das wirklich? Was braute sich hier zusammen?
    Oder habe ich mich einfach nur von Nicis Erzählungen anstecken lassen und deswegen den Knochen-Charly gesehen?
    Zamorra schaute immer mal wieder unwillkürlich zum Beifahrersitz. Es fühlte sich schlecht an, wenn Nicole nicht mitfuhr, zweifellos. Oder unbehaglich? Oder etwas von beidem?

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