0915 - Die Rückkehr des Schrecklichen
das geschehen sollte. Alles, was er wusste, war, dass diese Kraftlinie dafür verantwortlich war. Und nun, da er sie einmal aktiviert hatte, ließ sie sich nicht wieder stilllegen.
Der neue Burgherr hegte inzwischen den Verdacht, dass er hier etwas gerufen hatte, was er niemals hätte rufen dürfen. Wahrscheinlich war diese Kraftlinie zu Merlins Zeiten gar nicht aktiviert gewesen und er hatte dies irrtümlich getan.
Ein Irrtum, der allerdings verzeihlich war, wenn man die Größe und Schwere der Aufgabe betrachtete, die Asmodis hier vom Wächter der Schicksalswaage gegen seinen Willen aufgebürdet worden war. Denn er hatte nicht mehr und nicht weniger zu tun, als die Mauern der Burg, die nach Merlins Ermordung magisch tot gewesen waren, wieder mit der unglaublich starken Magie zu füllen, die sie zu Zeiten des Zauberers durchdrungen hatte, um Merlins Nachfolge anzutreten. Diese magischen Kräfte musste er aus den anderen Dimensionen, in die Caermardhin hineingebaut war, in die Mauern der Burg leiten und sie gleichzeitig auf sich selbst prägen. Denn sonst würde er die Macht der Burg auf alle Zeiten nicht für sich nutzen können, mehr noch, deren Kräfte würden ihn irgendwann töten.
Gut, Asmodis hatte es bereits geschafft, mit der ihm eigenen Geschicklichkeit magische Brücken in die sieben ihm zur Zeit bekannten Dimensionen zu bauen, in die das Bauwerk hinein ragte und von dort Magie in die Burg fließen zu lassen. Er hatte es zudem fertig gebracht, diese Magie auf sich zu prägen, die Mauern der Burg mit seiner eigenen Persönlichkeit zu beseelen. So hatte er innerhalb kurzer Zeit wesentliche Teile der Burg wieder funktionsfähig bekommen. Trotzdem traute er diesen Funktionen noch nicht ganz über den Weg und die echten Probleme, um die er sich dringend hätte kümmern müssen, erforderten Zeit, die er momentan nicht besaß. Denn er betrachtete seine Aufgabe, das Wesen JABOTH, in dem sich LUZIFER erneuern musste, zu finden, als absolut vordringlich.
Sonst gehen wir alle den Lavastrom hinunter. LUZIFER genauso wie die gesamte Hölle. Und da mir die Hörner näher sind als der Schwanz, möchte ich das unbedingt vermeiden…
Der KAISER hatte sich Asmodis offenbart und ihm seine ganze tragische Geschichte erzählt. LUZIFER hatte einst einem Schöpferkollektiv aus sieben unbegreiflichen Wesen angehört. Als unbelehrbarer Rebell und Schöpfer der Menschen, die ihn vergöttern sollten, war er von den anderen Sechs schließlich in die Finsternis gestoßen worden, wo er aus seinen Albträumen dann die Hölle geschaffen hatte, um seine Langeweile zu bekämpfen. Um LUZIFER zu läutern, hatte die »verderbte Sechsheit«, wie der KAISER seine Peiniger nannte, einen Fluch gegen ihn ausgesprochen. LUZIFER musste sich alle hunderttausend Jahre in einem Wesen erneuern, das die verderbte Sechsheit entstehen ließ, das JABOTH hieß und das er zuvor erst suchen musste, ohne irgendwelche Hinweise auf es zu haben. Die Todesangst, die der KAISER dabei empfand, sollte ihn läutern. Denn der Fluch sah vor, dass sowohl der KAISER als auch die gesamte Hölle erloschen, wenn diese Erneuerung nicht gelang.
Dreiundzwanzig Mal hatte sich der KAISER nun schon in JABOTH erneuert und es war viele Male sehr knapp gewesen. Das 24. Mal stand kurz bevor und LUZIFER hatte Asmodis, dem er bescheinigt hatte, etwas ganz Besonderes zu sein, damit beauftragt, JABOTH zu finden. Es gebe Hinweise, dass JABOTH im Dunstkreis der magischen Menschen um Zamorra zu finden sei, so viel wisse er immerhin. Denn im Laufe der Jahrmillionen habe er gelernt, gewisse Zeichen, die es denn doch gäbe, richtig zu deuten.
Gleichzeitig fiel Asmodis die Aufgabe zu, CHAVACH aufzuspüren und zu eliminieren. Bei CHAVACH handelte es sich um einen Jäger, der ebenfalls Teil des Fluchs war und etwa zeitgleich mit JABOTH entstand, um diesen zur Strecke zu bringen. Denn CHAVACHS Existenz sollte LUZIFERS Todesangst noch steigern, ihn fast in den Wahnsinn treiben, um so schließlich seine Läuterung zu bewirken. Sofern er dem Fluch eben ein Schnippchen schlagen konnte… [4]
Laut LUZIFER würde es winzige Zeichen geben, die sowohl JABOTH als auch CHAVACH verrieten. Diese Zeichen musste Asmodis erkennen, vielleicht auch irgendwelche Vorgänge als das deuten, was sie wirklich waren.
An dieser irrwitzig großen Aufgabe zerbrach der ehemalige Fürst der Finsternis momentan fast. Er war sich sicher, dass er LUZIFERS Vertrauen nicht würde rechtfertigen können. Trotzdem tat er alles,
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