0915 - Macht des Schicksals
Jäger!«
»Und du kannst ohne sie existieren?«
Er blieb beim Thema, denn er wollte mich quälen. »Sie wird deine Eltern jagen. Der Fluch der Sinclairs, John, es gibt ihn! In deiner Ahnenkette haben sich einige herumgetrieben, die aus dem Rahmen fielen, wenn ich es modern ausdrücken darf. Ich bin einer von denen. Ich gehöre zu den Katharern. Ich glaube auch an das Böse, und ich weiß, daß es das Böse gibt. Ich denke, ich bin einer der ersten gewesen, die ihre Seele an den Teufel verkauft haben, und der Teufel hat mich erhört. Er hat meine Seele sichtbar gemacht. Er hat sie mir als Schatten zur Seite gegeben, damit ich immer daran erinnert werde. Die Seele war mein Gespenst, das mich begleitet, wie du auch erkannt hast. Es hat mich stets an die Macht des Teufels erinnert, und ich war und bin nicht in der Lage, sie zu lenken. Ich habe durch sie viel erkennen können. Sie ist mit dem Bösen gefüllt, der Teufel hat sie gezeichnet, und sie hat ebenfalls einen Auftrag bekommen, den sie durchführen wird. Sie ist in deiner Zeit, um den Fluch der Sinclairs zu erfüllen. Sie will deine Eltern töten, sie muß sie töten, denn die Geduld des Teufels ist zu Ende. Er weiß, daß er an dich nicht herankommen kann, nicht so leicht, aber deine alten Eltern sind ihm schutzlos ausgeliefert. Sie werden sich gegenseitig töten, sie werden sich zerfleischen, und ich garantiere dir, daß ich mit dir wieder in deine Zeit zurückkehren werde, aber nur, um dir zu zeigen, wie dein Vater und auch deine Mutter in ihrem Blut liegen und du sie betrauern kannst. So wird es laufen, John Sinclair.«
Ich hatte dieses Geständnis erwartet und war deshalb nicht mal so stark geschockt, obwohl ich kaum in der Lage war, dieser Kreatur zu antworten. Was in mir hochstieg, konnte ich nicht einmal erklären. Es fehlten mir dafür die Worte. Es mischten sich Angst und Hilflosigkeit, verdeckt von einem Mantel aus Vorwürfen, daß gerade ich versagt hatte, ausgerechnet ich, wo mir die Möglichkeiten zur Verfügung standen, einen Kampf gegen eine derartige Macht zu gewinnen.
»Jetzt weißt du es, John Sinclair.«
Die Kehle war wieder frei, ich konnte sprechen, und deshalb redete ich auch. »Ja, ich weiß es, ich weiß jetzt alles, verflucht! Aber ich komme nicht damit zurecht, daß du es nicht schon früher zugelassen hast, daß mein Vater, als er unter dem Bann deiner Seele stand, jemanden umbrachte.«
»Das ist einfach. Ich wollte ihn hinhalten, ich wollte ihm zeigen, wie wenig er schließlich wert war. Daß er zwar lebte, aber seine Existenz unter meiner Kontrolle stand. Ich habe mit ihm und mit deiner Mutter gespielt. Ich habe sie schreckliche Gefühle durchleben lassen, und ich habe mich darüber gefreut. Es ist wunderbar, John Sinclair, wenn einem die Menschen zu Willen sind, ohne daß sie es selbst wollen.«
»Das kann ich mir vorstellen«, flüsterte ich. »Aber du darfst eines nicht vergessen.«
»Was?«
»Ich habe dir versprochen, dich zu vernichten, St.Clair. Der Fluch der Sinclairs wird sich nicht vollständig erfüllen. Mag die Macht des Schicksals auch noch so stark sein, ich bin es gewohnt, mich dagegen anzustemmen.«
»Das weiß ich, aber du brauchst mich.« Er lachte schallend. »Deshalb werden wir beide noch hier in dieser Zeit bleiben. Ich bestimme, wann wir wieder zurückkehren, wann die Seele bereit ist, uns zu holen. Es liegt in meiner Hand. Noch leben deine Eltern, falls du mich das fragen wolltest, aber sie sind bereits unter der Kontrolle meiner Seele. Es läuft alles so, wie ich es mir vorgestellt habe. Ihre Chancen werden geringer.«
»Du kennst das Kreuz?«
»Ja.«
»Und du hast gesagt, daß meine Eltern keine Chancen mehr haben.«
»So ist es!«
»Gut, das wollte ich von dir hören. Wenn dem so ist, kann es auch mir egal sein, verstehst du? Dann spielt es keine Rolle mehr, ob ich dich jetzt vernichte oder nicht.«
»Um in dieser Zeit zu bleiben?«
»Im Notfall ja. Ich kann dich vernichten. Das Kreuz, das ich bei mir trage ist ein besonderes, wie du sicherlich gehört haben wirst, da du nicht tot gewesen bist.«
Er nickte. »Ja, ich kenne es sogar. Ich habe von ihm erfahren. Menschen wußten es bei Richard Löwenherz, aber ich habe es abgelehnt.«
»Stimmt. Wenn ich meine Eltern nicht mehr retten kann, ist es ja egal, was mit mir geschieht. Mir ist aber wichtig, daß ihr Mörder stirbt oder ein Teil ihres Mörders…«
»Der Schatten wird bleiben, denn meine Seele kannst du nicht vernichten.«
»Nur wird
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