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0915 - Macht des Schicksals

0915 - Macht des Schicksals

Titel: 0915 - Macht des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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finsteren Erscheinung des Spuks weg.
    Dann sah ich, was passiert war. Mary Sinclair, meine Mutter, hatte zu den Besessenen gehört. Der Schatten, der meinen Vater bereits unter Kontrolle gehalten hatte, war auch in sie hineingefahren, und hatte sie völlig verändert.
    Sie war zu einer Puppe geworden, zu einer Marionette. Zu jemandem, der kein Leben im eigentlichen Sinne mehr spürte. Er hatte alles andere überdeckt und seinen bösen Keim hineingepflanzt. Es war die Seele gewesen, die ein gewisser St.Clair vor Jahrhunderten an den Teufel verkauft hatte.
    Der Schatten wallte sich über dem Kopf meiner Mutter in die Höhe und damit der Decke entgegen.
    Zwei Schatten verteilten sich in der Diele.
    Der eine finster wie das All, der andere grau. Und dieser graue Schatten nahm allmählich die Umrisse eines Menschen an, der noch immer weiter wuchs und sich nach vorn beugte, um nicht gegen die Decke zu stoßen. Ein gekrümmter Körper mit einem Kopf und einem Leib, denn so hatte der Teufel die Seele des Gilles de St.Clair geformt. Er hatte sie menschengleich machen wollen, aus welchen Gründen auch immer.
    Um ihn kümmerte ich mich nicht, denn meine Mutter war jetzt wichtiger. Der Schatten oder die an den Teufel verkaufte Seele hatte zwar ihren Körper verlassen, sie beeinflußte auch ihren Geist nicht mehr, aber das zu überreißen und ihr ins Bewußtsein zu bringen, das würde verflixt lange dauern, und in der Zwischenzeit mußte sich einfach jemand um sie kümmern.
    Ich führte meine Mutter zur Seite, nur weg von beiden Schatten, und ich sah endlich auch meinen alten Herrn, der am Boden hockte, sich mit dem Rücken gegen eine Wand lehnte, ins Leere starrte und neben sich eine Schrotflinte liegen hatte.
    »John…?«
    Das eine Wort, die eine Frage meiner Mutter machte mich glücklich. Es bedeutete, daß sie wieder normal und zu einem Menschen geworden war. Sie befand sich nicht mehr in den Klauen eines Höllengünstlings. Sie hatte mich erkannt, und sie wußte jetzt, daß sie unter dem Schutz ihres Sohnes stand.
    »Bitte, nicht reden, Mutter. Du mußt dich jetzt schonen. Später wird sich alles klären…«
    »Was ist denn passiert?«
    Ich öffnete die Tür zu einem der Gästezimmer, weil es der mir am nächsten liegende Raum war. Ich schob meine Mutter hinein, schaltete das Licht ein und legte sie dann auf die Couch.
    »Ich komme gleich zurück.«
    »Ja, John, bleib nicht zu lange…«
    »Keine Sorge.«
    Sicherheitshalber schloß ich die Tür, als ich das Zimmer verließ. Ich wollte gerade wieder in die Diele, als es geschah.
    War es ein Schrei? War es nur ein Saugen? Oder war es das Geräusch, das einen Tod begleitete?
    Blitzschnell drehte ich mich und schaute zu, wie sich der Spuk die Seele holte…
    ***
    In diesem Moment war ich wirklich fasziniert, denn ich konnte mich nicht erinnern, so etwas schon mal erlebt zu haben. Mir war wohl bekannt, daß der Spuk die Seelen der getöteten Dämonen in seinem unendlichen schwarzen Reich versammelte, aber wie er dies anstellte, bekam ich erst jetzt mit.
    Da kämpften zwei Schatten gegeneinander. Ein pechschwarzer, gestaltloser und ein hellerer, der einmal die unsichtbare Seele eines Menschen gewesen war, durch teuflische Kräfte aber einen bestimmten Umriß bekommen hatte.
    Der Spuk war stärker.
    Er holte sich die Seele.
    Er wallte auf den Schatten zu. Er drang hinein, und es kam mir vor, als würden Schreie durch die Diele gellen, obwohl alles ruhig war und die Vernichtung des Schattens in einer gespenstischen Lautlosigkeit vor mir ablief.
    Wäre er ein Mensch aus Fleisch und Blut gewesen, hätte er sicherlich nur geschrieen. So aber starb er lautlos, falls man überhaupt noch von einem Sterben sprechen konnte, denn er wurde einfach zerrissen. Es stimmte, der Spuk schaffte es tatsächlich, ihn in Stücke zu reißen, und er saugte jedes einzelne Teil auf, als hätte er ein riesiges Maul geöffnet, um den anderen zu schlucken.
    Der Spuk vereinigte ihn in sich selbst. Und seine amorphe Gestalt bildete zugleich sein Reich, seine Dimension, die sich ausdehnen und zusammenziehen konnte, ohne von irgendwelchen Grenzen gestört zu werden.
    Er fraß den Schatten.
    Der Teufel verlor.
    Und ich glaubte, bei seinem letzten »Biß« ein Aufleuchten in den roten Augen zu sehen.
    Dann hörte ich ihn in meinem Kopf. Gedanken, die summten, die sich dann zu einem Satz zusammensetzten. Ein Fazit.
    ›Ich mußte ihn holen. Ich wollte ihn nicht dem Teufel überlassen. So etwas gehört mir…‹

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