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0915 - Macht des Schicksals

0915 - Macht des Schicksals

Titel: 0915 - Macht des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dieses Zittern übertrug sich auch auf die Schrotflinte, die er trotz allem noch fest gegen seinen Körper gepreßt hielt.
    Kam sie? Hörte er sie?
    Ja, sie war da.
    Tritte…
    So laut, als würde ein Ungeheuer den Raum betreten. Wieder wollte Horace den Namen seiner Frau flüstern, doch seine Stimme versagte kläglich.
    Er konnte es nicht mehr. In seinem Hals hatte sich etwas festgesetzt, das sich anfühlte wie Drahtwolle. Alles war rauh und aufgerissen worden, und wenn er den Mund öffnete, kriegte er kaum Luft.
    Vor seinen Augen drehte sich alles. Er wünschte sich ganz weit fort. Licht und Schatten, beide in der Diele vereint, fanden sich zusammen zu einem sehr fleckigen Bild, das er wie eine Botschaft aus dem Totenreich hervor auffaßte.
    Und dann sah er sie!
    Mary war da.
    Sie war gekommen wie ein Gespenst. Sie hatte sich aus dem Schatten gelöst, um eine gute Schußentfernung zu erreichen, und er hörte wieder ihre fremde Stimme.
    »Weißt du noch, was ich dir versprochen habe, Horace…?«
    »Mary…«
    »Den Tod, Horace, den Tod…«
    Und dann schoß sie!
    ***
    War es eine Reise, die zu Ende gegangen war, oder hatte ich nur einen Traum erlebt?
    Ich wußte es nicht, ich kam nicht damit zurecht. Jedenfalls hatten St.Clair und ich es geschafft. Wir waren der anderen Zeit entwischt und standen wieder in der Gegenwart, wie ich mit einem schnellen Blick feststellte.
    Nicht mehr in der Kapelle, auch nicht in London, sondern dort, wo alles seinen Anfang genommen hatte.
    Am Haus meiner Eltern.
    Ich saugte die andere Luft in mich auf. Ich spürte die Frische, ich hörte den Wind und das Rascheln der Blätter in den Bäumen. Ich sah den gewaltigen Himmel, der wie ein Meer hoch über meinem Kopf schwamm. Ich sah auch die Lichter, die sich im Haus abzeichneten, denn die Fenstern waren hell erleuchtet.
    Nur unten, nicht aber oben.
    Dann hörte ich das Stöhnen, drehte mich nach rechts und entdeckte St.Clair, wie er sich nach vorn beugte, als hätte ihm jemand einen Schlag in den Nacken verpaßt.
    Er schwankte und sah aus, als würde er jeden Augenblick zu Boden fallen. Ich fing ihn auf. Als ich ihn berührte, da kam es mir vor, als wäre es der Körper einer Leiche, so kalt war er.
    »Was ist?«
    St.Clair richtete sich auf. Er schaute sich um. Er war kraftlos geworden, und seine starren Augen suchten nach dem Feind, dessen Anwesenheit er bereits in der Vergangenheit gespürt hatte.
    »Er muß da sein…«
    »Wer?«
    »Er will meine Seele rauben…«
    Ich hatte ihn verstanden, aber nicht begriffen, was er meinte. Verflixt noch mal, wer sollte die Seele rauben wollen? Das hieß, wenn er recht hatte, die Seele dem Teufel wegnehmen…
    Das konnte der Höllenfürst nicht zulassen. Das war einfach unmöglich, das war nicht…
    Er starrte mich an plötzlich kam er mir hilflos vor und nicht nur deshalb, weil ich ihn stützen mußte.
    Etwas war mit ihm vorgegangen. In seinem Innern mußte sich einiges getan haben. Eine Gestalt wie er war völlig durcheinander, das konnte ich nicht begreifen. Ich konnte es auch nicht verhindern, daß er seine Arme hob und sich an mir festkrallte. »Er ist hier!« keuchte er. »Er ist hier, ich weiß es…«
    »Wer zum Henker?« Ich wollte eine Antwort haben, so schnell wie möglich. Er mußte einfach so sein, denn ich dachte auch an meine Eltern, deretwegen ich hergekommen war. Sie waren unter einen dämonischen Einfluß geraten, und ich hatte sie retten wollen, doch bisher hatte ich weder meinen Vater noch meine Mutter gesehen.
    Er schüttelte den Kopf.
    Dann stellte ich ihm eine Frage. »Wo sind sie? Wo befinden sich meine Eltern?«
    »Ich spüre ihn…«
    Es war mir jetzt egal, was er spürte oder nicht. Ich stieß ihn von mir weg, da ich es mir nicht mehr leisten konnte, noch länger vor dem Haus zu warten.
    Es lag in der Nähe wie ein Klotz. Er war mir bisher immer wie ein Schutz vorgekommen, in den sich jemand zurückziehen konnte, nun aber strahlten diese Mauern etwas aus, mit dem ich nicht zurechtkam. Zum erstenmal vermutete ich dahinter das Böse, einen kaum faßbaren Schrecken, der einfach so persönlich war.
    Furcht überfiel mich. Die Gänsehaut scheuerte über meinen Rücken hinweg. Ich merkte sehr deutlich, daß irgend etwas dabei war, die Macht an sich zu reißen. War es das Unbekannte und bisher Unsichtbare, von dem auch St.Clair gesprochen hatte?
    Verdammt, ich mußte ins Haus.
    Ich war schon unterwegs und merkte kaum, wie schnell ich lief. Ich sah den Umriß des Range Rovers, der

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