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0915 - Macht des Schicksals

0915 - Macht des Schicksals

Titel: 0915 - Macht des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ansonsten in der Garage stand, und ich konnte mir keinen Grund vorstellen, weshalb mein Vater ihn nach draußen gestellt hatte. Dann fiel der Schuß.
    Im Haus!
    Meine Angst verdreifachte sich!
    ***
    Die Kugel traf nicht.
    Mary Sinclair war es nicht gewohnt, mit dem Gewehr zu schießen. Sie hatte die Waffe beim Abdrücken verrissen, und dies reichte aus, um die Kugel etwa eine Körperlänge vom Ziel entfernt in die Wand schlagen zu lassen.
    Sie hat geschossen! Sie hat es tatsächlich getan! Horace wollte es nicht glauben, obwohl Mary schon des öfteren auf ihn gezielt und auch abgedrückt hatte. Aber dies hier war so endgültig gewesen. Er hatte mitbekommen, wie sie es in voller Absicht getan hatte, und das hatte ihn noch mehr durcheinandergebracht.
    Mary Sinclair ging noch näher auf ihren Mann zu. Dabei schüttelte sie den Kopf. Sie lachte sogar.
    Horace konnte sie jetzt besser erkennen, ihr Mund stand schief, und er stellte sich wieder die Frage, ob seine Frau der Fleisch gewordene Fluch der Sinclairs war, denn alles deutete darauf hin. Sie wollte nur noch die Vernichtung, es sollte niemand überleben. Und wieder hob sie die Waffe an.
    Auch Horace war bewaffnet. Beide Mündungen zielten in Marys Richtung. Es war so einfach. Er brauchte nur den Stecher nach hinten zu ziehen. Die Entfernung stimmte. Mit der Schrotladung konnte man auf diese Entfernung niemanden verfehlen.
    Er konnte es nicht.
    Horace weinte.
    »Ich kann es nicht«, schluchzte er. »Es ist mir unmöglich. Ich kann nicht auf dich schießen, Mary, nein, es geht nicht.« Die Kraft verließ ihn, und er schaffte es auch nicht mehr, die Schrotflinte zu halten. Sie rutschte ihm aus den Händen, prallte noch auf seine Beine und glitt an der rechten Seite her entlang zu Boden, wo sie liegenblieb.
    Mary hatte alles gesehen. Ihre Augen funkelten. Sie kam noch näher und öffnete den Mund. Sehr laut holte sie Luft, dann schickte sie ihrem Mann ein Nicken entgegen.
    Sie war Mary Sinclair, aber sie war es trotzdem nicht, denn in ihr steckte die Bestie.
    Die Seele, die…
    Plötzlich erstarrte sie. Das geschah von einer Sekunde zur anderen, und Horace, der so verletzlich auf dem Boden hockte, sah dies selbst durch den Schleier aus Tränen.
    Etwas war passiert!
    Er wartete, er schaute - und er entdeckte plötzlich etwas, mit dem er nicht zurechtkam.
    Hinter Mary war etwas in das Haus gequollen, mit dem er nicht zurechtkam. Es war ein Schatten, eine Wolke, wie er sie schwärzer und undurchdringlicher noch nie in seinem Leben gesehen hatte.
    Und die Wolke dehnte sich aus. Sie stieg der Decke entgegen. Sie war eine Gestalt und trotzdem gestaltlos, wobei sich in ihrem Zentrum zwei rote Augen abzeichneten.
    Der Spuk war gekommen!
    ***
    Die Zeit war nicht eingefroren, auch wenn es dem verletzen Horace F. Sinclair so vorkam. Äußerlich hatte sich für ihn zwar nichts verändert, trotzdem war eine Veränderung bei ihm eingetreten, denn er spürte sich selbst wieder.
    Jetzt merkte er, wie stark die Schmerzen waren, die von seiner Wunde ausgingen. Sie strahlten in seine Arme, und bis in die Finger hinein, die er nicht mehr krümmen konnte. Er hockte auf dem Boden wie ein Statist, der auf die Anweisungen eines Regisseurs wartete, um etwas unternehmen zu können.
    Aber da war niemand, der ihm das eine oder andere Wort gesagt hätte. Er mußte bleiben, er mußte warten, und er konnte nur mehr hoffen. Er war ein Zuschauer, der die fremde Magie und unbeschreibliche Kraft hautnah miterlebte.
    Die Wolke schwebte bereits über Marys Kopf. Sie stand da mit dem Gewehr in der Hand und wirkte wie eine Tote, denn auch in ihren Augen befand sich kein Leben mehr.
    Horace befürchtete das Schlimmste. Was er nicht geschafft hatte, das erledigte nun dieser absolut schwarze Schatten mit den glühenden Augen, aus dessen Zentrum plötzlich eine dumpfe Stimme erklang und Worte preisgab, die auch Horace hörte.
    »Ich will die Seele haben…«
    ***
    Es war ein Rennen und Stolpern zugleich. Die Zeit saß mir dabei im Nacken wie ein böses Tier.
    Beide trieben mich voran, dem Ziel entgegen.
    Die Haustür war verschlossen. Ich rammte die Klinke nach unten, ohne Erfolg. Leider besaß ich keinen Schlüssel zum Haus meiner Eltern, aber ich dachte an den vorn geparkten Wagen und eilte deshalb um die Ecke herum, wo ich auch das offene Garagentor sah, das mir wie ein aufgeklafftes Maul entgegengähnte.
    Nach dem Schuß war kein zweiter mehr gefallen. In meinem Innern tobte eine Hölle. Zu gut wußte ich,

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