Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0916 - Der Quellmeister und die Bestie

Titel: 0916 - Der Quellmeister und die Bestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
nicht mehr lange bis zur Essenszeit."
    Er sah den humpelnden Tantha, den diese Nachricht keineswegs zu erfreuen schien, besorgt an.
    „Du weißt doch noch, wo deine Wohnung ist - oder?" fragte er.
    „Ich werde sie finden", antwortete Tantha matt. „Fürs erste tut es mir gut, auf diesem Stuhl auszuruhen."
    „Sei mein Gast, solange es dir beliebt", bot ihm der Jüngere freundlich an. „Wenn das Essen kommt, kannst du gerne einen Bissen von mir abhaben."
    „Wie lange ist es noch bis zur großen Opferfeier?" erkundigte sich Tantha.
    „Noch zwei Proberr, hat Verdantor heute gesagt. Das bedeutet noch zwei Tage."
    „Ich werde sehr genau aufpassen müssen", beklagte sich der Humpelnde. „Der Rauch hat mich so verwirrt, daß ich kaum mehr weiß, wo die wirkliche Opferhalle ist."
    „Wer könnte sie je vergessen!" stieß der junge Priesteranwärter hervor. „Erinnerst du dich nicht mehr, wie das Unge ... die Gottheit auf uns zustieß und uns alle zu verschlingen drohte?"
    Der humpelnde Tantha schlug die Hände vors Gesicht.
    „Nie! Nie werde ich das vergessen!" rief er. „Aber ich weiß nicht mehr, wo es alles geschah!"
    „Darüber mach dir keine Sorgen", tröstete ihn der Jüngere. „Wenn der Aufruf kommt, brauchst du nur uns anderen zu folgen. Aber wahrscheinlich ist bis dahin deine Erinnerung längst zurückgekehrt. Um in die große Opferhalle zu gelangen, muß man durch den mittleren Stollen gehen, an der Wohnung des Oberpriesters vorbei und dann noch durch einen Stollen."
    Es pochte an der Tür, und eine Sekunde später wurde sie von draußen geöffnet. Ein vermummter Priester reichte eine Schüssel mit dampfendem Inhalt herein, dazu ein tönernes Gefäß, das Wasser enthielt. Er machte keine Bemerkung darüber, daß sich zwei Leuteinder Zelle aufhielten, sondern stellte die Behälter auf den Boden und schloß die Tür.
    „Greif zu!" forderte der junge Priesteranwärter seinen Gast auf. „Ich bin nicht besonders hungrig. Deine Erzählung hat mich aufgeregt, und die Aussicht, daß wir in zwei Tagen wieder eine Opferfeier haben werden, tut für meinen Appetit auch nicht besonders viel" Er hatte sich zuvor versprochen, als er Kukelstuuhr zuerst ein Ungeheuer hatte nennen wollen. Und jetzt gab er zu verstehen, daß ihm der Gedanke an die bevorstehende Opferfeier den Magen umdrehe. Der humpelnde Tantha konnte sich vorstellen, wie es ihm zumute war. Diese Männer und Frauen, die den Wagemut besessen hatten, in die Tiefen des Großen Gasthauses vorzustoßen, und die Klugheit, nicht an einer der Fallen zuschanden zu werden, traten nicht mit Begeisterung in den Dienst des Götzen. Sie waren froh, daß sie Kukelstuuhr nicht zum Opfer gefallen waren und sahen den Priesterdienst als die einzige Überlebenschance an.
    Der humpelnde Tantha holte die Schüssel zu sich heran und begann, mit den Fingern die breiartige Nahrung zum Mund zu führen. Gut schmeckte sie nicht, und von den Früchten, die er in der Pflanzung zum ersten Mal in seinem Leben genossen hatte, war in dem Brei keine Spur. Aber nahrhaft war das Gemenge. Tanthas Magen hörte auf zu knurren.
    Er aß nur so viel, wie er brauchte, um den ärgsten Hunger zu stillen. Dann schob er die Schüssel zurück und beendete die Mahlzeit mit einem Schluck aus dem tönernen Krug. Er wollte sich gerade bei seinem Gastgeber bedanken, da ließ sich von ferne ein grollendes, donnerndes Geräusch vernehmen, das die Wände und den Boden zum Zittern brachte und auf der Wasseroberfläche im Krug kleine, hastige Wellen erzeugte.
    „Was ist das?" fragte der humpelnde Tantha entsetzt.
    „Das hast du auch vergessen?" antwortete der Jüngere. „Die Gottheit läßt sich hören! Sie verkündet uns, daß sie auf das nächste Opfer wartet!"
     
    7.
     
    Inzwischen hielten auf der Oberwelt der Burg Murcons die Kämpfe zwischen den Interessengemeinschaften der Zaphooren an, und noch immer war nicht bekannt geworden, daß der vermeintliche Gastwirt, dem der blutige Streit galt, sich längst nicht mehr an der Oberwelt aufhielt.
    Für die Geister ‘der Vergangenheit, die, ihres Körpers beraubt, auf Murcons Geheiß ihren Lebensunterhalt fristeten, indem sie sich von den Qualen und dem Kummer derjenigen ernährten, die in Wirklichkeit ihre Nachfahren waren, war dies eine Zeit des Überflusses.
    Die Geister waren Arqualov, der ehemalige Anführer der Freibeuter, Parlukhian, sein Geschützführer, Lauridian, der Führer der Einsatztruppen, Tanniserp, der Orteroffizier, und Sinqualor, der

Weitere Kostenlose Bücher