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0916 - Der Quellmeister und die Bestie

Titel: 0916 - Der Quellmeister und die Bestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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können. Ich glaube, wir brauchen die Hoffnung auf aus Fleisch und Blut bestehende Körper nicht aufzugeben. Ich bin überzeugt, daß wir in den Körper eines Menschen schlüpfen können, wenn es uns nur gelingt, die richtigen Vorbedingungen zu schaffen. Die Vorbedingung muß nach meiner Ansicht sein, daß der Mensch unter allergrößter seelischer Qual im Begriff ist, den Geist aufzugeben. Wenn wir in diesem Augenblick zugreifen, werden wir erfolgreich sein."
    Abermals legte er eine Pause ein. Aber diese war kürzer.
    „Wenn wir uns aber Körper besorgen, dann sollten es die von Wesen sein, die sich von Natur aus in der Nähe Murcons äufhalten. Die Kukelstuuhr-Priester sind unser logisches Ziel. Wir werden unsere Opfer aus ihrer Mitte wählen. Und Murcon wird nicht erkennen, daß wir uns ihm nähern!"
    Da meldete sich Sinqualor zu Wort: „Wir wissen aber, daß das Ungeheuer Kukelstuuhr uns gefährlich werden kann. Wir wissen auch, warum.
    Es trägt Geist von unserem Geist in sich. Wie willst du dieser Gefahr begegnen?"
    „Das Monstrum zeigt sich nur alle paar Wochen einmal. Ansonsten hält es sich in einer besonderen Halle auf. Die Priester haben keinen Zugang zu dieser Halle. Wir suchen unsere Opfer dort, wo die Priester wohnen, kommen also mit Kukelstuuhr nicht in Berührung."
    „Du sprachst davon, daß wir nicht wußten, auf welche Weise das Volk der Priester entstand", bemerkte Tanniserp. „Weißt du es nun?"
    „Es entstand", antwortete Arqualov, „indem Murcon Bewohner seiner Burg in die Tiefe lockte und sie in seinen Dienst verpflichtete. Ihre einzige Aufgabe besteht darin, das Ungeheuer mit Nahrung zu versorgen. Dieser Tage entledigen sie sich ihrer Aufgabe, indem sie jeden einfangen, der sich in ihr Reich verirrt, und ihn Kukelstuuhr zum Fraß vorwerfen."
    „Welch ein abscheulicher Gedanke!" rief Lauridian aus. „Wo aber hält sich Murcon auf?"
    „Das weiß man nicht. Die Kukelstuuhr-Priester haben keine Erinnerung an Murcon. Es gibt einen Ort, den sie „das Murcon" nennen. Das ist der Zugang zu der Halle, in der sich das Ungeheuer aufhält. Ich schließe daraus, daß es jenseits des Zugangs mehrere Räumlichkeiten gibt, und in einer von diesen hält sich Murcon auf."
    „Hast du schon jemals daran gedacht", sagte Lauridian, „daß Murcon nicht mehr am Leben sein könne?"
    „Was soll das!" rief Arqualov. „Hat er uns gegenüber nicht bei jeder Gelegenheit davon geprahlt, daß er ein Mächtiger ist und zu den Zeitlosen gehört, die niemals sterben?"
    Da schwieg Lauridian beschämt; denn mit seiner Frage hatte er Kleinmut gezeigt.
    „Habt ihr sonst noch Fragen?" wollte Arqualov wissen.
    „Ja, noch eine", antwortete Parlukhian.
    „Ich habe die ganze Zeit über darauf gewartet, daß du den Mund aufmachst, Alter", reagierte Arqualov mit freundlichem Spott. „Was hast du auf dem Herzen?"
    „Wie hast du all diese Dinge in Erfahrung gebracht, wollte ich wissen."
    „Ich war drunten in der Tiefe. Im Land der Kukelstuuhr-Priester, das sie die Schleierkuhle nennen."
    „Obwohl du wußtest, daß Kukelstuuhr dir gefährlich werden konnte?"
    „Ich wüßte nicht, daß ich jemals eine Gefahr gescheut hätte, solange sie annähernd überschaubar war."
    „Ja, das hatte ich vergessen", bekannte Parlukhian nachdenklich. „Es scheint mir überhaupt, ich habe eine Menge vergessen. Daß wir Freibeuter sind. Daß wir uns vor dem Teufel nicht fürchten. Und daß wir einen Anführer haben, dem wir vertrauen und gehorchen!"
    „So ist es!" pflichteten Sinqualor, Tanniserp und Lauridian begeistert bei.
     
    *
     
    Der humpelnde Tantha stand auf.
    „Ich darf deine Gastfreundschaft nicht ausnützen", sagte er. „Ich gehe jetzt zu meiner Zelle."
    Der junge Priesteranwärter wollte davon nichts wissen, aber Tantha beharrte auf seinem Entschluß. Er merkte wohl, daß ihn der Jüngere bei sich behalten wollte, weil er der Einsamkeit überdrüssig war. Aber für den Humpelnden gab es wichtige Dinge zu tun. Im Lauf der Unterhaltung hatte er erfahren, daß in der Schleierkuhle in Kürze die Zeit anbrach, die man die Pause der Ruhe nannte, während der jeder schlief. Diese Pause wollte er benützen, um mehr über die eigenartige Welt des Götzen Kukelstuuhr in Erfahrung zu bringen. Er verabschiedete sich also - jedoch nicht ohne dem jungen Zaphooren zu versprechen, daß er am nächsten Tag zur Zeit der Mahlzeit wieder bei ihm vorsprechen würde.
    „Wolltest du das tun?" fragte der Jüngere begeistert. „Ich wäre dir

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