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0917 - Das Totenfest

0917 - Das Totenfest

Titel: 0917 - Das Totenfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Rhena lebt nicht mehr in London. Sie hat sich aus dieser Stadt zurückgezogen.«
    »Darf man fragen, wo sie sich aufhält?«
    »Sie dürfen, Mister, aber Sie werden keine Antwort von mir bekommen, denn ich weiß es selbst nicht. Sie ist gegangen, um die Welt zu erforschen. So sind die jungen Leute eben.«
    »Da haben Sie wohl recht.«
    »Da Sie jetzt meine Tochter und auch mich kennen, Mister, darf ich dann auch Ihren Namen erfahren?«
    »Gern. Ich heiße Suko.«
    »Nur?«
    »Ja, nichts weiter.«
    »Da haben Sie es gut.« Er grinste schief und strich über sein Haar. Dann schob er sich hinter Suko vorbei. »Sie wollten sich ja die besonderen Kerzen aussuchen.«
    »Hätte ich fast vergessen.«
    Hammer lachte und ging vor. Er betrat als erster einen Raum, der als Büro eingerichtet war. Auch dort roch es nach Kerzenwachs, und auf dem kleinen Schreibtisch stapelten sich Papiere mit Zeichnungen. Sie alle zeigten Kerzen in verschiedenen Variationen, wie Suko im Licht einer starken Lampe sehen konnte, denn durch das schmale Fenster stahl sich nur wenig Licht.
    Hammer war Sukos Interesse nicht verborgen geblieben. »Das ist meine Arbeit«, erklärte er.
    »Ich sehe es. Sie geben sich Mühe. Es sind außergewöhnliche Kerzenmuster.«
    »Ich habe schon Preise gewonnen. Ich produziere Kerzen für jede Gelegenheit, Suko. Für festliche Einweihungen ebenso wie für gewisse Familienangelegenheiten. Neulich hatte ich eine große Versicherung mit Kerzen versorgt. Sie haben, ihren Schau- und Ausstellungsraum eröffnet und alles sehr auf den Kubismus ausgerichtet. Entsprechend mußten meine Kerzen sein.«
    »Zu schade zum Abbrennen«, sagte Suko.
    »Sie sprechen es aus.«
    Suko verließ den Lichtschein. »Aber Sie nehmen auch kleinere Aufträge an?«
    »Ja. Viele Menschen wollen gerade die Sensibilität des Individuellen haben, denn Kerzen sind…«
    Bevor er ins Schwärmen geriet, kam der Inspektor auf den Punkt. »Was ist denn mit Beerdigungen? Stellen Sie dafür auch die entsprechenden Kerzen her?«
    Hammer lachte. »Natürlich, alle Wünsche werden erfüllt.«
    »Auch meine?«
    »Ich werde mich bemühen.«
    »Hm.« Suko nickte, kam aber noch nicht auf das eigentliche Thema zu sprechen, sondern wollte wissen, wo sich Lee Hammers Werkstatt befand, denn irgendwo mußte er die Kerzen ja herstellen.
    Hammer deutete mit dem Zeigefinger auf den Boden, und dabei grinste er breit.
    »Hier unter dem Raum?«
    »Ja.«
    »Im Keller also?«
    »Kann man sagen. Wenn Sie sich hier umschauen, Suko, werden Sie erkennen, daß die Häuser hier alle ziemlich alt sind. Sie sind auch unterkellert. Jeder Mieter hat mindestens einen Kellerraum. In meinem habe ich meine Werkstatt eingerichtet. Dort steht der Ofen, die Gießformen, da ziehe ich meine kleinen Kunstwerke.«
    »Kann ich mich dort umschauen?«
    »Warum?«
    »Weil ich bestimmte Kerzen haben möchte.«
    Hammer verzog die Lippen. »Ja, ich erinnere mich. Sie sind ja gekommen, um etwas zu erwerben.«
    »Genau. Man hat mir gesagt, daß Sie Kerzen nicht nur aus Stearin oder Wachs herstellen, sondern auch aus anderen, etwas ungewöhnlichen Materialien.«
    »Die wären?«
    Suko sah das Lauern im Gesicht des anderen. Er rechnete damit, daß Hammer Bescheid wußte, aber er wollte es auch weiterhin spannend machen und erklärte: »Das sage ich Ihnen unten.«
    »Gut, wie Sie wollen.«
    »Gehen Sie bitte vor.«
    Hammer schritt auf eine zweite Tür zu, die kaum auffiel. Er schloß sie auf, und feuchtere Luft wehte in das Büro. »Ich habe mir hier einen direkten Zugang zu meinen Kellerräumen geschaffen«, erklärte Hammer. »So habe ich es einfacher.«
    »Ja, das ist praktisch.«
    »Geben Sie acht. Die Stufen sind manchmal etwas glatt.«
    Suko ließ den Mann vorgehen und schaute zu, wie dessen Gestalt in der Düsternis verschwand. Auf den Bohlen klangen die Tritte dumpf. Im Dunkeln ging Hammer vor, bis er seinen Keller erreicht hatte. Erst dort machte er Licht. Der Arbeitsraum wurde relativ gut ausgeleuchtet. Suko stand noch auf der Treppe, und sein Blick durchsuchte den Keller.
    Da waren die beiden kleinen Öfen, die an der Wand standen. Er sah die Gießformen und die Rinnen.
    So hatten die Kerzenzieher in früheren Jahrhunderten gearbeitet, und Hammer hatte diese alte Technik übernommen. Ausgestellte Kerzen sah der Inspektor nicht, hier unten wurde nur gearbeitet, und ein fettiger Geruch schwängerte den Raum. Der Rauchabzug hätte besser sein können.
    »Kommen Sie, Suko, Sie wollten doch alles

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