0917 - Laertes' Grab
spurlos vorüber gezogen sein.
Was taten sie hier? Erschufen sie einen Zombie?
Zamorra hasste die ganzen Fragezeichen, die in seinem Kopf umher schwirrten.
Er warf einen Blick auf den Hauptmonitor, der die gesamte vordere Front der Zentrale ausfüllte. Es war noch weit bis Uskugen - viel zu viel Zeit, um zu grübeln…
***
Die ERHABENE Nazarena Nerukkar beobachtete die Reaktion des Problemlösers auf ihren direkt ausgesprochenen Befehl. Doch der blieb aus. Vielleicht war da ein feines Lächeln zu erkennen, das sich um seine schmalen Lippen gelegt hatte, doch Nazarena war sich auch da nicht so ganz sicher.
Sie taxierte Starless von Kopf bis zum Fuß.
Seine ganze Erscheinung war durchaus beeindruckend. Man konnte seine Statur hager nennen, doch zugleich wirkte er muskulös. Nie hatte Nazarena ihn anders als jetzt gekleidet gesehen. Seine lange Jacke, die bis hoch an den Hals geschlossen und schlicht geschnitten war, seine Hose… selbst die Stiefel… alles war in einem dunklen Grauton gehalten. Starless' Haare hingegen, die er schulterlang trug, zeigten ein helles Grau, das schon in Teilen weiß strahlte.
Sein Gesicht hingegen wirkte noch jugendlich, wurde von den hohlen Wangen, einem ausgeprägten Kinn und den schwarzen Augen bestimmt, die wie zwei Seelenfenster waren, in denen man sich verirren konnte.
Ein unveränderliches Kennzeichen war jedoch nicht zu übersehen. Die linke Augenbraue des Mannes fehlte. An ihrer Stelle prangte eine waagerechte Narbe, die bis zu seiner Schläfe reichte. Nazarena hatte schon erlebt, wie diese Narbe ein merkwürdiges Eigenleben entwickelt hatte. Das geschah, wenn Starless sich erregte; Narbe und Auge begannen dann heftig zu zucken. Doch das geschah äußerst selten, denn der Mann legte eine enorme Ausgeglichenheit an den Tag. Auch jetzt war das nicht anders.
Man konnte ihn nur schwer aus der Fassung bringen.
Nicht einmal mit dem Befehl, den ehemaligen ERHABENEN der DYNASTIE DER EWIGEN zu ermorden.
Nazarena bemerkte, wie die Gelassenheit dieses Mannes sie verunsicherte. Doch das ließ sie sich natürlich nicht anmerken.
»Hast du keine Fragen an mich?«
Starless blickte die ERHABENE gelassen an.
»Wenn du weitere Informationen für mich hast, dann wirst du sie mir sicherlich geben. Insbesondere über den momentanen Aufenthaltsort Ewigks. Das wäre allerdings sehr hilfreich.«
Nazarena schüttelte den Kopf und begann - ganz entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit - unruhig im Raum auf und ab zu gehen.
»Ted Ewigk ist zusammen mit einem EWIGEN namens Al Cairo irgendwo zwischen den Sternen unterwegs. Meine Spione haben mir immer wieder die entsprechenden Koordinaten übermittelt, doch seit einiger Zeit bleiben diese Informationen aus. Ich weiß also nicht, wo Ted Ewigk ist. Wie du das herausfinden willst, überlasse ich ganz deinem besonderen Talent. Bisher hast du mich noch nie enttäuscht.«
Starless reagierte nicht auf dieses Kompliment.
»Du willst Ewigk töten - warum?« Er rechnete nicht wirklich mit einer Antwort. Die ERHABENE hatte es nicht nötig, sich zu rechtfertigen. Doch Starless erlebte eine Überraschung. Nazarena Nerukkar begann zu sprechen.
»Warum ich ihn töten will? Er war einst der ERHABENE, gab diese Würde von sich aus zurück. Immer wieder erklärte Ewigk, dass er mit der DYNASTIE nichts mehr zu schaffen hatte. Doch nach wie vor besitzt er seinen Machtkristall - und der ist eine latente Bedrohung für mich. Glaube mir, es fehlt nicht an Alphas , die nur darauf warten, mich zu beseitigen. Das war in der DYNASTIE DER EWIGEN schon immer so und wird sich niemals ändern. Machtstreben ist das höchste Ziel für einen jeden EWIGEN.«
Sie hielt inne, blickte Starless direkt an, der nach wie vor unbeteiligt, zumindest aber unbeeindruckt schien.
»Ted Ewigk hat sich mit Al Cairo zusammen getan. Und wenn schon nicht Ewigk, so doch ganz sicher Cairo trachtet nach meinem Amt. Daraus macht er auch keinen Hehl. Wenn meine Spione mir die ganze Wahrheit berichtet haben, dann schart dieser Cairo eine kleine Flotte von Kampfraumschiffen um sich, deren Kommandanten ihm treu ergeben sind. Das kann für mich nur eines bedeuten - er plant die Übernahme der DYNASTIE und meinen Tod.«
»Du glaubst, Ewigk ist so beeinflussbar, dass er Cairo dabei unterstützt?«
Nazarena Nerukkar zuckte mit den Schultern. Was sollte sie darauf antworten?
»Ich weiß es nicht, aber möglich ist alles. Doch es geht mir nicht nur um die Zerschlagung der Cairo-Gruppe, sondern um den
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