0917 - Laertes' Grab
es waren eher die Gescheiterten dieser auf Erfolg und Rangordnung eingestellten Gesellschaft, die hier eine Bleibe fanden.
Der Schatten fand rasch die Parzelle, die er suchte. Es waren nur drei Räume, die er hinter der leicht zu überwindenden Tür fand. Im hinteren - dem Schlafzimmer - lagen zwei Personen in einem breiten Bett. Sie schliefen so tief, dass sie ihn nicht bemerkten.
Die Frau tötete der Schatten, indem er ihr das Genick brach. Den Mann rüttelte er so lange wach, bis der seinen Rausch vergaß und seinem Henker entsetzt in die Augen blickte.
Der Schatten stellte nur eine einzige Frage, die der Mann jedoch nicht beantworten wollte. Es bedurfte keiner langen Folter, um ihn doch zum Sprechen zu bewegen. Schmerzen mochte er nicht ertragen - also übergab er dem Schatten einen Datenspeicher, den der in einer Tasche seiner Jacke verschwinden ließ.
Dann schnitt der Einbrecher dem unglücklichen EWIGEN mit einer rasiermesserscharfen Klinge die Kehle durch. Er schlürfte genüsslich das sprudelnde Blut, von dem er sich anschließend im winzigen Bad reinigte.
Er hatte, was er wollte - und das war viel einfacher gewesen, als er befürchtet hatte.
Jetzt musste er nur noch die Koordinaten auswerten, die der Delta ihm schlussendlich ja doch ausgehändigt hatte. Alles Weitere sollte kein Problem mehr sein.
Mit seinen Referenzen, die ihm die ERHABENE schon vor langer Zeit ausgestellt hatte, konnte er an Bord jedes Schiff der DYNASTIE DER EWIGEN gehen, und dessen Zielort bestimmen.
Starless verließ zufrieden den Ort, an dem er zwei Leichen hinterließ.
***
Artimus van Zant stützte Rola DiBurn, die zu schwach war, um sich noch alleine auf den Beinen zu halten. Die Miene des Physikers wirkte verschlossen und verkrampft. So oft er auch versuchte, sich und die Menschen, die ihm wichtig waren, aus allem herauszuhalten, so oft fand er sich und sie wieder einer neuen Gefahr ausgesetzt, die ihr Leben bedrohte.
Nicole Duval und Professor Zamorra machten sich daran, dieses riesige Gräberfeld zu untersuchen. Nicole kniete neben einer der Grabplatten.
»Sieh dir das nur an. Das sind wunderschöne Symbole, die man hier in den Stein geschlagen hat. Wer das gemacht hat, der ist ein wahrer Künstler.«
Zamorra hatte nur wenige Blicke für die Platten, die Nicole so begeisterten. Er spähte immer wieder in alle Richtungen. Wenn das hier der Friedhof der Wesen war, die am Fuß des Berges ihre Siedlung gebaut hatten, dann waren sie auch in der Lage, die Steilwand zu erklimmen. Aartje Vaneiden hatte bezweifelt, dass ein Volk ohne technische Hilfsmittel das schaffen konnte, doch die Gräber sprachen eine ganz andere Sprache.
Kein Volk, diese Erfahrung hatte Zamorra schon mehr als nur einmal gemacht, duldete es, dass Fremde auf den Grabstätten seiner Vorfahren herumtrampelte. Das würde hier sicherlich nicht anders sein, also rechnete der Professor mit einer Konfrontation. Wieder ging seine Hand ganz automatisch zu der Stelle, an der sonst Merlins Stern hing.
Vielleicht hätte er das Amulett doch noch nicht in Asmodis' Hände geben sollen? Aber welcher Zeitpunkt wäre sonst richtig gewesen? Irgendwie konnte er doch wirklich jeden Tag damit rechnen, die Silberscheibe zum Einsatz bringen zu müssen. Also musste es jetzt einmal ohne Merlins Stern gehen - zudem der ihm nach Merlins Tod wahrlich keine große Hilfe gewesen war.
Laertes' Stimme erklang aus Rolas Mund.
»Artimus, du musst mich tragen. Schnell - Rola wird immer schwächer und mir ergeht es nicht besser. Wir werden beide vergehen, wenn wir uns nicht beeilen. Ich weise dir den richtigen Weg .«
Zamorra und Nicole kamen sich reichlich hilflos vor. Sie konnten nichts anderes tun, als zu beobachten, wie der kräftige van Zant die kleine Rola DiBurn auf seine Arme hob und sich zwischen den Gräbern einen Weg suchte. Leise Worte drangen aus Rolas Mund, die nur der Physiker verstehen konnte.
Gesteuert wie eine Marionette ging er scheinbar zielstrebig und ohne zu zögern zwischen den Grabreihen her. Zamorra und Nicole folgten in einigem Abstand. Der Professor blickte zum Spider , der durch den Schattenschirm geschützt war und nun wie eine dunkle Wolke erschien, die sich auf das Plateau gesenkt hatte. Aartje Vaneiden und Kobylanski beobachteten von dort aus aufmerksam das Geschehen, da war Zamorra ganz sicher. Und im größten Notfall würde Valentin auch nicht zögern, die Bordkanonen zum Einsatz zu bringen. Der gebürtige Pole konnte mit den Geschützen
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