0918 - Höllen-Engel
Amokfahrer das Grauen gebracht hatte.
Die erste Etage hatte er erreicht, blieb für einen Moment stehen und schaute sich um.
Zwei Wohnungen standen zur Verfügung, und in beide blickte er nicht hinein. Es gab keine Türen mehr, nur noch Löcher in den Wänden. Ein Zeichen, daß die Wohnungen verlassen waren.
Wenn er etwas finden wollte, dann weiter oben, und so setzte Walcott seinen Weg fort.
Stufe für Stufe ließ er hinter sich. Der nächste Absatz geriet in den Schein der Lampe. Dahinter schob sich eine weitere Treppe hoch, und plötzlich wußte Dan, daß er nicht mehr weiter zu laufen brauchte. Er hatte es einfach im Gefühl, dicht vor dem Ziel zu stehen, und den nächsten Absatz überwand er schnell.
Dann blieb er stehen, drehte sich - und nickte.
Ja, er war da!
Der Lampenstrahl traf eine Tür. Nur eine! Es gab eben nur diese eine Wohnung hier und keine zweite mehr. Hier mußte dieser Arnold Blake gehaust haben.
Walcott leuchtete die Tür an. Sie hielt den Vergleich zur Haustür nicht stand. Sie war längst nicht so vergammelt und zeigte einen rostroten Anstrich. Der Polizist konnte die Farbe sogar noch riechen, so frisch war sie.
Farbe wie Blut!
Dan mußte schlucken, als er daran dachte, und er schüttelte sich für einen Moment. Dann erst trat er näher an die Tür heran. Er probierte noch nicht, ob sie verschlossen war, er wollte zunächst feststellen, ob der Anstrich noch feucht war. Das war nicht der Fall. Er betrachtete die Klinke, die im Gegensatz zur Farbe der Tür schwarz war wie Teer.
Dan Walcott legte die Hand darauf. Dann zuckte sie nach unten. Die Klinke ließ sich bewegen, ein erstes, positives Zeichen, aber noch bestand kein Grund zum Jubeln.
Sekunden später schon, denn da gelang es ihm, die Tür nach innen zu drücken. Er hielt sie einen Spaltbreit offen. Jetzt hätte er eigentlich zufrieden sein müssen, denn er stand dicht vor seinem Ziel.
Dan war es seltsamerweise nicht. Die Angst kroch langsam in ihm hoch und legte auch einen Schauer auf seine Haut. Er hatte den Eindruck, daß etwas nicht stimmte. Es konnte an der Ruhe liegen, an dieser seltsamen Stille. Die ihm vorkam, als wäre sie künstlich, um Besucher in die Falle zu locken.
Noch hatte er die Wohnung nicht betreten, was sich allerdings änderte, denn er schob die Tür weiter auf, was beinahe lautlos ablief. Er konnte in die Wohnung hineinschauen und war im ersten Moment überrascht. Im Lampenstrahl entdeckte er, daß Türen entfernt und Zwischenwände herausgerissen waren.
Der Polizist schlich über den alten Bretterboden. Er hörte das leise Knarzen der Dielen und spürte in seinem Innern die Spannung wie einen Fieberstoß.
Er atmete durch die Nase. Die Luft strömte dabei an seinen Lippen entlang und kitzelte das Kinn.
Die nächsten Schritte brachten ihn tiefer in die Wohnung hinein. Er hatte sich schon einen Punkt ausgesucht, wo er stehenbleiben wollte, es war ungefähr die Mitte, und hier begann er mit seiner direkten Durchsuchung.
Konnte hier überhaupt jemand leben? Hier, bei Fenstern, die im Prinzip keine mehr waren, weil die Scheiben mit schwarzer Farbe bestrichen waren. Es gab keine Lücke, durch die er hätte nach draußen sehen können. Diese Wohnung glich einer Gruft, und es hatte sich auch etwas Unheimliches zwischen den Wänden aufgebaut.
Auf der anderen Seite war sie relativ normal, denn er sah dort, wo zwei Fenster dicht beisammen standen, ein Lager auf dem Boden. Matratzen, eine alte Decke, daneben noch andere Decken und auch ein schwarzes Telefon mit Wählscheibe, das auf dem Boden stand.
Hier hatte jemand gelebt, und Dan wußte auch, wie der Mann geheißen hatte.
Auf der Stelle drehte er sich um und ließ den Lichtkegel mitwandern. Lautlos strich er über bestimmte Stellen an der Wand hinweg. Er glitt weiter und erfaßte jetzt den Teil der Wohnung, der vorhin in Dans Rücken gelegen hatte.
Schwarz - pechschwarz. Wie dicke Tinte hing die Finsternis von der Decke und reichte bis zum Boden.
Dan wußte sehr schnell Bescheid, denn im blassen Kegel des Scheinwerfers erschienen die breiten Falten eines Vorhangs, die wie Wellen aussahen. Also war die Wohnung geteilt worden. Deshalb hatte man die Mauern herausgebrochen, um Platz für den Vorhang zu haben. Ein Vorhang verfolgte einen bestimmten Zweck, und Dan ging davon aus, daß es auch in diesem Fall so war. Er sollte etwas verbergen, aber was es war, darüber rätselte er noch.
Der Beruf hatte ihn gelehrt, vorsichtig zu sein, und diese Vorsicht ließ
Weitere Kostenlose Bücher