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0919 - Bücher des Grauens

0919 - Bücher des Grauens

Titel: 0919 - Bücher des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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Jeeeeeeeeeetzt!! «
    Laut schallte der schrille Ruf über die Straße und hallte von den Wänden der Häuser wider. Sofort kam Bewegung in die Büsche. Mit einem Mal lösten sich diverse Gestalten aus dem Gehölz - Menschen! Sie trugen bräunlichgrüne Kleidung, die seltsam abgewetzt und heruntergekommen aussah, aber ganz offensichtlich nahezu nahtlos mit dem Blattwerk verschwamm, das die Wände bedeckte. Und sie hingen an Seilen, mit denen sie sich nun gekonnt und binnen weniger Sekunden von ihren Verstecken zum Erdboden bewegten. Nein , dachte Zamorra überrascht und kämpfte dagegen an, dass ihm vor lauter Atemnot die Sinne schwanden, während ihn der Zug der Tentakel dem Eingang unerbittlich näher brachte, keine Seile. Das sind Lianen, Äste…
    Pfeile flogen von irgendwo her in sein Sichtfeld, prasselten neben seinem Kopf ins Gras und trafen auf die glitschigen Greifarme, die ihn in ihrer Gewalt hatten. Manche blieben sogar stecken.
    » Gruppe zwei, verdammt noch mal! Los! «
    Wie aus dem Nichts waren plötzlich weitere der Gestalten herbei. Sie tauchten aus dem Unterholz auf, liefen über das Gras, hoben die Arme und präsentierten lange Klingen, die hell im Licht des Tages glänzten. Die Tentakel wanden sich unter ihrem Angriff, und Zamorra wurde unsanft von einer Seite auf die andere gedreht. Für einen Augenblick verlor er jegliche Orientierung. Er sah Menschen, die auf die Greifarme einschlugen, wie Holzfäller auf einen alten Baum. Klaffende Wunden trieben sie in die Tentakel, aus denen eine zähe, dampfende und schwarze Flüssigkeit hervordrang. Die dünneren der Greifarme hatten bereits von Zamorra abgelassen, woraufhin die rätselhaften Retter ihre Bemühungen auf die dicken Tentakel konzentrierten.
    Und tatsächlich: Einen nach dem anderen brachten sie zu Fall.
    Die ganze Aktion hatte vielleicht drei Minuten gedauert, in denen Zamorra hilflos in den Fängen des Ungetüms gehangen und das bizarre Geschehen aus der Vogelperspektive beobachtet hatte, ohne eingreifen zu können. Nun aber, als sich die glitschigen Arme nach und nach von ihm zurückzogen, kam er wieder frei. Etwa zwei Meter über dem Boden.
    Der Sturz war schnell und hart - trotz des überwucherten Bodens, der die Wucht des Aufpralls zumindest ein wenig abfederte. Mit einem laut hörbaren Keuchen kam der Meister des Übersinnlichen unsanft auf der Erde auf. Für einen kurzen Moment verlor er jegliche Orientierung, lag einfach nur im Gras und atmete - endlich wieder ungehindert atmen! -, während ein stechender Schmerz durch seinen Rücken zuckte, seine Lungenflügel schrien und helle Punkte vor seinen Augen flimmerten. Schweiß lief ihm in Strömen aus allen Poren und ließ das abgewetzte Leinenhemd, das ihm Gutenberg gegeben hatte, wie einen nassen Lappen an seinem Körper kleben.
    Ein lautes Geheul setzte ein, das tierisch klang, aber von den mysteriösen Menschen stammte, die so passend zu Zamorras Rettung erschienen war. »Wir haben's geschafft!«, brüllte einer von ihnen, ein etwa einen Meter sechzig großer und schmächtiger Kerl mit roten Haaren und Sommersprossen. Sind das etwa Kinder? , schoss es dem Professor durch den Kopf.
    »Was denkst denn du?«, drang eine Erwiderung von irgendwoher an Zamorras Ohr. »Ich hab euch Hosenscheißern doch gesagt, dass wir gemeinsam alles auf die Beine stellen können, was wir wollen - egal, was Aldebar erzählt. Aber jetzt sollten wir sehen, dass wir von hier verschwinden. Bei dem Lärm, den wir gemacht haben, kann es sich nur um Sekunden handeln, bis die ersten Slissaks hier auftauchen.«
    Zamorra verstand kein Wort. Ihm war schwindelig, und als ihn plötzlich Hände unter den Achseln packten, ihn hoch hoben und wegtrugen, musste er sich übergeben. Vor seinen Augen wurde es zunehmend schwarz, während sich eine Ohnmacht anschlich.
    »Iiih!«, machte eine Stimme rechts von ihm, doch seine Sicht war schon zu eingeschränkt, um ihre Quelle ausmachen zu können. »Jannik, der kübelt!«
    Abermals die andere Stimme. Sie schien dem Anführer dieser Truppe zu gehören. »Würdest du auch, nach der Attacke. Und jetzt schnell. Da vorne geht es nach unten, das sollten wir schaffen.«
    Kraftlos ließ sich Professor Zamorra von seinen unbekannten Rettern weiterschleifen und konnte ihnen nichts entgegensetzen. Mit jedem Schritt, den die Burschen machten, schossen neue Schmerzen durch seinen Leib, und irgendwann schaltete sich sein Verstand einfach ab, wie eine Sicherung, die durchbrannte. Das Letzte, was

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