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0919 - Bücher des Grauens

0919 - Bücher des Grauens

Titel: 0919 - Bücher des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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Zamorra sah, bevor er sich ganz der gnädigen Schwärze übergab, war eine umgestürzte Statue. Sie zeigte einen Mann, den er kannte: Johannes Gutenberg.
    Nur: So hatte er ihn noch nie gesehen!
    ***
    Sie kamen vom Himmel, und sie brachten den Tod.
    Das wusste Nicole Duval, sobald sie die monströsen Kreaturen sah, welche sich am Horizont abzeichneten. Woher diese Gewissheit kam, konnte sie nicht sagen - ob sie Instinkt oder ihren magischen Fähigkeiten zuzuschreiben war -, aber sie blieb sich sicher. Absolut sicher.
    »Mon dieu…« Madame Claires Stimme war nur mehr ein Flüstern. »Mademoiselle, haben Sie das gesehen? Diese… diese Wesen da hinten. Sie kommen aus den Sonnenstrahlen!«
    Die fahle Lichtquelle am gelblichen Firmament hatte Fäden gezogen, und dort, wo diese den Erdboden berührten, waren schimmernde Monstren entstanden, tentakelbewehrte Kreaturen, wie sie Nici noch nie zuvor gesehen hatte. Und sie kamen auf sie und die treue Köchin zu.
    »Ich weiß«, sagte Nicole leise. »Aber fragen Sie mich nicht, was das ist. Ich habe genauso wenig Ahnung, wie Sie.« Sanft legte sie eine Hand auf Claires Schulter. »Lassen Sie mich mal schauen, ob ich etwas herausfinden kann.«
    Unter den fragenden Blicken der zitternden Köchin konzentrierte sich Nicole Duval auf die Wesen in der Ferne und weitete ihren Geist aus. Auf telepathischem Weg versuchte sie, mehr über die Kreaturen in Erfahrung zu bringen, doch erwies sich das Unterfangen als anstrengender, als sie erwartet hat…
    HEIM!
    Es war kein Wort, kein Gedanke, wenngleich es sich zunächst so darstellte. Sondern ein Gefühl, eine innere Überzeugung, die plötzlich und ohne Vorwarnung ihren gesamten Geist ausfüllte und von ihrem Verstand in Begriffe übersetzt wurde, die zu verstehen Nicole imstande war. Und es war ohne jeden Zweifel schwarzmagischen Ursprungs.
    HEIM! ENDLICH HEIM! ENDLICH GESCHAFFT!
    Nici erbebte unter der Wucht der auf sie einprasselnden Eindrücke. Wer oder was immer da auf sie zueilte - es betrachtete diese Welt als sein Eigentum. Und es schien sehr lange darauf gewartet zu haben, sich ihrer zu bemächtigen.
    Es war gierig.
    Hungrig.
    Wie maßlose Raubtiere griffen die Wesen nach Nicoles Geist, streckten ihrerseits telepathische Fühler aus und griffen sich alles, was sie erreichen konnten. Nici spürte ihren Hass, ihre Gier und ungezügelte Energie, als wären sie ein Teil ihrer selbst. Und sie erschauderte vor Abscheu und Furcht.
    Ruckartig zog sich Nicole aus der geistigen Verbindung zurück. Kurz drehte sich die Welt vor ihren Augen, während ihr Verstand mit der abrupten Trennung umzugehen versuchte. »Wir sollten verschwinden, zurück ins Château«, sagte sie keuchend und streckte eine Hand aus, um sich an Madame Claires Schulter abzustützen.
    Dann hielt sie inne und riss entsetzt die Augen auf.
    Claire lief der Schweiß in Strömen von der Stirn. Sie zitterte wie Espenlaub, wagte es aber sichtlich nicht, sich von der Stelle zu rühren - denn zwei dicke, glitschig glänzende Tentakel hielten ihren Körper fest umschlungen, und ein dritter wand sich um ihren Mund und erstickte jeden Laut, den die Köchin hätte machen können! Sie war gefangen.
    Nici traute ihren Augen kaum. Die telepathische Verbindung schien deutlich länger gedauert zu haben, als es ihr vorgekommen war, denn drei der rätselhaften Kreaturen hatten sich den beiden Frauen bereits bis auf wenige Meter genähert. Es waren Giganten, riesige und mit schuppiger Haut überzogene Leviathane des Fleisch gewordenen Bösen. Ungestaltete, haarlose Leiber voller schwärender Öffnungen, die dampften und dunkle, breiige Substanzen absonderten. Große, tiefschwarze und pupillenlose Augen über einem unförmigen, mehrlippigen Maul, das ständig zu wabern und in Bewegung zu sein schien. Sie stanken zum Himmel, zischten und schnauften bei jeder neuen Vorwärtsbewegung, doch trotz ihres eher klobigen Erscheinungsbildes bewegten sie sich mit einer Schnelligkeit, die ihresgleichen suchte.
    Und sie streckten ihre langen, dicken Tentakel nach Claire und Nicole aus.
    Sofort überwand Nici ihre Überraschung und ging in die Defensive. Sie konzentrierte sich abermals, rief alle magische Kraft auf, die sie aufbringen konnte, und stemmte sie den Wesen entgegen, die sich Madame Claires bemächtigt hatten. Doch was dann geschah, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren.
    Claires Blick war ein einziger unausgesprochener Hilferuf, voller Verzweiflung und Furcht. Nici konnte förmlich sehen,

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