092 - Da lacht der Satan
sie, die Herrin der Finsternis, einfach zur Seite, und sie hatte nicht die Kraft und nicht die Unterstützung der anderen Dämonen, ihm ihren Willen aufzuzwingen oder ihn aus dem Weg zu räumen.
Es kostete Hekate einige Anstrengungen, sich zu beherrschen.
„Wann willst du mit dem Werk beginnen, Luguri?" fragte sie.
„Bald. Aber zuvor will ich noch eine wilde, dämonische Orgie feiern, denn ich habe sehr viel nachzuholen nach den Äonen in dem öden Felsengrab. Schick mir schöne Weiber, berauschende Getränke und ein paar zügellose Dämonen als Kumpane! Aber schnell! Sonst lasse ich von diesem Schloß keinen Stein auf dem anderen."
Hekate neigte leicht den Kopf und wollte gehen. Aber Luguri hielt sie zurück.
„Du bist natürlich mein Ehrengast, Fürstin der Finsternis. Ich will sehen, wie dir ein Dämonenfest nach alter Art gefällt."
Wenig später war im Saal nebenan alles vorbereitet. Luguri, das stinkende, zottige Ungeheuer, nahm an der Stirnseite der Tafel Platz. Zu seiner Rechten saß Hekate, und zu ihnen gesellte sich der Abschaum der Dämonen. Wilde und zügellose Schwarzblütige waren es. Luguri feuerte sie noch an. Drei Dutzend ausgewählt schöner Mädchen kamen in den Saal, der von schwarzen Wachskerzen erhellt wurde. Sie waren nur spärlich bekleidet, und ihre Augen hatten einen besonderen Glanz. Drogen und Schwarze Magie machten sie willenlos. Aber irgendwann würde ihnen Luguri das Bewußtsein wiedergeben, um sich an ihrem Entsetzen zu weiden.
Die wüste Dämonenfeier begann.
In dieser Nacht geschahen so grauenhafte Dinge, daß sogar Hekate, die Fürstin der Finsternis, schwer erschüttert war. Sie war ein böses, dämonisches Geschöpf, doch an Luguri konnte sie nicht heranreichen. Nach dieser Nacht gab es nur noch eines, was größer war als ihr Haß auf den Erzdämon: ihre Furcht vor ihm.
Los, du faules Luder! Heraus aus dem Bett! Heute ist der Tag, an dem du die mächtigste und reichste Frau der Welt werden sollst, sagte sich La Papesse, als das Radio sie weckte.
Ein Nachrichtensprecher verlas die Acht-Uhr-Nachrichten. La Papesse setzte sich auf. Die Decke rutschte von ihren Brüsten, und sie gähnte herzhaft.
La Papesse schlief in einem kreisrunden, schwarzen Bett. Die Wände ihres Schlafzimmers waren schwarz, silbern und rosa - Seidentapeten -, und die Decke war mit Spiegelglas verkleidet. Auf dem Boden lag ein flauschiger, roter Teppich.
La Papesse schlug die schwarzen Laken zurück, reckte und dehnte sich und betrachtete ihren nackten Körper im Spiegel. Sie war zufrieden mit dem, was sie sah. Mit ihren dreiunddreißig Jahren war sie eine äußerst attraktive, dunkelhaarige, schlanke Frau mit langen Beinen und Brüsten, die auch ohne Silikonspritzen die Form behielten.
Die Frau erhob sich und trat ans Fenster. Ein Knopfdruck, und die schwarz-silbernen Stores glitten auseinander. La Papesse bewohnte eine Fünf-Zimmer-Suite im Stockwerk 12 A des „Atlantic Palace Hotels" in der Fifth Avenue von Manhattan, direkt am Central Park. Sie war Dauermieterin. Ein reicher Gönner zahlte die Miete für die Suite.
La Papesse, mit richtigem Namen Shirley La Motte, schaute hinaus in den trüben Oktobermorgen. Im Central Park wogten noch Nebel.
Das Haustelefon summte. Ärgerlich nahm La Papesse ab. Ritchie meldete sich. Sie kannte Ritchie seit der Zeit, da sie in der Bronx zwischen Mülltonnen gespielt hatten. Jetzt hatte sie es geschafft, und er wohnte bei ihr als Junge für alles. Er war der einzige Mensch in der ganzen verdammten Elf- Millionen-Stadt, dem sie traute.
„Schon wach?" fragte Ritchie mit seiner heiseren Stimme.
„Das hörst du doch. Was gibt es?"
„Mr. Ackroyd ist am Apparat. Er braucht dringend eine Beratung, heute morgen noch. Es geht um eine wichtige geschäftliche Entscheidung, die ihn ganz nach oben bringen oder bankrott machen kann."
Neill Ackroyd war einer der gierigsten Haifische der Wall Street, ein Geschäftsmann, viele Millionen schwer.
„Ich habe dir doch gesagt, daß ich heute keine Termine annehme."
„Er sagt, er zahlt fünfzigtausend Dollar. Überleg es dir gut! Das ist eine Menge Geld für ein paar Minuten Arbeit. Ich kann den Scheck schon einlösen, während er bei dir ist."
„Es geht nicht, Ritchie. Wirklich nicht. Er soll die Sache verschieben und morgen kommen, zu jeder Zeit, die ihm paßt."
Ritchies Stimme war es anzuhören, daß ihm diese Entscheidung nicht gefiel. „Gut."
La Papesse hängte sich seufzend einen rotseidenen Kimono über
Weitere Kostenlose Bücher