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092 - Der Herr des Schreckens

092 - Der Herr des Schreckens

Titel: 092 - Der Herr des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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die Ärzte ihn sezieren, um vielleicht einen Hinweis darauf zu entdecken, wie er sich hat bewegen und diese Botschaft übermitteln können. Sie werden jetzt nach Hause gehen, Mademoiselle Dulac, nehme ich an?“
    „Ja. Meinem Vater werde ich erst nach dem Aufstehen von diesem Zwischenfall berichten. Er erfährt es früh genug.“
    „Das ist auch meine Ansicht, Mademoiselle Dulac. Was werden Sie tun, Monsieur Arvois?“
    „Nach Hause fahren und schlafen. Das heißt, wenn ich nach diesem schrecklichen Vorfall ein Auge zu tun kann. Eine Leiche, die auf den nächtlichen Straßen von Paris umher läuft. Mich schaudert, wenn ich nur daran denke.“
    Der Inspektor ließ die beiden jungen Leute gehen. Robert Arvois fuhr Nicole nach Hause. Er wartete, bis einer der beiden zur Bewachung Professor Dulacs eingeteilten Polizisten die Tür öffnete und Nicole einließ. Der Polizist, mit dem Nicole am Telefon gesprochen hatte, und der noch vor Inspektor Giraud und der Mordkommission am Square J. Morin eingetroffen war, war sofort zur Wohnung des Professors zurückgekehrt, als er sah, daß er nicht länger gebraucht wurde.
    Arvois fuhr zu seiner bescheidenen Studentenbude in der Rue Marise am Centre Sportif. Es war schon kurz vor 1.30 Uhr, als er dort eintraf, und er war todmüde.
    Er sah sich mißtrauisch um, ehe er die Haustür aufschloß, und er knipste erst das Licht an, ehe er das Treppenhaus betrat. Der Schreck war Arvois in die Glieder gefahren. In seinem Ein-Zimmer-Apartment sah er sogar unter das Bett.
    Trotz seiner Müdigkeit zündete er sich noch eine Zigarette an, öffnete das Fenster und sah über die Dächer und das Lichtermeer von Paris. Vor seinem geistigen Auge erschien das entstellte Leichengesicht mit den freiliegenden Knochen und den Verwesungsflecken.
    Robert Arvois war ein Mann, dem Angst fremd war. Mit seinen vierundzwanzig Jahren konnte er die Gelegenheiten in seinem Leben, bei denen er sich gefürchtet hatte, an den Fingern abzählen. An diesem Tag aber hatte er gründlich erfahren, was Entsetzen und Grauen sind.
    Seine überreizten Nerven ließen ihn trotz der Müdigkeit nicht gleich einschlafen. Er dachte nach, dachte an Professor Dulac und seine unheimlichen Widersacher. Welche Mächte waren es, die sogar modernde Leichen aus dem Grab zwangen und nach ihrem Willen handeln ließen?
     

     
    Chandar-Chan ging unruhig in seinem luxuriös eingerichteten Arbeitszimmer auf und ab. Die Wände des Raumes waren mit schwarzem Samt ausgeschlagen, den Bilder mit Darstellungen von dämonischen Lebewesen und Schreckensszenen zierten. Auf einem Regal standen in Flaschen allerlei Ingredienzien. Die Flaschen trugen in lateinischer Sprache und in noch älteren Sprachen Bezeichnungen wie Krötensud, Teufelskraut und Totenmehl.
    An zwei Wänden reichten hohe Regale mit alten, ledergebundenen Büchern bis zur Decke. Ein Großteil der Bücher war handgeschrieben. Der große Raum barg mehr schaurige Geheimnisse und Schreckensformeln in den alten Folianten, als irgendein anderer auf der Welt.
    Auf Chandar-Chans Schreibtisch, über dem eine Öllampe brannte, stand ein Totenkopf, und neben der Eingangstür ein komplettes Gerippe mit einer Sense und einem Stundenglas. Außerdem gab es in dem Raum mit den dicken Bodenteppichen und den goldbestickten Fenstervorhängen verschiedene Gegenstände, deren Verwendungszweck auf den ersten Blick nicht klar ersichtlich war.
    Chandar-Chan sah auf die große, wertvolle Standuhr. Er setzte sich in den Schreibtischsessel und nahm eine Kristallkugel aus der Schublade. Er legte sie vor sich auf den Schreibtisch, starrte intensiv darauf und rieb mit den Händen darüber.
    Zuerst wurde die Kristallkugel milchig und undurchsichtig, dann waren plötzlich Konturen darin zu erkennen. Die Umrisse zweier Männer, die in einem altertümlich und spärlich möblierten Raum standen. Es war, als schwelle die Kristallkugel an. Chandar-Chan sah die beiden Männer lebensgroß vor sich, aber wie hinter einer schimmernden Glaswand.
    Es waren Taschmosch und der Lönchen.
    „Was habt ihr erreicht?“ fragte Chandar-Chan.
    Taschmosch verbeugte sich tief. Der Lönchen verzog spöttisch die Mundwinkel, ehe er knapp den Kopf neigte.
    „Ich habe mit Professor Dulac Kontakt aufgenommen und ihm Euren Wunsch und Willen mitgeteilt, großer Chandar-Chan“, sagte Taschmosch. „Als er sich strikt weigerte, versuchte ich, zunächst, ihn zu entführen. Aber die Umstände vereitelten meine beiden Versuche.“
    Taschmosch

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